Ampel nach den Landtagswahlen: Weiter, irgendwie

    Konsequenzen für die Ampel?:Weiter, immer weiter, irgendwie

    Kristina Hofmann
    von Kristina Hofmann
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    Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen wollen die drei Ampel-Parteien im Bund weiter machen. Keiner will mehr streiten. Oder so. Zumindest bis zur Brandenburg-Wahl.

    Christian Lindner, Robert Habeck und Olaf Scholz auf der Regierungsbank
    Neuwahlen? Davon wollen die Ampel-Spitzen nichts wissen.
    Quelle: Reuters

    "Mit dem bitteren Wahlergebnis für meine Partei", sagt der Bundeskanzler, "ist die politische Grundlage für die Fortsetzung unserer Arbeit in Frage gestellt.“ Das war 2005, Gerhard Schröder. Bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen hatte seine SPD mehr als 5 Prozentpunkte verloren. Sie kam nur noch auf 37,1 Prozent, sein Koalitionspartner im Bund, die Grünen, nur auf knapp über 6 Prozent. Neuwahlen.
    Für Schröders Nachfolger Olaf Scholz ist die Situation viel dramatischer. Nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen kommt die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP nur noch auf 12,4 Prozent in Sachsen, in Thüringen noch nicht einmal auf zehn. Die FDP ist raus, mit plus-minus einem Prozent fast nicht zählbar. Neuwahlen? Am Tag nach den Landtagswahlen halten die Regierungsparteien an der Ampel-Regierung fest. Doch allzu kräftig ist der Griff nicht.
    Höcke mit emporgehobenen Armen
    In Thüringen ist die Bildung einer neuen Landesregierung völlig offen. Wird die CDU ein Bündnis mit dem BSW wagen? Zur abgewählten Linken gibt es bekanntlich eine „Brandmauer“ – was wäre beim BSW anders?02.09.2024 | 3:03 min

    Esken: Zeit der Nabelschau ist vorbei

    Die Pressekonferenzen an diesem Montag in Berlin folgen alle einem ähnlichen Muster. Sich ein bisschen zerknirscht geben, ein bisschen einsichtig, vor AfD und BSW warnen - und neue Bedingungen für die Zusammenarbeit in der Ampel stellen. Vor allem im Blick auf die Bundestagswahl in gut einem Jahr.
    Vorl. amtl. Endergebnis
    Gewinne und Verluste
    Sitzverteilung
    Mögliche Koalitionen
    Wahlbeteiligung
    Alle Landtagswahlen seit 1990
    Wen hätten Sie am liebsten als  Ministerpräsidenten/in ...
    Bodo Ramelow, Björn Höcke, Mario Voigt  und Katja Wolf: Wer ...
    Bewertung der Spitzenkandidaten und ihrer Partei ...
    Bewertung von Regierung und Opposition
    Eine Koalition aus ... fänden ...
    Die wichtigsten Probleme
    Parteikompetenzen im Bereich ...
    Wichtiger für meine Wahlentscheidung: Politik im ...
    Wie ist Thüringen auf die Zukunft vorbereitet, eher ...
    Militärische Unterstützung für die Ukraine durch westliche Staaten
    Wen wählten die ...
    Wen wählten die ...
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte das BSW
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte das BSW
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte das BSW
    Bei der Kanzlerpartei SPD entsprechen die einstelligen Ergebnisse von 6,1 und 7,3 Prozent "nicht unserem Anspruch", so Co-Vorsitzende Saskia Esken. "Wir haben es nicht geschafft", sagt sie, "mit unseren Themen zu überzeugen und wieder Vertrauen für unsere Politik aufzubauen." Wie das anders werden kann? "Wir werden uns wieder mehr Zeit nehmen, unsere Politik zu erklären."
    Es soll Debattenformate im Herbst geben. Kita, Bildung, Bahn, da "müssen wir wirklich ran", sagt Esken. An der Umsetzung der Wirtschaftsfördergesetzes und der Ordnung der Zuwanderung müsse weiter gearbeitet werden. Das Rentenpaket, das Demokratiefördergesetz, all das soll nun kommen.
    Vorl. amtliches Ergebnis
    Gewinne und Verluste
    Sitzverteilung
    Mögliche Koalitionen
    Wahlbeteiligung
    Landtagswahlen seit 1990
    Wen hätten Sie lieber als  Ministerpräsidenten ...
    Ministerpräsident Michael Kretschmer macht seine Sache eher ...
    Michael Kretschmer und Jörg Urban: Wer ...
    Bewertung von Regierung und Opposition
    Eine Koalition aus ... fänden ...
    Welche Partei sollte die Regierung führen?
    Die wichtigsten Probleme
    Parteikompetenzen im Bereich ...
    Wichtiger für meine Wahlentscheidung: Politik im ...
    Wie ist Sachsen auf die Zukunft vorbereitet, eher ...
    Kann Sachsen die vielen Flüchtlinge verkraften?
    Wen wählten die ...
    Wen wählten die ...
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte das BSW
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte das BSW
    Wer wählte die CDU
    Wer wählte die AfD
    Wer wählte die Linke
    Wer wählte die Grünen
    Wer wählte die SPD
    Wer wählte das BSW
    Von der Koalition fordert Esken mehr Disziplin, vor allem von den anderen beiden: "Die Zeit der Nabelschau in der Ampel ist vorbei." Was die SPD dazu tun könne? Wie angezählt ist Scholz in der eigenen Partei? Kanzler Scholz, sagt Esken, führe die Koalition und nehme seine Richtlinienkompetenz war - und werde es weiter tun:

    Olaf Scholz ist unser starker Bundeskanzler und er wird unser starker Kanzlerkandidat sein.

