Markus Söder (CSU, oben) und Hubert Aiwanger (FW) treten als Spitzenkandidaten ihrer Parteien an.
Quelle: Imago
Bei der
Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober dürfte laut ZDF-Politbarometer extra die
CSU wie gewohnt klar stärkste Kraft werden. Allerdings droht erneut ein historisch betrachtet sehr schwaches Wahlergebnis.
Das Rennen um Platz zwei dürfte deutlich knapper werden als 2018: Die
Grünen liegen momentan knapp vor den Freien Wählern sowie der
AfD, die jetzt sichtbar zulegt.
Schon seit 1957 stellt die CSU im Freistaat den Ministerpräsidenten, seit der vergangenen Wahl 2018 ist das Markus Söder. Im Ländervergleich ist Söder laut
ZDF-Politbarometer extra beim Wähleransehen zwar wenig überzeugend. Dennoch liegt er in Bayern vor der ebenfalls schwachen Konkurrenz.
Ein Überblick über die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der derzeit im bayerischen Landtag vertretenen Parteien:
Markus Söder (56), CSU
Es sei falsch, das "Bürgergeld auch für viele Menschen zu öffnen, die neu nach Deutschland kommen", so CSU-Spitzenkandidat Markus Söder. "Wer lang einbezahlt hat in Deutschland, der muss doch mehr haben."06.10.2023 | 10:17 min
Für Markus Söder wird die Wahl vermutlich eine der bedeutendsten Weichenstellungen seiner politischen Laufbahn: Holt die CSU wie zuletzt prognostiziert ein historisch schlechtes Ergebnis, dürfte sich die Partei allmählich auf die Suche nach möglichen Nachfolgern machen. Kommt die Partei hingegen mit einem starken Ergebnis um die 40 Prozent weg, ist der CSU-Chef im Rennen um die Kanzlerkandidatur 2025.
In der
Corona-Pandemie gewann Söder zwar bundesweit den Ruf eines Machers und galt 2021 auch als "Kanzlerkandidat der Herzen". Während er in den Monaten nach dem verlorenen Unions-internen Kanzlerkandidatenduell als schlechter Verlierer immer wieder gegen
Armin Laschet stichelte, arbeitete er in Bayern an seinem öffentlichen Bild.
Galt er lange auch als Karrierist, gab der promovierte Jurist und ausgebildete Fernsehredakteur nun den nahbaren Landesvater. Im Mai sagten in einer Umfrage für den Bayerischen Rundfunk 78 Prozent, dass Söder führungsstark sei. Aber nur eine Minderheit von 43 Prozent hält ihn für glaubwürdig. Kurzum: Ihr Land überlassen die Bayern Söder gern, einen Gebrauchtwagen würden sie aber nicht von ihm kaufen.
Katharina Schulze (38) und Ludwig Hartmann (45), Grüne
Katharina Schulze (r.) und Ludwig Hartmann sind die Spitzenkandidaten der Grünen bei der Wahl in Bayern.
Quelle: dpa
Die Grünen schicken Katharina Schulze und Ludwig Hartmann als Spitzenkandidatenduo in die Landtagswahl in Bayern. Als Vorsitzende der stärksten Oppositionsfraktion waren die Politikwissenschaftlerin und der Kommunikationsdesigner schon in den vergangenen fünf Jahren Oppositionsführer. Vermutlich weil es die einzige Option für eine Regierungsbeteiligung ist, bewarben die beiden sich wiederholt bei der CSU als möglicher kommender Koalitionspartner - doch Söder schließt ein Bündnis mit den Grünen kategorisch aus.
"Wer hier ist, soll auch gleich arbeiten können", so Katharina Schulze, Spitzenkandidatin Bündnis 90/Die Grünen. Um zu kontrollieren, wer "hier reinkommt", sei es wichtig, "Migrationsabkommen zu schließen“.06.10.2023 | 9:24 min
Inzwischen verloren diese im Abwärtssog der Bundes-Grünen an Zustimmung und müssen um ihre Position als zweitstärkste Kraft im Landtag zittern. Schulze und Hartmann sitzen bislang dennoch fest im Sattel der Fraktion. Schulze gilt zudem als die bekannteste und beliebteste Oppositionspolitikerin in Bayern. Sie sitzt seit 2013 im bayerischen Landtag und ist 2017 Fraktionschefin. Hartmann zog erstmals 2008 in den Landtag ein.
