Pistorius über Wehrdienst: "Bremst mich niemand aus"

    Pistorius über neuen Wehrdienst:"Da bremst mich wirklich niemand aus"

    Johannes Lieber
    von Johannes Lieber
    |

    Verteidigungsminister Boris Pistorius hat seine Pläne für einen "neuen Wehrdienst" vorgestellt. Für eine Pflicht fehle es an den notwendigen Kapazitäten.

    Pistorius: "Zahl der Freiwilligen reicht aus"
    Das Interview mit Pistorius in voller Länge im Video12.06.2024 | 6:26 min
    Deutschland braucht wieder mehr Soldaten. Zumindest, wenn es nach Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) geht. Um das zu erreichen, hat er am Mittwoch in Berlin den "Auswahlwehrdienst" vorgestellt. Pistorius begründet das mit einer "neuen Bedrohungssituation" seit dem russischen Angriff auf die Ukraine.

    Das ist der "neue Wehrdienst"

    Alle Frauen und Männer ab 18 sollen nach diesem Vorschlag eine E-Mail mit einem Fragebogen zugeschickt bekommen. Darin werde die Bereitschaft zum Wehrdienst abgefragt. Freiwillige würden anschließend zur Musterung eingeladen. Dazu Pistorius im Interview mit dem ZDF heute journal:

    Wir gehen nach allem, was wir wissen, davon aus, dass die Zahl der Freiwilligen allemal ausreicht, um die Kapazitäten zu füllen, die wir haben.

    Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister

    Laut dem Verteidigungsminister wäre die Bundeswehr aktuell in der Lage, zusätzlich zu den Freiwilligen, die es schon gibt, jedes Jahr rund 5.000 Rekruten auszubilden. Für die gewünschte "Abschreckungsfähigkeit" würde das aber "nicht reichen", so Pistorius. Man wolle ebenfalls Reservisten, die bereits gedient haben, dazu bewegen, wieder in die Reserve einzutreten.
    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius nimmt am 12. Juni 2024 in Berlin an einer Pressekonferenz zur Reform des Wehrdienstes in Deutschland teil.
    In Zukunft müssen junge Männer ab 18 in einem Fragebogen über ihre Bereitschaft zum Dienst an der Waffe Auskunft geben. Der Wehrdienst bleibt weiterhin freiwillig.12.06.2024 | 2:16 min

    Wehrpflicht aktuell keine Option

    Der "entscheidende limitierende Faktor" sei laut dem Verteidigungsminister die fehlende Ausbildungskapazität der Bundeswehr. Mit dem Aussetzen der allgemeinen Wehrpflicht 2011 sei diese stark reduziert worden. Forderungen aus der Union nach einer Dienstpflicht für junge Menschen könnten deshalb nicht umgesetzt werden. "Das soll mir mal einer erklären, wie wir die alle ausbilden sollen in wenigen Jahren", so der Minister.
    Vielmehr sei es die Union, die der Bundeswehr "diesen Zustand beschert haben". Neben den wenigen Ausbildungsmöglichkeiten sei auch die Wehrerfassung "komplett zerschlagen" worden. Laut Pistorius gehe es deshalb jetzt darum, herauszufinden "wo sind die jungen Leute, wer sind sie"?
    Wehrdienst
    Die Pressekonferenz von Pistorius zum Wehrdienst im Video12.06.2024 | 61:37 min

    Frauen müssen nicht antworten

    Alle "jungen Leute" sind aber vom Vorschlag Pistorius' nicht betroffen. Während Männer verpflichtet werden sollen, auf das Anschreiben der Bundeswehr zu antworten, können Frauen die Anfrage ignorieren.
    Für Pistorius selbst ist das nicht zeitgemäß, aber notwendig: "Jeder andere Schritt würde bedeuten, dass wir ans Grundgesetz ran müssen." Laut Grundgesetz sind nur Männer von der Wehrpflicht betroffen. Eine solche "Grundsatzdebatte" könne man ein Jahr vor der Bundestagswahl nur "schwer sachlich führen", so Pistorius. "Alles andere wird man in der nächsten Wahlperiode zwingend nachholen müssen. Davon bin ich überzeugt."
    Nicht absehbar ist aktuell, ob die Vorschläge auch wirklich Realität werden. Nur Pistorius selbst ist sich sicher: "Da bremst mich wirklich niemand aus."
    Kerry Hoppe und Patrick Sensburg zu Wehrdienst
    Pistorius-Plan für den Wehrdienst: Eine Pro- und Contra-Diskussion.12.06.2024 | 18:26 min

    Mehr zu den Wehrdienst-Plänen von Pistorius