E-Autobauer in der Krise: Tesla im Rückwärtsgang

    E-Autobauer in der Krise:Tesla im Rückwärtsgang

    Frank Bethmann über Deutschlands wirtschaftliche Lage
    von Frank Bethmann
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    Tesla senkt die Preise. Der E-Auto-Hersteller verkaufte zuletzt weniger Autos, Investoren zweifeln an der Wachstumsstory. Der Standort Grünheide soll trotzdem ausgebaut werden.

    Tesla plant Entlassungen in Grünheide
    Elon Musk kündigt an weltweit zehn Prozent der Stellen einzusparen. Auch in Grünheide in Brandenburg könnten Arbeitsplätze wegfallen. Für die Mitarbeiter ein Schock. 17.04.2024 | 1:57 min
    Tesla beherrscht einmal mehr die Schlagzeilen. Erneut senkt der amerikanische Elektroautobauer die Preise für seine Modelle - auch in Deutschland.
    So kostet ein Model 3 mit Hinterradantrieb jetzt 40.990 Euro, vorher waren es 42.990 Euro. Was potentielle Käufer freuen wird, hat einen ernsten Hintergrund. Tesla verliert Marktanteile, verkauft immer weniger Autos. Neueste Zahlen belegen: Im ersten Quartal 2024 hat Tesla 8,5 Prozent weniger seiner Modelle ausgeliefert - verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

    Tesla hat eine frühere Markteinführung neuer Modelle angekündigt und damit Anleger trotz eines Umsatzrückgangs erfreut. Man werde die ursprünglich für das zweite Halbjahr 2025 geplante Produktion auf den Jahresanfang 2025 oder gar auf Ende 2024 vorziehen, sagte Tesla-Chef Elon Musk am Dienstag. "Diese Aktualisierung könnte zu einer geringeren Kostenreduzierung führen als ursprünglich erwartet", erklärte der Konzern allerdings. Tesla-Aktien legten nachbörslich elf Prozent zu.

    Der Umsatz im ersten Quartal lag bei 21,3 Milliarden Dollar nach 23,33 Milliarden im Vorjahresquartal. Analysten hatten mit 22,15 Milliarden gerechnet. Der Nettogewinn bis Ende März belief sich auf 1,13 Milliarden Dollar nach 2,51 Milliarden vor Jahresfrist. Zwar ging die mit Spannung erwartete Bruttomarge auf 17,4 Prozent zurück. Daten von Visible Alpha zufolge hatten Analysten jedoch nur 15,2 Prozent erwartet im Vergleich zu 19 Prozent im Vorjahreszeitraum. (Quelle: Reuters)

    Grund ist die schwächelnde Nachfrage nach Elektroautos und die Tatsache, dass die Konkurrenz, vor allem aus China aufgeholt hat. Teslas Innovationsvorsprung schrumpft. Für das US-Unternehmen ist das eine gefährliche Entwicklung.

    Tesla kein normaler Autobauer

    Das einstige Start-up Tesla lebt bis heute von den fantastischen Visionen seines Lenkers Elon Musk. Visionen von anhaltendem Wachstum und immer neuen Ideen. Von E-Autos für unter 25.000 Euro oder vollautonomen Robotaxis.
    Nur wenn Anleger weiter an Tesla und Musks Ideen glauben, hat das Unternehmen eine Zukunft. Denn "wenn Investoren irgendwann zu dem Schluss kommen, dass die versprochenen Gewinne ausbleiben, wird unsere Aktie sofort zerstört wie ein Soufflé unter einem Vorschlaghammer", schrieb Musk 2020 in einer Mail an seine Mitarbeiter.

    System Tesla ist auf steigende Aktienkurse angewiesen

    Vier Jahre später ist die schmackhafte Eierspeise ernsthaft bedroht. Der Aktienkurs, stets das zentrale Vehikel im System Tesla, steigt schon lange nicht mehr. Das war jahrelang anders. Die Aktie erreichte immer neue Rekordhöhen und erlaubte es Musk, mit den Einnahmen aus Aktienverkäufen immer weitere Autos und Fabriken zu bauen.
    Doch damit ist es vorerst vorbei. Seit Jahresanfang hat der Tesla-Anteilsschein fast 40 Prozent an Wert verloren. Es scheint, als stoße das Prinzip Musk an seine Grenzen, als verlören die Investoren langsam den Glauben an die Fähigkeiten des Tesla-Machers.
    ZDF-Korrespondentin Valerie Haller an der Frankfurter Börse
    Tesla will Medienberichten zufolge weltweit jede zehnte Stelle streichen. Was das für das Werk in Grünheide bedeutet, erklärt ZDF-Korrespondentin Valerie Haller an der Börse.15.04.2024 | 1:17 min
    Wann geht denn Tesla nun endlich mit seinem Robotaxi in die Offensive? Dieses vollautonome Fahrzeug, das Musk seit 2016 verspricht. Zudem mehren sich die Zweifel, ob Tesla tatsächlich ein Billigauto unter dem Model 3 entwickelt, oder - wie von der Agentur Reuters berichtet, aber von Musk dementiert - die Pläne zurückgestellt hat.

    Alle Tesla-Werke stehen auf dem Prüfstand

    Das alles kratzt am Mythos Tesla. Der Druck wächst. Der empfindlich gefallene Aktienkurs, die weniger verkauften Autos und der schrumpfende Gewinn erfordern daher ein rigoroses Vorgehen. Nun soll ein weltweiter Personalabbau um zehn Prozent die Kosten senken. Nicht zum ersten Mal. Bereits vor zwei Jahren ergriff Musk diese Maßnahme.
    Tesla-Werke stehen erneut auf dem Prüfstand. Auch im brandenburgischen Grünheide soll die Beschäftigtenzahl jetzt um insgesamt 700 reduziert werden.
    Protestplakat gegen Tesla
    Im brandenburgischen Grünheide haben mehrere Hundert Menschen protestiert. Die einen gegen den Ausbau der Tesla-Gigafactory, die anderen dafür, weil sie darin eine wirtschaftliche Chance für die Region sehen.11.03.2024 | 1:58 min
    Musk schrieb an die Belegschaft:

    Es ist äußert wichtig, jeden Aspekt des Unternehmens auf Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen zu überprüfen.

    Elon Musk, Tesla-Chef

    Expansionspläne in Grünheide

    Teslas Expansionspläne in Grünheide wirken vor diesem Hintergrund unwirklich. Der Konzern müsse nun schauen, wie es angesichts großer Überkapazitäten Anpassungen vornehmen könne, meint Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, der darauf verweist, dass Tesla eben nicht wie andere Hersteller zwischen E-Fahrzeugen und Verbrennerautos in der Fertigung wechseln könne.
    Dudenhöffer rechnet daher nicht damit, dass Tesla in Brandenburg an seinen Ausbauplänen festhält:

    In den nächsten Jahren passiert da nichts.

    Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte

    Der US-Konzern argumentiert anders. Der Bebauungsplan müsse geändert werden. An der Erweiterung wolle man aber festhalten. Alles andere wäre allerdings auch das Eingeständnis, dass Teslas Erfolgsstory zu Ende geht. Ein Signal, welches so nie gesendet werden darf, geht es nach Elon Musk.
    Frank Bethmann ist Redakteur in der der ZDF-Börsenredaktion.

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