Hubert Aiwanger (52), Freie Wähler
Migranten dürften "nicht das Bargeld in die Hände bekommen" , so Hubert Aiwanger, Spitzenkandidat der Freien Wähler. "Wenn die Leute sehr schnell arbeiten müssten, würden sogar weniger kommen und nicht mehr.“06.10.2023 | 8:11 min
Aiwanger schafft es seit vielen Jahren, dass die Freien Wähler sich gegen die früher übermächtige CSU behaupten und seit 2008 ununterbrochen im Landtag sitzen. Kritische Stimmen meinen, er habe der CSU das Fischen am rechten Rand abgekupfert und damit Erfolg.
Die spannende Frage ist, ob Aiwanger die hohen Umfragewerte für seine Partei bis zum Wahlabend stabilisieren kann - oder ob die Freien Wähler statt der zuletzt prognostizierten 15 bis 16 Prozent doch eher wieder in der Nähe der 11,6 Prozent von der Landtagswahl 2018 landen.
Katrin Ebner-Steiner (45) und Martin Böhm (59), AfD
Katrin Ebner-Stein (l.) und Martin Böhm sind die Spitzenkandidaten der AfD.
Quelle: dpa
Auch die AfD geht mit einem Spitzenduo in die Landtagswahl - Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhm stehen vorn. Besonders für Ebner-Steiner ist dies eine Genugtuung. In der tief zerstrittenen AfD-Landtagsfraktion - fünf von ursprünglich 22 Abgeordneten verließen die Fraktion im Lauf der Legislaturperiode - wurde sie als Vorsitzende abgewählt.
"Es kann nicht sein, dass jeder, der über den Landweg nach Deutschland kommt, dass der hier auch Asylstatus genießen darf", so Katrin Ebner-Steiner, AfD-Spitzenkandidatin in Bayern.06.10.2023 | 9:48 min
Die Bilanzbuchhalterin und der Versicherungswirt zählen zum rechten Flügel der AfD. Ebner-Steiner lud Mitte 2020 sogar den AfD-Rechtsaußen Björn Höcke in den bayerischen Landtag und löste damit scharfe Kritik der anderen Fraktionen aus. Die Höcke-Nähe und der andauernde Streit schadeten der bayerischen AfD nicht. In den Umfragen liegt sie bei 14 Prozent und damit über den 2018 erreichten 10,2 Prozent.
Florian von Brunn (54), SPD
Man müsse "das politische Asyl als Grundrecht bewahren" und "Menschen retten", so Florian von Brunn, SPD-Spitzenkandidat. "Schleusertum" müsse bekämpft werden und es brauche "Schleierfahndung hinter der Grenze“.06.10.2023 | 9:48 min
Die
SPD vertraut in Bayern vor der Landtagswahl auf einen einzelnen Spitzenkandidaten. Florian von Brunn ist inzwischen der alleinige starke Mann der bayerischen Sozialdemokraten. Er wurde 2021 sowohl Fraktionschef als auch Vorsitzender der Landespartei. Der gebürtige Münchner ist IT-Berater. Auch unter von Brunn gelang es der SPD in Bayern aber nicht, Fortschritte in den Meinungsumfragen zu machen. Wie 2018 droht der SPD ein einstelliges Wahlergebnis.
Martin Hagen (42), FDP
Man müsse ein "Signal nach außen" senden, dass Deutschland die "Politik der offenen Grenzen beendet", so Martin Hagen, FDP-Spitzenkandidat. Dabei müsse "man eben Tempo machen".06.10.2023 | 9:09 min
Die
FDP geht mit Martin Hagen als Spitzenkandidat in die Landtagswahl. Der im italienischen La Spezia geborene Politikwissenschaftler ist seit 2018 Fraktionschef im Landtag und auch Mitglied im Bundesvorstand der Liberalen. Hagen würde gern mit der FDP die Freien Wähler als Koalitionspartner ersetzen. Doch de facto muss er vor allem um den Verbleib im Landtag zittern.
In Bayern wird ein neuer Landtag gewählt. Eine Regierung wird nur mit der CSU möglich sein. Das Koalitionsnavi schaut, bei welchem Parteienbündnis es inhaltlich passen würde.
Quelle: AFP, dpa