Altenpflegerin mit Seniorin im Rollstuhl (Archivfoto)
Quelle: dpa
Am Donnerstag und Freitag trifft sich die Pflegebranche in Berlin zum Deutschen Pflegetag. Aus Sicht der Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, sind die
Pflegekräfte in den vergangenen zehn Jahren politisch deutlich selbstbewusster geworden. Wichtige Zahlen und Fakten zu Pflege in Deutschland:
Wie entwickelt sich die Zahl der Pflegebedürftigen?
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt:
- 2003 erhielten etwas mehr als 2 Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung
- derzeit sind es rund 5 Millionen Menschen
Hintergrund sind die Alterung der Gesellschaft, aber auch Reformen der Pflegeversicherung, die zu mehr Leistungsempfängern führten.
Bis 2055 dürfte die Zahl nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes auf etwa 6,8 Millionen ansteigen. Schwierig, denn in den nächsten zehn bis zwölf Jahren werden
500.000 Pflegefachkräfte in Rente gehen. Die Demographie schlägt also doppelt zu.
Wie viele Menschen arbeiten in der Pflege?
Insgesamt arbeiten mehr als
1,7 Millionen Menschen in der Pflege. Davon sind:
- 70 Prozent examinierte Pflegefachpersonen oder Spezialisten
- 30 Prozent Pflegehelfer oder Pflegeassistenz
- rund 40 Prozent in Kliniken und Krankenhäusern beschäftigt
Die stationäre (Alten-)Pflege beschäftigt 30 Prozent und die ambulante Pflege 17 Prozent der Pflegefachpersonen. Die restlichen 13 Prozent verteilen sich auf private Haushalte, Arztpraxen und weitere Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens.
Handelt es sich dabei um Vollzeitbeschäftigungen?
Im Vergleich zu anderen Bereichen ist die
Teilzeitquote im Pflegebereich überdurchschnittlich hoch:
- Sie liegt bei den ambulanten Diensten bei 68,1 Prozent
- In Pflegeheimen bei 63,3 Prozent
Über alle Wirtschaftszweige hinweg arbeiteten im Jahr 2021 nur 30 Prozent der abhängig Beschäftigten in Teilzeit. In der hohen Teilzeitquote spiegelt sich auch eine große Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen.
Was sind die Ursachen für den hohen Teilzeitanteil?
Pflegekräfte klagen über
hohe körperliche Belastung und
Personalmangel. Das führt zu zahlreichen Überstunden und nicht kalkulierbaren Dienstplänen. 45 Prozent der Pflegefachpersonen berichteten laut DAK Gesundheitsreport 2022 von regelmäßigem Personalmangel.
2022 lagen die Arbeitsunfähigkeitstage von BKK-versicherten Beschäftigten in der Krankenpflege bei rund 26, in der Altenpflege sogar bei 33 Tagen. Zum Vergleich: Die Arbeitsunfähigkeitstage für alle BKK-versicherten Beschäftigten lagen bei 18 Tagen.
Wie viele unbesetzte Stellen gibt es in der Pflege?
Im Jahresdurchschnitt 2021/2022 waren laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft eine Fachkräftelücke von 18.279 Pflegefachpersonen in der Altenpflege und 16.839 in der Gesundheits- und Krankenpflege zu verzeichnen - also insgesamt: 35.118 vakante Stellen.
Pflegeheimbewohner kommen häufig ins Krankenhaus wegen übermäßiger Medikation oder Dehydrierung, so der aktuelle Pflegereport der AOK. 19.09.2023 | 1:57 min
Die Krankenkasse Barmer hat ausrechnen lassen, dass bis 2030 mehr als 180.000 Pflegekräfte allein in der Altenpflege fehlen werden.
Wie soll der Personalmangel in der Pflege behoben werden?
Experten setzen auf die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, verstärkte Werbung für die Pflegeausbildung und Attraktivitätssteigerungen im Pflegeberuf, damit Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken und Pflegekräfte in den Beruf zurückkehren.
Nach einer Studie der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung können sich die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten und sogar 60 Prozent der Ausgestiegenen eine Rückkehr in den Beruf beziehungsweise ein Aufstocken der Stunden vorstellen - bei deutlich verbesserten Arbeitsbedingungen.
Christine Vogler, Präsidentin des deutschen Pflegerats, über mangelndes und unqualifiziertes Personal in Pflegeheimen.19.09.2023 | 5:13 min
Das würde hochgerechnet bedeuten: Mindestens 300.000, aber möglicherweise bis zu 600.000 Vollzeit-Pflegekräfte stünden zusätzlich zur Verfügung.
Kann Zuwanderung die Probleme der Pflege mindern?
In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Pflegefachpersonen aus dem EU-Ausland um 25.000 auf 91.000 erhöht. Darüber hinaus wirbt Deutschland über das Programm "Triple Win" für Pflegefachpersonen aus dem außereuropäischen Ausland.
Seit 2013 konnte die Bundesagentur für Arbeit insgesamt 7.728 Pflegekräfte gewinnen, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 4.162.
Wie viele Auszubildende gibt es in Pflegeberufen?
2022 haben insgesamt 52.100 Personen eine
Ausbildung zur Pflegefachperson begonnen; das waren 7 Prozent weniger als im Vorjahr. 74 Prozent von ihnen sind Frauen, 26 Prozent Männer.
Insgesamt befanden sich Ende 2022 rund 143.100 Personen in der Ausbildung zur Pflegefachperson.
Quelle: KNA