Knappe Medikamente: Lauterbach will härtere Gangart
Strategie gegen Knappheit:Medikamente: Lauterbach will härtere Gangart
von Felix Rappsilber
|
Gesundheitsminister Lauterbach kündigt eine Pharmastrategie an, die noch im November vorgestellt werden soll. Hintergrund ist die derzeitige Medikamentenknappheit in Deutschland.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 02. November in voller Länge.02.11.2023 | 74:30 min
Ulrike Holzgrabe, Seniorprofessorin für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, konfrontierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstagabend bei Markus Lanz mit der derzeitigen Medikamentenknappheit:
Lauterbach entgegnete: "Wir haben Arzneimittel, die Generika sind, Nachahmerprodukte ohne Patent, so geknechtet, wie wir auch vorgehen beim Discounter. Der Preis ist gedrückt worden bis zum Gehtnichtmehr."
Seit dem 1. August gelte ein Gesetz, das die Versorgung verbessern solle. Es beinhalte eine "Kurzfristlösung": "Derjenige, der jetzt den Vertrag mit der Krankenkasse bekommt, der muss sechs Monate Lagerhaltung garantieren."
Lauterbach kündigt härteren Wettbewerb mit anderen Ländern an
Dabei handele es sich oft um chinesische, indische und israelische Hersteller. Es gebe "zahlreiche Unternehmen, die in der Lage sind, wenn der Preis stimmt, diese Lagerbestände zu bezahlen", so Lauterbach. "Wenn wir jetzt mehr ausgeben, dafür aber die Lagerhaltung machen, dann wird das nicht jedem gefallen. Das ist nicht der freundlichste Akt jedem anderen Land gegenüber, weil es vielleicht bisher besser weggekommen ist."
Das stelle Deutschland besser "im Vergleich zu anderen Ländern, wo es auch knapp ist, aber nicht so knapp wie bei uns". Die Lagerhaltung sei "keine alleinige Lösung, aber damit komme ich erst mal relativ schnell ins Spiel zurück".
Wolle man Produktion nach Europa zurückholen, "einschließlich der Wirkstoffe, einschließlich der Feinchemie, dann geht das nur, indem ich das Wirkstoff für Wirkstoff mache." Am Beispiel der Antibiotika erklärte Lauterbach seine "Langfristlösung":
Ein Großteil der in Deutschland benötigten Medikamente stammt aus China. Bei Lieferengpässen können manche Patienten nicht behandelt werden. 01.11.2023 | 1:29 min
Medikamenten-Strategie greift erst nach dem Winter
Diese Lösung werde aber erst nach dem anstehenden Winter spürbar. "Die alten Rabattverträge, wo das nicht vorgesehen war, die haben natürlich noch rechtliche Gültigkeit", sagte Lauterbach. Diese Verträge könnten nicht so einfach gekündigt werden. "Dann beliefert uns demnächst niemand mehr", fügte der Minister an. "Sondern ich muss erst mal damit leben." Aber die "nächste Runde" komme schon "nach diesem Gesetz".
Darin enthalten sei ein "Medizinforschungsgesetz", das innovative Arzneimittel in Deutschland "schneller zur Zulassung" bringen solle: "Diese Pharmastrategie und das Medizinforschungsgesetz wird noch im November vorgestellt."
In den letzten Monaten sind immer wieder Medikamente knapp geworden. Die Engpässe zeigen, wie abhängig Deutschland von Zulieferern ist. Was gegen Medikamentenmangel helfen könnte.