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FAQ
Neuer Hersteller für Panzer:Warum Leonardo und Rheinmetall kooperieren
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Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall und die italienische Waffenschmiede Leonardo wollen künftig gemeinsam Panzer bauen. Was steckt hinter der Kooperation?
50 Prozent Rheinmetall und 50 Prozent Leonardo: Die deutsch-italienische Kooperation Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) will künftig hochmoderne Panzer bauen.
Quelle: dpa
In der Rüstungsbranche gibt es einen neuen Player: Das Gemeinschaftsunternehmen Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV). Beteiligt sind zu jeweils 50 Prozent Rheinmetall und Leonardo. Seinen Hauptsitz wird LRMV künftig in Rom haben.
LRMV soll moderne und leistungsfähige Kampffahrzeuge herstellen. Ein bedeutender wirtschaftlicher Anreiz für das deutsch-italienische Gemeinschaftsunternehmen ist ein geplanter Großauftrag des italienischen Militärs, der ein Investitionsvolumen von bis zu 20 Milliarden Euro umfasst.
Was erhoffen sich Rheinmetall und Leonardo von der Partnerschaft?
Der Ukraine-Krieg hat die sicherheitspolitische Lage in Europa grundlegend verändert und zu einer erhöhten Nachfrage nach militärischer Ausrüstung geführt. Die Bündelung der Kompetenzen beider Unternehmen ermöglicht es, hochmoderne und wettbewerbsfähige militärische Fahrzeuge zu entwickeln, die sowohl den Anforderungen des italienischen Marktes als auch internationaler Kunden gerecht werden.
Zudem eröffnet die Partnerschaft beiden Unternehmen den Zugang zu neuen Märkten und stärkt ihre Position im globalen Wettbewerb. Für den Verteidigungs- und Sicherheitsexperten Nico Lange liegt "die Zukunft der europäischen Rüstungsindustrie in solchen nationalen Partnerschaften."
Rüstung: Gibt es ähnliche Kooperationen in Europa?
Der Wunsch aus Brüssel laute zwar, diese Aufgabe gesamteuropäisch zu meistern, die Realität aber zeige derzeit ein anderes Bild, erklärt Lange. "Was wir bei der Industrie sehen, ist, dass bestimmte Unternehmen aus bestimmten Staaten zusammenarbeiten. Deutschland und Norwegen bei der U-Boot-Produktion, Deutschland und Frankreich bei einer neuen bodengebundenen Rakete und jetzt Deutschland und Italien bei der Entwicklung eines Kampfpanzers."
Mit einem erwarteten Jahresumsatz von zunächst rund zwei Milliarden Euro, der perspektivisch auf vier Milliarden Euro ansteigen soll, positioniert sich LRMV als bedeutender Akteur in der europäischen Rüstungsindustrie. Im Vergleich zu etablierten Rüstungsunternehmen wie dem französischen Nexter oder dem deutschen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) strebt LRMV an, eine führende Rolle im Bereich der gepanzerten Fahrzeuge einzunehmen.
Werden Rüstungskonzerne künftig öfter zusammenarbeiten?
Die Zusammenarbeit könnte als Vorbild für weitere Konsolidierungen in der fragmentierten europäischen Verteidigungsindustrie dienen. Denn die Harmonisierung der unterschiedlichen Waffensysteme in Europa sei in Anbetracht der europäischen Verteidigungsfähigkeit besonders dringlich, betont Wolfgang Richter, Verteidigungs- und Sicherheitsexperte und deutscher Oberst a.D.:
Generell denke ich, dass eine Rüstungskooperation in Europa sinnvoll und notwendig ist.
Wolfgang Richter, Verteidigungs- und Sicherheitsexperte
Zusammenschlüsse in der Rüstungsbranche könnten laut Richter die Vielfalt der Systeme und damit auch Kosten reduzieren: "Durch solche Kooperationen könnten europäische Unternehmen ihre Ressourcen bündeln, Innovationen vorantreiben und ihre Marktposition stärken", sagt Richter, denn "größere Produktionsumfänge sind geeignet, die Stückkosten zu verringern, sofern es gelingt, sich auf gemeinsame Standards zu einigen. Das trifft auch für die Zusammenarbeit von Rheinmetall mit Leonardo zu."
Angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen und der Forderungen nach einer stärkeren europäischen Verteidigungsfähigkeit sind weitere Kooperationen zwischen europäischen Rüstungsunternehmen sehr wahrscheinlich.
Thadeus Parade berichtet aus dem ZDF-Studio in Nordrhein-Westfalen.
Quelle: dpa
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