Hamburg: Warum die SPD bei Wahlen so erfolgreich ist

    Interview

    Vor der Bürgerschaftswahl:Warum in Hamburg fast immer die SPD gewinnt

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    Hamburg wählt bald zwei Mal: Den Bundestag am 23. Februar und das Landesparlament am 2. März. Politikexperte Korte erklärt, was am Wahlverhalten der Hansestadt besonders ist.

    Hamburgs Erster Bürgermeister und Spitzenkandidat Peter Tschentscher (SPD) steht vor einem Plakat bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der SPD-Kampagne zur Bürgerschaftswahl 2025.
    Hamburgs aktueller Erster Bürgermeister ist Peter Tschentscher von der SPD. Er wurde 2018 Nachfolger von Olaf Scholz und ist auch bei den anstehenden Wahlen zuversichtlich.
    Quelle: dpa

    Die Hansestadt hat oft anders gewählt als der Rest der Republik: Hamburg war schon immer eine Hochburg der SPD, seit dem zweiten Weltkrieg stellte sie fast immer den Ersten Bürgermeister und auch jetzt liegt sie in Umfragen zur Bürgerschaftswahl bzw. der Wahl des Landesparlaments weit vorne. Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte erklärt, warum Hamburg anders tickt und verrät, wie die Bundestagswahl die Hamburg-Wahl beeinflusst.
    ZDFheute: Herr Korte, in Hamburg wird fast immer SPD gewählt. Wie lässt sich das erklären?
    Karl-Rudolf Korte: Die SPD ist in Hamburg fast identisch für viele Wählerinnen und Wähler mit dem souveränen Stolz von Hanseaten. Es ist nicht nur eine Kümmererpartei, sondern auch eine Vorzeigepartei. Da ist wechselseitiger Stolz vorhanden, die Hamburger Bürgerschaft zu vertreten. Das wirkt in vielerlei Hinsicht wie eine Hamburg-Partei - so nehmen es zumindest Wählerinnen und Wähler bislang sehr intensiv wahr.
    07.01.2025, Hamburg: Peter Tschentscher (SPD), Hamburgs Erster Bürgermeister und Spitzenkandidat, spricht beim Wahlkampfauftakt der SPD zu Bürgerschaftswahl.
    Nur eine Woche nach der Bundestagswahl findet in Hamburg die Wahl zur Bürgerschaft statt. Eine große Herausforderung für die Parteien: Auch für die lokalen Themen Gehör zu finden.08.01.2025 | 1:59 min
    ZDFheute: In den vergangenen 50 Jahren wurde Hamburg nur zwischen 2001 und 2011 nicht von der SPD regiert. Ole von Beust von der CDU koalierte zunächst mit der Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill, regierte nach vorgezogenen Neuwahlen sogar mit absoluter Mehrheit. Unzufriedenheit mit dem Senat und Fehler bei der inneren Sicherheit hatten für eine Wechselstimmung gesorgt, die allerdings nicht wirklich lange anhielt. Wie ist den Hamburgern diese Zeit in Erinnerung geblieben?
    Korte: Das war ein Endpunkt von sozialdemokratischer Herrschaft. Das war verbraucht, aufgebraucht, es war aufgerieben, auch in dem Koalitionsgebaren. Da war also viel Platz für etwas Neues, was Ole von Beust damals sehr selbstbewusst genutzt hat, auch mit neuen Koalitionsoptionen.
    Wahlkampf Beginn in Hamburg
    In wenigen Wochen findet die Bundestagswahl statt, knapp eine Woche später folgt die Bürgerschaftswahl in Hamburg. Die Parteien in Hamburg beginnen nun mit der heißen Phase des Wahlkampfs.08.01.2025 | 2:20 min
    Und er hat sehr zügig und sehr schnell auch ein Stadtbewusstsein erobert mit seiner Art der besonderen Präsenz. Er musste sich nicht umstellen: Er war einer von ihnen. Es hing aber mit der Vorgeschichte, mit Aufstieg und Fall von Parteien, zusammen. Das war ein Endpunkt der Sozialdemokratie. Aber im Moment macht die Sozialdemokratie nicht den Eindruck, dass sie an einem Endpunkt ist.
    ZDFheute: Die AfD ist in Hamburg verhältnismäßig schwach. Wie können Sie das erklären?
    Korte: Die AfD setzt auf Misslingen, sie ist destruktiv, sie möchte Gestaltungsillusion zum Thema machen. Sie provoziert Angst und die Hamburger widersetzen sich dem mehr. Die sind nicht leicht in Angst und Furcht zu bringen. Das ist eine Gegenbewegung, ein Bollwerk, das für Stadtstaaten spricht.
    ZDFheute: Bevor Olaf Scholz Bundeskanzler wurde, war er in Hamburg Erster Bürgermeister. Seinem Nachfolger, Peter Tschentscher, hat das sicher geholfen. Wie wirken sich die momentan schlechten Umfragewerte von Scholz auf die Hamburger SPD aus?
    Korte: Bundesthemen werden eher mit Scholz verbunden. Seine Informationslücken, die mit den Hamburger Banken zusammenhängen und der Untersuchungsausschuss und diese Dinge, das ist das Bundespolitische, was bei der Hamburg-Wahl mit Scholz auch einhergeht.
    Ansonsten ist es eher so, dass man den Eindruck hat, dass man mit der Distanz zu ihm ganz gut leben kann. Die krasseste Distanz bei den Landtagswahlen war Brandenburg: Da wurde ein Auftritt mit Scholz extra verboten. Das ist ungewöhnlich, weil er dort lebt. So weit ist der Hamburger Bürgermeister nicht gegangen. Aber dennoch hat man von außen betrachtet nicht den Eindruck, dass man hier auf große Gemeinsamkeiten für den Wahlkampf gesetzt hat.

    Wahl-O-Mat zur Bürgerschaftswahl
    :Hamburg-Wahl: Wer vertritt meine Positionen?

    Durch die Bundestagswahl geht fast unter, dass am 2. März in Hamburg die Bürgerschaftswahl stattfindet. Der Wahl-O-Mat vergleicht die Positionen der Parteien mit Ihren Interessen.
    von Katrin Meyer
    Wahl-O-Mat 2025 Hamburg
    mit Video
    ZDFheute: Was erwarten Sie für den Ausgang der Hamburg-Wahl?
    Korte: Ich erwarte keine spektakulären Veränderungen, ich erwarte sehr viel an Stabilität und das Gewohnte, was sich mit der Wahl vielleicht bestätigen könnte.
    Das Interview führte Annette Yang, ZDF-Landestudio Hamburg

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    Quelle: dpa

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