    Saskia Esken, SPD-Co-Vorsitzende

    Die SPD habe bei der vorigen Bundestagswahl kurz vorher den Trend gedreht, "das wird uns auch dieses Mal gelingen", so Esken.
    Mann mit BSW T-Shirt
    Wie geht es nun weiter nach der Landtagwahl in Sachsen? AfD und CDU sind nahezu gleich auf, die Linken verfehlen die 5%-Hürde. Eine Neuauflage der schwarz-rot-grünen Regierung ist damit unmöglich.02.09.2024 | 3:30 min

    Grünen rütteln am Haushalts-Kompromiss

    Bei den Grünen klingt vieles ähnlich. Auch Co-Vorsitzende Ricarda Lang ist nicht zufrieden: In Thüringen sind sie raus, in Sachsen schaffen sie es mit 5,1 Prozent gerade so. Die Ampel habe "massiv" an Vertrauen verloren, sagt Lang. "Wir haben es nicht geschafft, dem Land die Stabilität zu geben, die es verdient." Aber mehr Durchhalteparolen würden jetzt auch nicht helfen. Das könnten die Menschen "nicht mehr hören".
    Was die Grünen ändern wollen? Das eine große Thema gebe es vermutlich nicht, so Lang. Man müsse sich in der Ampel in dem verbleibenden Jahr bis zur Bundestagswahl auf ein paar wesentliche Themen konzentrieren. Aus Sicht der Grünen wären das die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum, innere Sicherheit, soziale Gerechtigkeit. Überhaupt mehr Investitionen. Und das solle auch bei den Haushaltsberatungen noch einmal besprochen werden, so Lang. Also den Etatentwurf, auf den man sich nur mühsam hatte einigen können.
    Prof. Karl-Rudolf Korte
    "Ich glaube nicht, dass die Ampel hört, was Wählerinnen und Wähler in den Ländern zum Ausdruck gebracht haben", erklärt Prof. Karl-Rudolf Korte, Politikwissenschaftler. 02.09.2024 | 4:28 min
    Nur Nett sein untereinander helfe aber nicht, sagt Lang. Natürlich überlegten sich die Grünen, wie man sich für die kommende Bundestagswahl aufstelle. Bis dahin stehe man zur Ampel, sagt Lang:

    Wir haben Verantwortung für vier Jahre übernommen und sind auch weiter bereit, der gerecht zu werden.

    Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen

    FDP: Lindner will bleiben, andere nicht

    So eindeutig ist das bei der FDP nicht mehr. Dort fordert schon am Sonntag Bundestags-Vize Wolfgang Kubicki die Ampel-Koalition zu beenden. Inzwischen meldet sich auch die Gruppe wieder, die voriges Jahr eine Mitgliederbefragung gegen die Ampel initiiert hatte. Am Montag legt Thüringens Spitzenkandidat Thomas Kemmerich nach: "Ich bin für den Ausstieg aus der Ampel", sagt er. FDP-Parteivorsitzender Christian Lindner hält dagegen: "Nein, hier haben wir unterschiedliche Auffassungen."
    Die Ergebnisse von Sachsen und Thüringen seien zwar ein "schmerzhafter Rückschlag", sagt Lindner. Die FDP befinde sich in der Defensive "durch die Beteiligung an einer Regierung, die äußerst unbeliebt ist". Aber es gebe auf der anderen Seite auch die vereinbarten Hilfen für die Wirtschaft:

    Es ist besser, diese Maßnahmen kommen jetzt, als dass sie nicht kommen.

    Christian Lindner, FDP-Vorsitzender

    Was sich noch ändern müsse? Einhaltung der Schuldenbremse, mehr Einschränkungen beim Bürgergeld, Bürokratieabbaus, ein anderes Lieferkettengesetz, all das. Und vor allem: Es müsse mehr gegen die Migration getan werden. Wie? "Es gibt keine Denkverbote, um zu Kontrolle und Konsequenz zu kommen", sagt Lindner. Die Menschen hätten "die Schnauze voll", dass die Zuwanderung sich nicht besser kontrollieren ließe.
    Sarah Wagenknecht und Friedrich Merz
    Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen ist die AfD stark wie nie. Die CDU kommt wohl nicht an der Wagenknecht-Partei vorbei, um zu regieren. ZDFheute live ordnet ein. 02.09.2024 | 47:56 min

    Warten bis Brandenburg

    Keine drei Wochen mehr, dann wählt Brandenburg einen neuen Landtag. Bis dahin will oder traut sich keine der drei Ampel-Parteien offensichtlich aus der Deckung. Bis dahin heißt es durchhalten, weitermachen, an den nächsten Bundestagswahlen schrauben.
    Nach den jüngsten Umfragen sieht es für die SPD dort besser aus. Sie könnte verlieren, aber nicht so viel. Die Grünen rutschen dagegen Richtung Fünf-Prozent-Hürde. Und die FDP ist schon weit darunter.

    Weitere Hintergründe zu den Landtagswahlen