Bauexpertin bei "illner": "Jetzt ist die Party vorbei"
"illner"-Debatte zu Wohnungsbau:Bauexpertin: "Jetzt ist die Party vorbei"
von Torben Schröder
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Hunderttausende Wohnungen fehlen jedes Jahr. Julia Klöckner (CDU) kritisiert das "Förderchaos" der Ampel, Kevin Kühnert (SPD) will vor allem günstigen Wohnraum schaffen.
Keine Fördergelder für die Bauunternehmen, sondern zinsvergünstigte Darlehen für Bürger und Institutionen, die sich Wohneigentum schaffen wollen. Eine feste Quote von 50 Prozent mietvergünstigtem Wohnraum. Und das Ganze auf den hohen KfW-40-Standards zur Energieeffizienz.
So lautet der sehr konkrete Vorschlag, den der Immobilienunternehmer Christoph Gröner in der ZDF-Sendung "maybrit illner" vorträgt, um die Baubranche anzukurbeln.
Ampel hat 14-Punkte-Plan für mehr Wohnungsbau
Es fehlen Wohneinheiten in sechsstelliger Zahl - pro Jahr. Darin sind sich alle einig, Koalition und Opposition, Unternehmer und Experten. Das Ampel-Bündnis hat nun einen 14-Punkte-Plan für mehr Wohnungsbau vorgelegt.
Das sind, sagt Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD, "nicht die Zehn Gebote, aber gute Grundlagen". Überzogene Renditeerwartungen von Bauunternehmen sollten nicht mit Subventionen bedient werden.
"Ich will, dass die Kapazitäten im Bauhaupt- und -nebengewerbe dort eingesetzt werden, wo wir günstigen Wohnraum schaffen für ganz normale Leute", sagt Kühnert.
Klöckner: "Förderchaos" der Ampel-Regierung
Julia Klöckner sieht das "Förderchaos" der Ampel-Regierung als einen Grund für die geringe Bautätigkeit. Und fordert steuerliche Maßnahmen, etwa die Erhöhung des Freibetrags bei der Erbschaftssteuer, sowie Baukostensenkungen.
Denn das Ziel, Eigentum zu schaffen, könnten sich viele nicht mehr leisten, auch Doppelverdiener-Haushalte. "Es gibt ganz viele Absichtserklärungen. Man muss jetzt ins Machen kommen", betont die Politikerin der CDU und fordert:
Wir brauchen ein Belastungsmoratorium jetzt. Keine neuen Auflagen jetzt.
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Julia Klöckner, CDU-Politikerin
Bau- und Energieexpertin: "Kette von vielen Fehlentwicklungen"
Die Bau-Flaute geht in den Augen der Bau- und Energieexpertin Lamia Messari-Becker auf eine "Kette von vielen Fehlentwicklungen" zurück: "Es ist auf gar keinen Fall ein Schicksal."
Messari-Becker listet auf: Die öffentliche Hand zog sich aus der Bautätigkeit zurück. Die Urbanisierung erhöht Nachfragedruck und Grundstückspreise, was zu einem sozial heiklen Stadt-Land-Gefälle führt. Zudem gebe es einen "irren Aufwand bei Richtlinien und Vorgaben".
Mit Blick auf die kräftig gestiegenen Zinsen sagt die Expertin:
Jetzt ist die Party vorbei.
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Lamia Messari-Becker, Bau- und Energieexpertin
Mehr per Erbpacht vergebene Baugrundstücke und eine Baupflicht seien denkbare Instrumente.
In Deutschland fehlen seit Jahren hunderttausende Wohnungen. Der geplante Bau von 400.000 Wohnungen jährlich ist gescheitert.25.09.2023 | 1:53 min
Langer Vorlauf im Baugewerbe
"Ich bin erst mal froh, dass es einen Punkteplan gibt. Ich hätte es mir früher gewünscht", sagt Handwerkspräsident Jörg Dittrich. Im Baugewerbe gebe es einen langen Vorlauf bei der Abarbeitung von Aufträgen. Klar sei:
Die Kräne drehen sich noch, aber sie werden zum Stillstand kommen.
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Jörg Dittrich, Handwerkspräsident
Dittrich berichtet: "Die Auftragsbücher laufen gerade leer. Wir haben nicht die Zeit, uns zu streiten. Die 14 Punkte müssen mit Zuständigkeiten und Terminen versehen werden." Kommunale Bauunternehmen und Genossenschaften müssten in die Lage versetzt werden, wieder zu investieren.
Ein Grund für die stark steigenden Baukosten sind Klima-Auflagen. "Der Neubau ist nicht maßgeblich für den Klimaschutz", betont Messari-Becker. Sanierungen seien die viel größere Stellschraube.
Aber sie dürften, sagt Wibke Werner vom Berliner Mieterverein, nicht auf dem Rücken der Mieter durchgeführt werden: "Wir müssen an die gesetzliche Regelung zur Aufteilung der Modernisierungskosten ran."
Wohnraum durch Klimavorgaben unbezahlbar?
"Wir müssen feststellen, dass wir einen Patienten auf der Bahre liegen haben, der einen Dauerlauf vor sich hat", blickt Immobilienunternehmer Christoph Gröner auf den Bausektor. Die steigenden Zinsen würden strukturelle Probleme ans Licht bringen:
Jetzt wird sichtbar, was in den letzten 20 Jahren angerichtet wurde.
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Christoph Gröner, Immobilienunternehmer
Die höheren Klima-Standards seien richtig, machten Wohnraum aber de facto unbezahlbar. Daher brauche es massive Zinssenkungsprogramme, die sich für die Staatskasse sogar schnell rechnen würden. "Sie müssen sich uns zunutze machen", appelliert der Bauunternehmer an die Politik.
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