US-Repräsentantenhaus:USA stellen Tiktok Ultimatum
|
Wird Tiktok in den USA verboten? Das US-Repräsentantenhaus hat der Video-App nun ein Ultimatum für die Loslösung vom chinesischen Mutterkonzern Bytedance gestellt.
Was passiert mit Tiktok in den USA?
Quelle: dpa
Das US-Repräsentantenhaus hat erneut für ein Gesetz gestimmt, das die beliebte chinesische Kurzvideo-App Tiktok unter amerikanische Kontrolle bringen soll. Die Parlamentskammer in Washington nahm den Entwurf am Samstag mit einer großen überparteilichen Mehrheit an.
Die insbesondere bei jungen Leuten beliebte Video-App steht unter dem Verdacht, es China zu ermöglichen, die 170 Millionen Tiktok-Nutzer in den USA auszuspionieren und zu manipulieren.
- Verfassungsschützer warnt vor TikTok: Im Grunde "Trojaner" auf dem Handy
Der Bundeskanzler tritt seit kurzem auf Tiktok auf, obwohl Bedenken gegenüber der Plattform bestehen. Ein digitaler Drahtseilakt für das Kanzleramt und alle anderen Nutzer.13.04.2024 | 2:45 min
Ultimatum: Verkauf in neun Monaten
Das Gesetz könnte zur Verbannung von Tiktok aus amerikanischen App-Stores führen, wenn der Dienst weiter im Besitz des chinesischen Konzerns Bytedance bleibt. Der Entwurf sieht eine Frist von neun Monaten für einen Verkauf vor. US-Präsident Joe Biden kann diese um drei weitere Monate erweitern.
Tiktok ist die einzige international erfolgreiche Online-Plattform, die nicht aus den USA stammt. Bytedance wird in den USA parteiübergreifend als chinesisches Unternehmen gesehen, das sich entsprechend dem Willen der Kommunistischen Partei Chinas beugen müsse. Das US-Repräsentantenhaus hat im März bereits einen ähnlichen Entwurf gebilligt, der eine etwas kürzere Frist für den Verkauf vorsieht. Dieser steckt aktuell im Senat fest.
Die Videos der in Teilen rechtsextremistischen Partei wurden in den letzten beiden Jahren hunderttausendfach geklickt. Politiker anderer Parteien und User wollen nun dagegenhalten.12.03.2024 | 1:02 min
Tiktok-Entwurf wird wohl Senat passieren
Der neue TikTok-Entwurf ist Teil eines mehrteiligen Pakets im US-Repräsentantenhaus, das mehrere Prioritäten der Republikaner zusammenfasst und auch neue Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine möglich machen soll. So gilt es als sicher, dass der Entwurf nun zügig den Senat passieren wird, in dem die Demokraten von US-Präsident Biden eine Mehrheit haben. Biden hatte in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass er ein entsprechendes TikTok-Gesetz unterzeichnen würde. Unklar ist allerdings, ob wie in früheren Fällen US-Gerichte die Pläne torpedieren könnten.
Tiktok-Ultimatum: Zwickmühle für Demokraten
Bidens Demokraten bringt das Gesetz in eine Zwickmühle: Denn zum einen will der Präsident eine harte Position gegenüber China einnehmen, zum anderen ist die App bei jungen Nutzern populär, deren Stimmen er für eine Wiederwahl im November braucht. Bidens Wahlkampf-Team eröffnete erst in diesem Jahr selbst einen Tiktok-Account. Die Verlängerung der Frist für einen Eigentümerwechsel bei Tiktok würde den Showdown zumindest hinter die Präsidentenwahl Anfang November verlegen.
Tiktok weist Bedenken stets zurück und betont, man sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens. Bytedance sei zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren. Der Firmensitz liege auf den Cayman-Inseln in der Karibik. Kritiker kontern, dass die chinesischen Gründer bei einem Anteil von 20 Prozent die Kontrolle dank höherer Stimmrechte hielten und Bytedance eine große Zentrale in Peking habe.
Im Verdacht stehen vor allem abhängigkeitsfördernde Algorithmen. Bei einem Verstoß kann die Kommission Geldbußen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes vehängen.20.02.2024 | 2:17 min
USA: 170 Millionen Menschen nutzen Tiktok
Tiktok hat nach eigenen Angaben 170 Millionen Nutzer in den USA. Schon Donald Trump versuchte während seiner Amtszeit als US-Präsident, mit Verbotsdrohungen einen Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok an amerikanische Investoren durchzusetzen. Doch das Vorhaben scheiterte vor allem daran, dass US-Gerichte in den Plänen für ein Tiktok-Verbot einen Verstoß gegen die in der US-Verfassung verankerte Redefreiheit vermuteten. Auch ein aktuelles Gesetz im Bundesstaat Montana, das Tiktok dort aus den App-Stores verbannen sollte, liegt deswegen auf Eis.
Trump ist inzwischen von den Verbotsforderungen abgerückt. Tiktok sei ein wichtiges Gegengewicht zu Facebook, das er als einen "Feind des Volkes" betrachte, sagte Trump in einem Interview.
Tiktok-Chef Shou Chew will sich gegen das US-Gesetz wehren, das die Kurzvideo-App unter Kontrolle amerikanischer Investoren bringen soll. Das Unternehmen werde alles Mögliche unternehmen und rechtliche Mittel einsetzen, um die Plattform zu verteidigen14.03.2024 | 2:25 min
Widerstand von Tiktok-Chef gegen Vorhaben
Tiktok-Chef Shou Chew will sich gegen das US-Gesetz wehren. Das Unternehmen werde alles Mögliche unternehmen und rechtliche Mittel einsetzen, um die Plattform zu verteidigen, sagte er. Tiktok beharrt darauf, dass das Ziel des Gesetzes ein Verbot der App in den USA sei.
Wer Tiktok kaufen könnte, ist unklar. Die großen Tech-Konzerne dürften aus Wettbewerbsgründen nicht infrage kommen. Der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin gab bereits im März bekannt, er organisiere eine Investorengruppe für den Kauf von Tiktok. Sein Plan ist, die App in den USA mit US-Technologie neu zu programmieren.
Quelle: dpa, AFP
Mehr zu Tiktok
Landesweit einzigartes Gesetz:Richter stoppt TikTok-Verbot in Montana
mit Video
Online-Shopping:Wie TikTok Amazon angreift
von Wolf-Christian Ulrich