Robert Habeck bei "Markus Lanz": Einstieg ins Kanzler-Rennen
Grünen-Politiker bei "Lanz":Habeck steigt ins Kanzler-Rennen ein
von Michael C. Starke
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Robert Habeck kehrt nach langer Pause auf die Plattform X zurück. In einem vielsagenden Video deutet er schon dort an, am Freitag seine Kanzlerkandidatur publik zu machen.
Sehen Sie hier die Sendung „Markus Lanz“ vom 7. November 2024 in voller Länge.07.11.2024 | 81:59 min
Es sind die allerletzten Minuten der "Markus Lanz"-Sendung am Donnerstagabend - und Robert Habeck kommt dann doch nicht mehr aus dem Grinsen heraus.
Anders als zuvor, da saß der Grünen-Politiker meist mit ernster und bedächtiger Miene da. Verständlicherweise, denn in der Runde ging es vor allem darum, welche Umstände zum Bruch der Bundesregierung geführt haben und welche Optionen die Rest-Regierung von SPD und Grünen hat.
Doch dann hatte der Grünen-Politiker noch eine Kleinigkeit zu erklären.
Seit Donnerstag - an Tag eins nach dem endgültigen Bruch der Ampel-Koalition - ist der Noch-Vizekanzler wieder auf der Social-Media-Plattform X (früher: Twitter) aktiv, nach einer jahrelangen, selbstgewählten Abstinenz.
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Habeck auf X: "Back for good"
Gleich der erste Post dort liest sich wie eine Kampfansage: "Back for good" - was frei übersetzt so viel heißt wie: "zurückgekommen, um zu bleiben". Auch über ein persönliches Instagram-Konto verfügt Habeck seit Donnerstag.
Anfang 2019, damals noch als Grünen-Chef, hatte sich Habeck unter großem Medienecho von seinen Konten auf Facebook und Twitter verabschiedet. Er zog damit die Konsequenzen aus Ärger um Wahlkampf-Tweets und einen Datendiebstahl, der zur Verbreitung privater Informationen geführt hatte.
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Jahrelange Social-Media-Abstinenz
Twitter bezeichnete Habeck damals als "sehr hartes Medium, wo spaltend und polarisierend geredet wird". Inzwischen hat der Tech-Milliardär Elon Musk Twitter übernommen und in X umbenannt, die Polarisierung hat seither nochmals deutlich zugenommen.
Warum gerade jetzt der Sinneswandel? Er wolle das Feld nicht den Schreihälsen und Populisten überlassen, erklärte Habeck seine Rückkehr in einem zweiten Post: "Nicht heute. Nicht in dieser Woche. Nicht in dieser Zeit."
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Vielsagendes Video auf X
Doch offenbar ging es dem Grünen-Politiker auch darum, die neue Bühne für eine ganz persönliche Botschaft zu nutzen. Übertitelt mit der Zeile "Von hier an anders" veröffentlichte der Wirtschaftsminister auf seinem Account ein vielsagendes Video.
Darin zu sehen ist ein leger im grauen Pullover gekleideter Habeck, der am Tisch sitzend ein Manuskript bearbeitet und dabei die Hymne der Fußball-WM 2006 summt, den Herbert-Grönemeyer-Song "Zeit, dass sich was dreht".
Pikanter Fingerzeig in Richtung CDU?
Das könnte man auch als ironischen Fingerzeig in Richtung der Union verstehen, denn erst unlängst hatte Musiker Grönemeyer der CDU die Verwendung dieses Liedes für deren Wahlkampf untersagt.
"Das ist ein kleines, süßes, katzenartiges Video, das Sie da heute gepostet haben", kommentierte Markus Lanz das Habeck-Video am Donnerstagabend süffisant - heißt das also, Habeck steigt ganz offiziell als Kanzlerkandidat in den Ring? Dass der Grünen-Politiker diesbezüglich Ambitionen hat, gilt unter politischen Beobachtern schon lange nicht mehr als Geheimnis.
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07.11.2024 | 11:41 min
Habeck-Video mit subtilen Botschaften zur Kanzlerkandidatur?
Nur explizit ausgesprochen hat Habeck das bis dato nicht - dabei kommen die Grünen am 15. November zu einem Parteitag in Wiesbaden zusammen.
Das Warten darauf dürfte jedoch bald ein Ende nehmen. Denn das Habeck-Video, so Moderator Lanz, ist gespickt mit subtilen Hinweisen in Form von "zwei Frames, die so kurz geschnitten sind, dass man sie eigentlich gar nicht sieht".
Im ersten Bild zu sehen: eine Nahaufnahme von zwei weißen Perlenarmbändern, die Habeck am Handgelenk trägt, daran befestigt sind kleine Buchstabenperlen.
"Was steht denn da drauf? Kanzler-Ära?", wollte Lanz wissen - Habecks Replik:
Ein zweites Standbild zeigt dann einen Kalender, der im Video hinter Habeck in einem Regal platziert ist. Darauf rot eingekreist: der 8. November.
Das ist heute, versucht Lanz seinen Gast zu animieren, nicht länger mit der Neuigkeit hinterm Berg zu halten. Doch der antwortet nur: "Jegliches hat seine Zeit, lieber Herr Lanz." Dem Moderator reicht das breite Grinsen als Antwort: "Wunderbar, haben wir ihn noch erwischt."
Quelle: ZDF
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