Debatte bei "Lanz": "KI längst in Schule angekommen"
Lanz zu ChatGPT in der Bildung:Fabricius: "KI längst in Schule angekommen"
von Michael C. Starke
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Wie verändert Künstliche Intelligenz die Bildung? Statt diese zu verteufeln, sollte man sich für ihre Chancen öffnen, fordern Abiturient Fabricius und Digital-Experte Sascha Lobo.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 18. Juni 2024 in voller Länge.18.06.2024 | 63:25 min
Eine Frage des Lehrers schnell auf dem Smartphone bei ChatGPT eintippen und dann die Antwort als eigene ausgeben. Oder gleich die ganzen Hausaufgaben schreiben lassen. KI-Chatbots werden immer besser darin, menschengemachte Texte zu imitieren.
Und Künstliche Intelligenz ist längst Realität im Klassenzimmer. "Die entscheidende Frage ist nicht mehr: Wird KI in die Schule kommen?", sagte Florian Fabricius am Dienstagabend bei "Markus Lanz". Das sei längst entschieden. Bis März war der 18-jährige Abiturient aus Hessen der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, die höchste Schülervertretung in Deutschland.
Im Klassenzimmer nehme Fabricius eine Teilung wahr: Auf der einen Seite nutzten Schüler KI-Anwendungen heimlich im Unterricht. Auf der anderen Seite stünden Lehrkräfte, die glaubten, dass "KI in 50 Jahren die Gesellschaft verändern wird".
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Schüler haben Wissensvorsprung bei Künstlicher Intelligenz
Eine fatale Diskrepanz, meinte Fabricius. In Zeiten, in denen viele – auch nach der Europawahl – mehr Medienbildung forderten, frage er sich, wer den Schülern diese beibringen solle: "Wir haben gerade die Situation, dass die Lehrkräfte viel weniger wissen als wir." Und weiter:
Eine Einschätzung, die Bestseller-Autorin und Schulleiterin Silke Müller teilt. Sie erlebe im Schulwesen Lehrkräfte, die KI-Tools am liebsten verbieten möchten, sagte die erste Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen – deren Tenor laut Müller: "Oh Gott, es gibt Apps, die Hausaufgaben machen."
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Neu über Unterricht nachdenken
Müller zeigte sich aufgeschlossen für KI-Tools. Schulen müssten erkennen, "wie KI uns unterstützen kann in der Unterrichtsvorbereitung und auch in der -durchführung". Die gesparte Zeit könnten Lehrkräfte darauf verwenden, ihre Beziehung zu Schülerinnen und Schülern zu verbessern und so eine höhere Autoritätsebene erreichen.
Müller bemängelte aber, ähnlich wie Fabricius, den Zustand des Bildungssystems: "Wir haben eine charmante Ruinenverwaltung, die 200 Jahre alt ist." Das Schulsystem jetzt funktioniere nicht für "die Ansprüche von heute und von morgen". Es ginge nun darum, über eine andere Haltung zum Unterricht zu diskutieren. Sie nahm auch ihren eigenen Berufsstand in die Pflicht, sich auf das Thema KI einzulassen: "Der rote Elefant muss in den Raum."
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KI in der Schule: "Wir warten nicht"
Das erntete volle Zustimmung beim Schüler Fabricius – dennoch äußerte er Skepsis, dass die Bildungsbürokratie schnell auf Veränderungen reagiere, "um die Vorteile von KI zu nutzen". Doch er argumentierte: "Das erste Mal ist es so: Veränderung im Bildungssystem, die kommt jetzt von unten."
Der 18-Jährige weiter: "Wir warten nicht darauf, dass Tablets in die Schulen kommen. Und die da oben, in den Kultusministerien kommen in Zugzwang – und wenn sie den nicht erfüllen, machen wir es trotzdem."
Lobo: Schule bei KI und Digitalisierung nicht zeitgemäß
Auch Digitalexperte Sascha Lobo hält deutsche Schulen für zu unbeweglich. Verantwortlich dafür machte er auch didaktische Konzepte, die ihren Ursprung im Buchwesen hätten. Als Beispiel nannte er das "Doppelseiten"-Prinzip, das man auch versucht hätte, "eins zu eins" auf Tablets zu übertragen.
Doch diese Frage würde gar nicht gestellt. Neue Formen des dialogischen Lernens würden laut Lobo den Blick darauf verändern, "wie wir mit Wissen und Bildung umgehen".