Kuhle: Klimaschutz ist "Hassthema" geworden

    Debatte mit Neubauer bei Lanz:Kuhle: Klimaschutz ist "Hassthema" geworden

    von Pierre Winkler
    |

    Klimaaktivistin Luisa Neubauer erhebt zur Legislatur-Halbzeit schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. FDP-Politiker Konstantin Kuhle reagiert gereizt.

    Markus Lanz vom 14. September 2023: Markus Lanz, Konstantin Kuhle, Luisa Neubauer, Katrin Böhning-Gaese, Marc Widmann
    Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" in voller Länge.14.09.2023 | 74:15 min
    Luisa Neubauer stellt der Ampel-Koalition in Sachen Klimaschutz ein vernichtendes Zwischenzeugnis aus. "Die Ampel wollte mal eine Fortschrittskoalition sein. Und was ist in den letzten zwei Jahren passiert? Das ist doch dramatisch. Menschen verlieren das Vertrauen, die verlieren die Zuversicht, die verlieren die Hoffnung", sagte die "Fridays for Future"-Aktivistin am Donnerstagabend bei Markus Lanz.

    Und man sieht: Immer wieder stellt die Ampel, wenn sie die Entscheidung hat, das Koalitionsklima vor das Weltklima.

    Luisa Neubauer, Klimaaktivistin

    Neubauer kritisierte insbesondere die FDP und Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Dieser sei "brachial" durch die Sektorziele bei der CO2-Reduzierung im Verkehrsbereich gefallen. Und er habe es nicht geschafft, "ein Sofortprogramm zu produzieren, was der Auftrag gewesen wäre, um das wieder auszugleichen".

    Neubauer: "Bilanz ist verheerend"

    Innerhalb der Ampel-Koalition gebe es "keinen parteiübergreifenden Konsens darüber, dass man sich gewissenhaft mit allem, was man hat, demokratisch gemeinschaftlich dafür einsetzt, dass wir das Pariser Klimaziel einhalten". Neubauers Fazit: "Die Bilanz ist verheerend."
    FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle hielt dagegen: In den vergangenen zwei Jahren habe die Bundesregierung zahlreiche Maßnahmen und Gesetze für Klimaschutz auf den Weg gebracht.
    So seien etwa Gesetze zur:
    • Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie
    • das Gebäudeenergiegesetz
    • oder das Energieeffizienzgesetz beschlossen worden.
    "Ich will dafür keine Dankbarkeit", sagte Kuhle. "Aber ich will zumindest eine Anerkennung der Realität, dass in den letzten zwei Jahren ein Krieg in Europa stattgefunden hat, dass wir eine Situation haben, in der die Leute wirklich voller Wut, Frustration und Entfremdung von der Demokratie unterwegs sind und die Koalition in dieser Zeit trotzdem sagt: 'Wir machen trotzdem Klimaschutz. Das machen wir trotzdem.'"

    Neubauer: Deutschland international schlechtes Beispiel

    Das jedoch reichte Neubauer nicht. Deutschland lasse europäische Partner zurück und sei international ein "superschlechtes Beispiel". Die Bundesregierung stehe sich immer wieder selbst im Weg und lebe der Gesellschaft vor, "wie man sich immer wieder im Kreis dreht, wie man sich zerstreitet, wie man Menschen so sehr die Lust nimmt an jeder Art von Fortschritt".

    FDP-Politiker: Klimaschutz ist Hassthema vieler Menschen

    Mit dem Vorwurf konfrontiert, die FDP habe viele Klimaschutzmaßnahmen blockiert oder verwässert, sagte Kuhle: "Sie glauben wirklich, dass die Leute gesagt hätten 'Wir sind jetzt nicht verunsichert', wenn die FDP das Gebäudeenergiegesetz durchgewunken hätte? Das ist doch absolut weltfremd."
    Vielmehr gebe es in der Bevölkerung tiefsitzenden Frust:

    Die Leute hören das Wort 'Klimaschutz' und kriegen die Krise. Die haben Angst um ihre Heizung, Angst um ihre Wohnung, Angst um ihre Zukunft.

    Konstantin Kuhle, FDP-Politiker

    In der Lebensrealität vieler Menschen sei "Klimaschutz ein Hassthema geworden".

    Kuhle: "FDP erreicht für den Klimaschutz mehr als mancher Aktivist"

    Die Aussage, die FDP wolle keinen Klimaschutz, sei "einfach absolut daneben". Seine Partei habe etwa das Gebäudeenergiegesetz "abgestimmt in einer Weise, wo wir massive Veränderungen erreicht haben". "Und als nächstes kommt das Solarpaket und als nächstes kommt das Klimaschutzgesetz", ergänzte Kuhle.
    "Wir machen 24/7 Klimaschutz. Die FDP erreicht für den Klimaschutz mehr als mancher Aktivist." Eine Bemerkung, die Neubauer so nicht stehen lassen wollte: "Ich glaube nicht, dass man so diffamierend über das Engagement von Aktivisten sprechen muss."

    Mehr zum Thema Klimaschutz