Wahl in Sachsen: Den Wählern reicht es mit der Ampel

    Analyse

    Nach der Landtagswahl:Sachsen: Den Wählern reicht es mit der Ampel

    Archiv: Stefan Kelch, aufgenommen am 01.05.2012
    von Stefan Kelch, Dresden
    |

    Die Politik der Berliner Ampel wird bei der Landtagswahl abgestraft. Die Parteien in Sachsen müssen damit leben. Sie haben ab jetzt vier Monate Zeit, eine neue Regierung zu bilden.

    ZDF-Korrespondent Thomas Bärsch zugeschaltet aus Dresden
    Zwischen CDU und BSW in Sachsen gebe es große Unterschiede, erklärt ZDF-Landeskorrespondent Thomas Bärsch. Selbst bei der Haltung zu Russland müsse man auf Nuancen achten. 02.09.2024 | 7:22 min
    Als der sächsische Ministerpräsident heute Morgen in Berlin zu den nach Wahlen üblichen Gesprächen der CDU-Spitze eintrifft, verlangt er tiefgreifende Änderungen in der Bundespolitik:

    Die Menschen sind verärgert, enttäuscht von der Demokratie. Sie wenden sich ab und haben vor allem in Thüringen zu einem großen Teil Parteien gewählt, die der Berliner Politik einen Denkzettel erteilen sollen.

    Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen

    Was er meint, und was der Wahlkampf deutlich gemacht hat: Es geht dem Menschen um deutliche und schnelle Veränderungen in der Migrationspolitik; es geht um die Energiepolitik und deren Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft; es geht aber auch um die großen Fragen nach Krieg und Frieden und um die Haltung Deutschlands zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Alles Themen, die nicht auf Landesebene entschieden werden. Mit den Landesthemen drang keine der Parteien zum Wähler durch.
    Michael Kretschmer, CDU, amtierender Ministerpräsident in Sachsen und Landtagswahl-Spitzenkandidat
    Sachsen Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte schon vor der Wahl deutliche Änderungen bei der Migrationspolitik gefordert.20.08.2024 | 8:37 min

    Kretschmer ist offen für Verhandlungen mit dem BSW

    Ein "Weiter so" in Sachsen kann es mit diesem Wahlergebnis nicht geben. Wenn auch knapp, so ist die Wahl klar für die CDU ausgegangen. Die ist nun in der Pflicht, irgendwie eine Regierung zusammen zu bekommen. Schwierig mit einem Wahlergebnis, das keine eindeutigen Optionen vorgibt.
    Direktstimme: Ergebnis in Sachsen

    ZDFheute Infografik

    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Zünglein an der Waage wird das BSW sein. Ohne das Bündnis von Sahra Wagenknecht wird keine Regierung zu bilden sein. Als "Blackbox" hatte die CDU das Bündnis im Wahlkampf bezeichnet, als "Wundertüte". Welche Wunder in der BSW-Tüte sind, wird der Regierungschef nun herausfinden müssen.

    Es hat noch nicht ein einziges Gespräch stattgefunden und ich rate jetzt immer zu sehr viel Geduld und Klugheit.

    Michael Kretschmer, Ministerpräsident Sachsen

    Wenn man die Interessen des eigenen Landes in den Mittelpunkt stelle, "ist es bestimmt möglich, Schnittmengen zu finden. Aber es setzt voraus, dass man sowohl die eigene Partei als auch die eigene Person etwas zurückstellt." Sätze, die wie eine Beschwörungsformel wirken.

    Zwischen BSW und CDU gibt es Schnittmengen - aber keine großen

    Zwar gibt es Schnittmengen zwischen BSW und CDU, aber groß sind die nicht. Das BSW sieht, dass die CDU ohne sie keine Regierung bilden kann. Entsprechend groß dürften die Kröten sein, die die Christdemokraten in Koalitionsverhandlungen mit dem Bündnis schlucken müssen.
    Politikwissenschaftler Andre Brodocz zugeschaltet via Zoom
    Wesentlicher Unterschied zwischen AfD und BSW sei, dass das BSW die Themen ohne rechtsextreme Ressentiments verbinde, so Politikwissenschaftler André Brodocz.02.09.2024 | 14:01 min
    Für die SPD lagen am Wahlabend Verzweiflung und Erleichterung nah beieinander. Anfangs nicht sicher, ob sie es in den Landtag überhaupt schaffen, sind sie mit zehn verbliebenen Sitzen mehr als zufrieden. Die Sozialdemokraten hatten sich als Regierungspartner stets angeboten und kommen nun auch tatsächlich infrage.
    Mit der SPD hatte der Regierungschef stets friedliches Einvernehmen.
    Berlin: Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken (r), die Spitzenkandidatin der SPD Sachsen Petra Köpping (l) und der Spitzenkandidat der SPD Thüringen Georg Maier geben nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen in der Parteizentrale eine Pressekonferenz.
    Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen senden ein klares Signal an die Bundesregierung. Besonders schwer traf es die FDP, die beide Landtage klar verfehlt hat. 02.09.2024 | 1:58 min
    Anders als mit den Grünen. Deren Wahlergebnis macht es der CDU leicht, dem ungeliebten Partner keinen Platz am Kabinettstisch anzubieten.

    Michael Kretschmer möchte eine Minderheitsregierung in Sachsen vermeiden

    Eine Minderheitsregierung möchte Michael Kretschmer nach Möglichkeit vermeiden. Er hat in Thüringen gesehen, dass eine solche Regierung immer als schlecht empfunden wird, gleich, wie viele Erfolge sie zuwege bringt.
    Doch um das in Sachsen zu vermeiden, müssen CDU, BSW und SPD eine hohe Flexibilität an den Tag legen. Alle Beteiligten sind sich im Klaren, dass das schwierige Gespräche werden.

    AfD kann nun doch nicht so viel Einfluss nehmen

    Wer am Ende auch mit wem regieren wird; die AfD wird nicht beteiligt sein. Sie wird auch nicht so viel Einfluss auf Zwei-Drittel-Entscheidungen haben, wie gestern Abend noch befürchtet. Mit dieser sogenannten Sperrminorität hätte die AfD Einfluss nehmen können auf Personalentscheidungen, sie hätte auch eine Selbstauflösung des Landtages blockieren können. Durch einen Rechenfehler hätten die Rechtsextremen im neuen Landtag diese Sperrminorität - das wurde am Vormittag korrigiert.
    AfD in Sachsen
    AfD-Chef Tino Chrupalla zu den Landtagswahlen 2024 in Sachsen am 01.09.2024.02.09.2024 | 2:01 min
    Der neue Landtag muss erstmals bis 1. Oktober zusammentreten. Eine neue Regierung muss bis zum 1. Februar 2025 ihre Arbeit aufnehmen, ein Ministerpräsident oder eine Ministerpräsidentin gewählt werden - sonst gibt es Neuwahlen in Sachsen - oder eben doch eine Minderheitenregierung.
    Stefan Kelch ist Korrespondent im ZDF-Landesstudio Dresden.

    CDU gewinnt knapp vor AfD
    :Die Wahl in Sachsen auf einen Blick

    Die gesichert rechtsextreme AfD und die CDU liefern sich bei der Landtagswahl in Sachsen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende gewinnt die CDU. Verlierer der Wahl: die Ampel-Parteien.
    von Elisa Kart
    Sachsen, Dresden: Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)
    mit Video

    Mehr zur Landtagswahl in Sachsen