Gesetz 2024 geplant:Wie der Pflegenotstand bekämpft werden soll
von Martina Morawietz
|
Mit dem geplanten Pflegekompetenzgesetz soll der Berufsstand aufgewertet werden. Die Hoffnung dahinter: die Pflege zu stärken und eine weitere Abwanderung zu verhindern.
Mit einem neuen Gesetz, dem Pflegekompetenzgesetz, will Karl Lauterbach (SPD) Pflegeberufe künftig deutlich attraktiver machen. 14.12.2023 | 11:51 min
Die geplante Krankenhausstrukturreform wird zu Schließungen von Kliniken in Deutschland führen. Diese seien laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nötig, um die eigentlichen Ziele zu erreichen: mehr Sicherheit für die Patienten, mehr Transparenz, mehr Effektivität. Mögliche Folgen sind aber Lücken in der Versorgungsstruktur - und auch eine Verstärkung des Pflegenotstands.
Gerade auf dem Land sind deshalb viele Menschen alarmiert. Im bayerischen Schongau gab es im Sommer viele Krisensitzungen. Die Menschen machen sich vor allem Sorgen um ihre Notfallversorgung, die es mit der Schließung ihres Krankenhauses nicht mehr geben wird. 220 Mitarbeiter erhalten noch vor Weihnachten ihre Kündigung. Darunter viele Pflegekräfte. Dass die dann in andere, verbleibende Häuser abwandern, ist eher unwahrscheinlich.
Intensivpfleger: Dann fehlt Fachkraft am Bett eines Sterbenden
Auch Alexander Lang, der lange Jahre in Schongau als Intensivpfleger gearbeitet hat, will sich beruflich umorientieren. Mit Folgen für die Patienten.
Die Idee der Politik, dass entlassenes Pflegepersonal die Arbeit in den verbleibenden Häusern erfülle, greife zu kurz. "Es fehlen 80.000-100.000 Pflegefachpersonen für die Bundesrepublik", sagt die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler. "So viele werden durch die Schließung der Häuser gar nicht freigestellt."
"Die Ausbildung ist zwar besser geworden, es werden mehr Menschen ausgebildet", das werde aber den Personalmangel "nicht kompensieren können", so Andreas Wedeking vom Altenhilfe-Fachverband der Caritas.17.04.2023 | 4:53 min
Im Ausland sind Fachkräfte besser eingesetzt
Die Branche fordert seit vielen Jahren: um den Beruf attraktiver zu machen, Nachwuchs zu gewinnen und zu halten, müsse der Berufsstand endlich aufgewertet werden. Im Krankenhausstrukturgesetz ist die Rolle der Pflege nicht berücksichtigt. Jetzt verspricht Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit einem neuen, dem sogenannten Pflegekompetenzgesetz, die Autonomie der Pflege besser durchzusetzen.
Im europäischen Ausland und in den USA sind die Fachpflegeberufe schon lange akademisiert. In Deutschland kann man inzwischen Pflege studieren, in den starren Hierarchien vieler Krankenhäuser gibt es aber oft noch keine klare und angemessene Funktion für ihren Einsatz.
Bestimmte Berufsbilder gibt es noch nicht überall
Im St.Josefs-Hospital in Wiesbaden leitet Jessica Kelian als sogenannte Advanced Practice Nurse die Intensivstation. Ihre akademische Ausbildung bedeutet, dass sie nicht nur am Patienten arbeitet, sondern auch verantwortlich ist für Versorgungsabläufe und Organisiation.
Doch solche Berufsfelder sind nicht selbstverständlich in den Krankenhaushierachien. "Es gibt einfach keine verpflichteten Maßnahmen, keine gesetzgeberischen Maßnahmen, die das Vorhandensein einer solchen Advance Practice Nurse oder auch Bachelor-Pflegekräften vorsehen," sagt der Pflegedienstleiter des St.Josefs-Hospitals in Wiesbaden, Arne Evers.
Bislang studierten Pflegekräfte in die Ungewissheit. So hofft die Branche jetzt auf das Pflegekompetenzgesetz, das 2024 kommen soll. Noch in diesem Jahr will der Bundesgesundheitsminister die Eckpunkte dafür vorlegen.
1,7 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in Pflegeberufen. Der 12. Mai ist ihnen gewidmet und blickt auf eine nach wie vor schwierige Zukunft des Berufes.