Trend in Berlin: Möbliertes Wohnen - Chance oder Abzocke?
Trend auf Berliner Wohnungsmarkt:Möbliertes Wohnen - Chance oder Abzocke?
von Sylvia Bleßmann
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Wer in Berlin eine Wohnung sucht, findet aktuell viele Angebote für möbliertes Wohnen auf Zeit. Für Anbieter ein toller Profit-Schlager auf dem Wohnungsmarkt.
Möbliertes Wohnen auf Zeit - in vielen Berliner Bezirken steigen die Zahlen. (Symbolbild)
Quelle: imago
Designerstühle, Smart TV, noble Miniküche - das Angebot für ein möbliertes Zimmer in Berlin Mitte klingt verlockend. Selbst W-Lan ist inclusive - es kostet aber gut 30 Euro pro Quadratmeter.
Auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt sind mittlerweile die Hälfte aller Mietinserate möblierte Apartments oder Zimmer in Wohngemeinschaften. Mal minimalistisch-clean, mal opulent-gemütlich - aber im Schnitt doppelt so teuer wie eine regüläre Langzeitmiete.
Plattformen wie SpotAHome oder WG-gesucht bieten an:
zehn Quadratmeter in einer 4er-Wohngemeinschaft, möbliert und zeitbefristet, 760 Euro
möblierte 1-Zimmer-Wohnung in Moabit, 26 Quadratmeter, 1.300 Euro
Wer eine Wohnung sucht, hat es vor allem in Großstädten schwer. Aus Mangel an Alternativen erklären sich Mieter bereit, überhöhte Preise zu zahlen.09.04.2024 | 8:48 min
Maximaler Gewinn mit Mietwohnraum
Axel Burfeind mietete ein solches Zimmer in einer Vier-Personen-WG für 500 Euro. Am Tag der Vertragsunterzeichnung stellt sich heraus, dass seine Miete auf ein Jahr befristet ist. Als das Jahr um war, kam die nächste Überraschung: eine Mieterhöhung auf 600 Euro.
Als er sich wehrte, drohte die Vermieterin mit der Einquartierung von Bauarbeitern, die sofort den verlangten Mietpreis zahlen würden. Im Nachbarzimmer wurden bereits zwei Personen untergebracht. Auch die Langzeitmieterin nebenan wurde unter Druck gesetzt.
Alles schien auf Gewinnmaximierung aus. Kein Garten, minimale Ausstattung, Kurzzeitmietverträge.
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Axel, Mieter
Mietwucher mit möblierten Wohnungen
In vielen Bezirken steigen die Zahlen zu möbliertem Wohnen auf Zeit. In Friedrichshain-Kreuzberg bieten 2022 bereits 70 Prozent der Inserate dieses begrenzte Wohnmodell (2012: 18 Prozent). In Mitte waren es 65 Prozent (2012: 20 Prozent) In Charlottenburg-Wilmersdorf 64 Prozent (2012: 26 Prozent).
"Hier wird die Mietpreisbremse umgangen, indem Wohnungen zum vorübergehenden Gebrauch vermietet werden" so Wibke Werner vom Berliner Mieterverein. Hinzu komme, dass der Zuschlag für die Möblierung recht willkürlich, nicht transparent und nicht nachvollziehbar sei.
Welchen Wert Möbel, Teppiche und Fliesen wirklich haben, steht nirgendwo festgeschrieben. Wohnungen werden so dem regulären Mietmarkt entzogen. "Wohnen auf Zeit ist ein Geschäftsmodell, das zunimmt." sagt Niklas Schenker, Wohnungspolitiker der Linken. Immer mehr Anbieter würden die Regulierungslücke im Mietrecht nutzen.
Zweckentfremdungsverbot nicht anwendbar
Selbst die sechs landeseigenen Unternehmen haben möblierte Wohnungen im Angebot. Die städtische "Berlinovo" ist mit 9.000 Apartments einer der Marktführer. Eigentlich sollen gerade diese Unternehmen Berlins Mieten bezahlbar halten.
Doch auch sie bieten 43 Quadratmeter in Mitte für 1.300 Euro warm an. Die Begründung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft: Nur so könne man den Rest an günstigem Wohnraum bezahlbar halten.
Zwar gibt es in Berlin seit 2014 das sogenannte "Zweckentfremdungsverbot" - dem unterliegen möblierte Wohnungen auf Zeit allerdings nicht. Denn das Verbot soll die Nutzung zu anderen Zwecken als "wohnen" regulieren. Zum Beispiel dürfen Ferienwohnungen nur für 90 Tage im Jahr komplett an Feriengäste vermietet werden. Das Problem: Es fehlen Kapazitäten für Kontrollen.
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Koalition in Berlin arbeitet an neuem Gesetz
Der Senat könnte eingreifen. Zum Beispiel mit dem Instrument der Verfolgung von Mietwucher nach Wirtschaftsstrafgesetz. Mietwucher betreibt, wer eine Wohnung für mehr als 20 Prozent oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete anbietet. Sehr viele der möblierten Wohnungen würden wohl darunter fallen.
Die schwarz-rote Koalition arbeitet derzeit an einem Wohnraumsicherungsgesetz. Auch damit könnte man "etwas gegen das grassierende möblierte Wohnen zu horrenden Preisen tun", sagt Mathias Schulz, Sprecher für Stadtentwicklung der SPD-Fraktion.
Quelle: dpa
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