Linksradikale und Tesla: Wie gefährlich die Vulkangruppe ist
Linksradikalismus gegen Tesla:Wie gefährlich ist die Vulkangruppe?
von Rahel Bueb und Christina Zühlke
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Gegen den Ausbau der Teslafabrik gibt es friedlichen Protest, aber auch militante Aktionen der sogenannten Vulkangruppe. Immer wieder greift die Gruppe wichtige Infrastruktur an.
Seit dem Anschlag auf einen Strommast nahe der Tesla-Fabrik in Brandenburg tappen die Ermittler im Dunkeln. Wer sind die Brandstifter der "Vulkangruppe"? 23.04.2024 | 10:01 min
An einem regnerischen Apriltag sitzt ein junger Mann am Eingang des Protestcamps "Tesla Stoppen" in Grünheide bei Berlin und spielt Klavier. Seit Ende Februar 2024 schweben hier Baumhäuser in der Luft. Wer hier protestiert, will es eigenen Angaben zufolge weitgehend friedlich tun - gegen Elon Musks E-Auto-Konzern Tesla, gegen die drohende Abholzung des Waldes und gegen die sich verschärfende Wasserknappheit in der brandenburgischen Region.
Doch am 5. März brennt plötzlich ein Strommast in der Nähe der Baumhäuser. Der dadurch verursachte Stromausfall legt die Teslafabrik für mehrere Tage lahm. Der Schaden beläuft sich nach Angaben des Unternehmens auf fast eine Milliarde Euro. In einem Bekennerschreiben zeigte sich die sogenannte Vulkangruppe dafür verantwortlich.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte, dass nicht nur das Unternehmen betroffen war.
Solidarität mit der Vulkangruppe?
Menschen sollen nicht zu Schaden kommen, erklären die Aktivist*innen in Grünheide im Gespräch mit ZDF frontal. Trotzdem solidarisieren sich einige von ihnen mit den Sabotageaktionen der linksradikalen Vulkangruppe: "Während unsere Erfolge vom guten Willen von Presse und Staat abhängt, habt ihr es geschafft, eine ganze Fabrik lahmzulegen. Krasse Aktion! (...)", heißt es in einem Solidaritätsschreiben.
Dieses Schreiben repräsentiere die Aktivist*innen in Grünheide jedoch nicht als Ganzes, ergänzt Caro, die sich in dem Camp engagiert.
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Wer steckt hinter der Gruppe?
Aber wer steckt hinter der Vulkangruppe? Mögliche Mitglieder agieren im Verborgenen, sind nach dem Anschlag bei Tesla untergetaucht. Fest steht, dass es nicht ihr erster Versuch war, wichtige Infrastruktur zu beschädigen.
Eine nach einem isländischen Vulkan benannte Gruppe "Das Grollen des Eyjafjallajökull" hat 2011 in Berlin einen Kabelschacht in Brand gesetzt und die Stadt in ein Verkehrschaos gestürzt. Es war vermutlich der erste Anschlag der Gruppe, die sich später in Vulkangruppe umbenannte. Doch was genau will die Gruppe mit ihren Brandanschlägen erreichen?
Im März 2018 nehmen die Saboteure die Berliner Mörschbrücke im Bezirk Charlottenburg ins Visier. Dort zünden sie zwei Kabelstränge an. In 6.500 Haushalten fällt der Strom aus. Die Brandstifter*innen schreiben: "Wir unterbrechen mit unserem Sabotageakt den ganz normalen Gang vielfältiger Arbeitsabläufe in der Hauptstadt - das war gesetztes Ziel."
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"Modus Operandi, der anders war"
Der Berliner Verfassungsschutz verglich die alten Bekennerschreiben der Vulkangruppe und stellte fest, dass die Analyse von mindestens acht Texten auf einen (teil-)identischen Autor*innenkreis schließen lässt.
Wie gefährlich die Vulkangruppe ist, unterstreicht auch Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts (BKA): "Die Tatsache, dass man Energieinfrastruktur angreift aus dem linken Spektrum, ist nicht neu, aber auch mit so einem Schaden, auch mit dem Modus Operandi, der anders war, das hat schon eine neue Qualität", sagte er über den Brandanschlag im März.
Fahndungserfolg Anfang 2023
Einen ersten Fahndungserfolg hatte die Bundespolizei bereits vor dem Anschlag bei Tesla. Im Februar 2023 wurden zwei Personen festgenommen, die versucht haben sollen, einen Brand an Bahngleisen zu legen. Der Prozess gegen sie beginnt im Mai. Sie sollen der Vulkangruppe angehören, schweigen aber.
Und die Aktivist*innen in Grünheide? Sie sehen vorerst keinen Grund, ihr Camp zu beenden, sagt Caro. Sie wollen den Kampf gegen Tesla fortsetzen.
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