Engpässe bei der "PrEP":HIV-Medikament in Deutschland ist knapp
von Dominik Rzepka
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In Deutschland ist das HIV-Medikament "PrEP" knapp. Betroffene sprechen von einer problematischen Situation. Verbände fordern den Bund auf, offiziell einen Engpass auszurufen.
Vor allem schwule Männer nutzen die sogenannte "PrEP", um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen.
Für Tobias wird die Lage langsam brenzlig. Seit Wochen versucht er, an das Medikament zu kommen, das ihn vor einer HIV-Ansteckung schützt. Doch die Tabletten, die vor allem schwule Männer nutzen, sind knapp.
Das ist eine problematische Situation, die meinen Schutz vor einer HIV-Infektion gefährdet.
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Tobias aus München
Tobias, der eigentlich anders heißt, ist Mitte 20, lebt in München und schützt sich seit einigen Jahren durch die sogenannte PrEP. Er nimmt also Tabletten, die eine HIV-Infektion verhindern und verzichtet beim Sex mit anderen Männern auf Kondome. Eine beliebte Safer Sex Methode.
Doch jetzt hat Tobias nur noch drei Tabletten. Und Nachschub gibt es gerade nicht.
HIV-Infizierte unterstützen sich gegenseitig01.12.2023 | 5:25 min
Dramatische Situation für HIV-Infizierte
In vielen HIV-Schwerpunktpraxen sind sie alarmiert. Von einem sich massiv zuspitzenden Engpass spricht der Berliner Arzt Tobias Glaunsinger.
Mit einer Entspannung der Liefersituation ist nicht vor Mitte März zu rechnen.
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Tobias Glaunsinger, Infektiologe
Seine PrEP-Patienten bittet er, sich auf anderem Wege vor einer HIV-Infektion zu schützen. Zum Beispiel mit Kondomen. Doch für seine HIV-positiven Patienten ist der Engpass dramatisch. Auch sie benötigten die Tabletten - und zwar, um das HI-Virus im Körper zurückzudrängen. Eine HIV-Therapie umzustellen und andere Medikamente zu nutzen - das sei nur zum Teil möglich.
PrEP ist die Abkürzung für Prä-Expositions-Prophylaxe, auf Deutsch: Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt. Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Die PrEP schützt so gut wie Kondome oder Schutz durch Therapie vor HIV, wenn sie richtig angewendet wird.
Quelle: Deutsche Aidshilfe
Aidshilfe warnt vor fatalen Folgen
Die Deutsche Aidshilfe warnt bereits seit Wochen vor fatalen Folgen. Ende 2021 lebten etwa 90.000 HIV-positive Menschen in Deutschland. Rund 79.000 von ihnen nehmen entsprechende Medikamente. Das Virus ist in ihrem Körper nicht mehr nachweisbar und sie können andere auch nicht anstecken.
Doch diese Sicherheit breche gerade für manche HIV-positive Menschen weg. Einigemussten bereits ihre Therapie umstellen. "Das ist immer aufwändig und kann mit neuen Nebenwirkungen verbunden sein", sagt Holger Wicht von der Deutschen Aidshilfe. Und weiter:
Manche HIV-positive Menschen haben in den letzten Wochen oft Angst vor einem Verlust ihrer lebenswichtigen Therapie bekommen.
HIV lässt sich mittlerweile gut behandeln. Auch an einer Heilung wird weiter intensiv geforscht. Welche Ansätze Experten verfolgen und wie sie die Chance auf Erfolg einschätzen.
von Maurice Göbel
FAQ
Versorgungsengpass könnte ausgerufen werden
Seit Wochen weisen Verbände auf die Lieferengpässe hin. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) etwa kritisiert, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Lage zu lange nicht ernst genommen habe.
Lauterbach muss unverzüglich alle politischen Möglichkeiten ausschöpfen und gesetzlich einen Versorgungsmangel feststellen.
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Andre Lehmann, LSVD
Laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums plant Lauterbach weitere Gespräche zu dem Thema in den kommenden Tagen. Sollte er dann tatsächlich einen Versorgungsengpass ausrufen, wären unter anderem Importe der HIV-Medikamente aus dem Ausland möglich. Allerdings sind die Medikamente auch in anderen Ländern knapp.
Rät Lauterbach jetzt zu Kondomen?
Lauterbach hatte sich Ende vergangenen Jahres zuversichtlich gezeigt, Medikamentenengpässe beheben zu können. Vor einigen Tagen musste er in einem Instagram-Post eingestehen, dass die PrEP noch einige Wochen lang nicht lieferbar sei. Der Post endete mit einer leicht flapsig klingenden Empfehlung:
Bis dahin bitte vorsichtig sein.
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Karl Lauterbach, SPD
Die Frage von ZDFheute, ob das ein Rat des Ministers sei, Kondome statt PrEP zu verwenden, wollte ein Sprecher nicht beantworten.
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