Ankara und Berlin einig:Imam-Entsendung nach Deutschland wird beendet
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Das Innenministerium und die Türkei haben sich darauf geeinigt, die Entsendungen von Imamen langfristig zu beenden. Künftig sollen Imame in Deutschland ausgebildet werden.
"Ich würde es als ersten zaghaften Schritt in die richtige Richtung bezeichnen", so Eren Güvercin, Mitbegründer der Alhambra Gesellschaft, zur Ankündigung von mehr Imam-Ausbildungen in Deutschland.15.12.2023 | 5:18 min
Die Bundesregierung will die Entsendung von Imamen aus der Türkei nach Deutschland mittelfristig stoppen. Darauf hat sich das Bundesinnenministerium mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet und dem Moscheeverband der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) verständigt, wie das Ministerium am Donnerstag in Berlin mitteilte. Derzeit gibt es nach Ministeriumsangaben 1.000 aus der Türkei entsandte Imame in Deutschland.
Ziel sei es, rund 100 Imame jährlich in Deutschland auszubilden und dementsprechend die Zahl der entsandten Imame aus der Türkei zu verringern. Die Ausbildung soll im Rahmen des bestehenden Ditib-Ausbildungsprogramms in Dahlem (Nordrhein-Westfalen) sowie durch ein zusätzliches Programm erfolgen. Dafür soll eine Kooperation mit dem Islamkolleg Deutschland (IKD) in Osnabrück geschlossen werden.
Imam-Verantwortung soll 2024 auf Ditib übergehen
Die Diyanet-Imame sind hauptsächlich in den Moscheen der Ditib tätig. Einige Dutzend von ihnen predigen nach Informationen der Bundesregierung in den Gemeinden der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) und von Milli Görüs - zwei Verbänden, die im aktuellen Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz erwähnt werden.
Um den ausländischen Einfluss auf das, was in deutschen Moscheen gepredigt wird, noch vor dem endgültigen Ende der Entsendung von Imamen zurückzudrängen, soll die fachliche Verantwortung für diese Prediger im Laufe des Jahres 2024 nicht mehr bei den türkischen Generalkonsulaten liegen, sondern auf Ditib übergehen.
Faeser: "Freue mich" über Vereinbarung nach langen Verhandlungen
Die Bundesregierung will ihrerseits die Ausbildung zusätzlicher Imame im Inland fördern. Diese Ausbildung, die Absolventen von Studiengängen für islamische Theologie offensteht, soll aus drei Säulen bestehen: Deutsch-Unterricht, islamische Religionslehre sowie deutsche Geschichte, gesellschaftspolitische Fragen und Werte.
"Ich freue mich, dass wir nach langen Verhandlungen erstmalig eine Vereinbarung mit der Türkei schließen konnten, mit der die Entsendung von staatlich bediensteten Imamen aus der Türkei beendet wird", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie betonte: "Wir wollen, dass Imame sich in den Dialog zwischen den Religionen einbringen und Glaubensfragen in unserer Gesellschaft diskutieren."
Quelle: KNA, dpa
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