Voßkuhle und Neumann warnen: AfD will "Systemveränderung"
Landtagswahlen 2024:Voßkuhle warnt: AfD will "Systemveränderung"
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Ex-Verfassungsgerichtspräsident Voßkuhle sieht AfD-Erfolge bei Landtagswahlen als große Gefahr für die Demokratie. Terrorforscher Neumann warnt vor einem "schleichenden" Umsturz.
Die AfD ist auf dem Vormarsch - obwohl sie in drei Bundesländern als "gesichert rechtsextrem" gilt. Sollte die Partei verboten werden?22.12.2023 | 14:26 min
Der frühere Verfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle warnt vor einer Erosion von Demokratie und Rechtsstaat im Falle eines Durchmarsches der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im kommenden Jahr.
"Die AfD als stärkste Fraktion in einem oder mehreren Landtagen würde die politische Landschaft Deutschlands umkrempeln", sagte Voßkuhle dem "Tagesspiegel".
In Polen sei derzeit zu beobachten, dass der Abbau demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen nicht einfach rückgängig gemacht werden könne. "Die Landtagswahlen 2024 müssen uns daher beunruhigen", sagte der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
Voßkuhle, der auch Vorsitzender des Vereins "Gegen Vergessen - für Demokratie" ist, mahnte, wer kein totalitäres System wolle, solle sich für die Demokratie engagieren.
Auch der Terrorismusforscher Peter Neumann warnt vor einem weiteren Anstieg der AfD und erläuterte deren Pläne für einen Systemwechsel in Deutschland. Er rechne trotz eines erheblichen Gewaltpotenzials in rechtsgerichteten Kreisen nicht mit radikalen Umsturzversuchen.
Erstmals hat ein Kandidat der AfD eine Oberbürgermeisterwahl gewonnen. Tim Lochner setzte sich im sächsischen Pirna im zweiten Wahlgang mit 38,5 Prozent der Stimmen durch.17.12.2023 | 1:31 min
Institutionen "schrittweise aushöhlen", System "schleifen"
Der Plan rechter Vordenker sei es, sämtliche Institutionen der liberalen Demokratie schrittweise auszuhöhlen: Justiz, Medien, Parlament und anderes mehr. Deshalb sei es gefährlich, den Rechten "einfach mal eine Legislaturperiode" das Regieren zu überlassen, sagte der 48-jährige Neumann, der Professor für Sicherheitsstudien am Londoner King's College ist. Sie würden das System "schleifen", indem sie AfD-Sympathisanten an entscheidenden Stellen platzieren.
So würde zwar ein demokratischer Anschein gewahrt. Aber letztlich hätten die Opposition oder die Medien dann keine Chance mehr, eine rechte Regierung noch effektiv zu kontrollieren, mahnte er.
Die Ursache für den Erfolg der AfD sowie anderer rechter und rechtsradikaler Parteien in ganz Europa sieht er eher in der Abstiegsangst des Mittelstands angesichts der vielen Krisen als bei den Unterprivilegierten. "Rechtsextremismus hat schon immer vorwiegend jene Leute angesprochen, die noch etwas zu verlieren haben."