Hamburg erlaubt Hafen-Deal: Warum der so umstritten ist
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MSC-Einstieg bei HHLA:Warum Hamburgs Hafen-Deal so umstritten ist
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Die weltgrößte Reederei MSC kann beim Hafenlogistiker HHLA einsteigen. Das hat die Hamburgische Bürgschaft beschlossen. Die Kritik an dem Vorhaben ist groß.
Der rot-grüne Senat will heute in der Bürgerschaft den Einstieg der privaten Reederei MSC beschließen lassen. Opposition und Gewerkschaften sprechen von einem Ausverkauf.04.09.2024 | 1:32 min
Die Hamburgische Bürgerschaft hat wie erwartet grünes Licht für den umstrittenen Einstieg der weltgrößten Reederei MSC beim Hafenlogistik-Konzern HHLA gegeben. Am Mittwochabend brachte die Koalitionsmehrheit das Vorhaben des rot-grünen Senats über die Ziellinie. Damit steht dem Deal politisch nichts mehr im Weg. Der Abschluss der Transaktion wird bis Ende des Jahres erwartet. Allerdings muss die EU-Kommission noch zustimmen. Worum es bei dem mindestens 40 Jahre laufenden Geschäft geht - ein Überblick:
Wer ist die HHLA?
Die Hamburger Hafen und Logistik AG, kurz HHLA, ist das Herz des Hafens. Sie ging aus der 1885 gegründeten Hamburger Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft hervor. An den drei Containerterminals des Unternehmens - Tollerort, Altenwerder und Burchardkai - wurden im vergangenen Jahr rund 5,9 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen - rund 77 Prozent des Hamburger Gesamtumschlags. Zudem ist die HHLA mit ihren knapp 6.800 Beschäftigten bei Terminals im ukrainischen Hafen Odessa, im italienischen Triest sowie im estnischen Hafen Muuga engagiert.
Wie geht es der HHLA?
Die Lage ist schwierig. Als international ausgerichtetes Unternehmen treffen die Krisen der Welt die HHLA oft unmittelbar und hart. So blieb im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von rund 1,45 Milliarden Euro gerade mal ein Gewinn von 20 Millionen Euro übrig. Der Containerumschlag ging um 7,5 Prozent zurück, der Containertransport um 5,4 Prozent - ein Trend, der anders als bei den Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen seit der Weltfinanzkrise 2008 mal mehr mal weniger anhält.
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Hinzu kommen Umbrüche bei den großen Reedereien, die sich etwa wie Maersk und Hapag-Lloyd in der "Gemini Cooperation" zusammenschließen und zum Ärger der HHLA künftig vorrangig Häfen anlaufen wollen, in denen sie selbst Terminals besitzen oder kontrollieren - in Deutschland etwa Bremerhaven und Wilhelmshaven.
Was sind die Pläne des Hamburger Senats?
Hamburgs rot-grüner Senat - die Stadt hielt bislang rund 70 Prozent der Anteile an der HHLA - entschied, dass die weltgrößte Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) bei der HHLA einsteigen und künftig 49,9 Prozent des Unternehmens halten soll. Die Stadt werde ihren Anteil auf 50,1 Prozent reduzieren. Bürgermeister Peter Tschentscher sprach von einer wegweisenden Transaktion:
Verabredet wurde unter anderem, dass die Reederei ihr Ladungsaufkommen an den HHLA-Terminals bis 2031 auf eine Million TEU pro Jahr steigern soll. Außerdem werde sie in der Hafencity eine neue Deutschlandzentrale bauen, in die auch die Kreuzfahrtsparte MSC Cruises einziehen werde; die Mitarbeiterzahl werde sich mit zusätzlich 700 Jobs in Hamburg mehr als verdoppeln.
MSC gilt als verschwiegenes Unternehmen. Bekannt ist: Die Mediterranean Shipping Company mit Sitz in Genf ist die größte Container-Reederei der Welt und im Besitz der italienischen Reeder-Familie Aponte. Ihre Container-Sparte umfasst nach Unternehmensangaben 760 Schiffe, die 520 Häfen in 155 Ländern anlaufen. Über die Tochter TiL ist das Unternehmen an rund 70 Terminals weltweit beteiligt. In Bremerhaven ist MSC in einem Joint Venture mit Eurogate mit 50 Prozent am MSC Gate Bremerhaven beteiligt. Das war es dann im Grunde aber auch schon an offiziellen Informationen. MSC-Chef Toft sagte bereits: "Wir geben die Informationen, die wir geben müssen" - mehr aber auch nicht.
Umsatz und Gewinn der Reederei beispielsweise bleiben unter Verschluss. Angeblich soll MSC im Jahr 2022 mehr 86 Milliarden Euro Umsatz und 36 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet haben, was Analysten zumindest für nicht unwahrscheinlich halten - allein der Gewinn entspräche fast dem Doppelhaushalt 2023/24 der Hansestadt Hamburg.
Woran entzündet sich die Kritik?
Nach der Senatsentscheidung brach ein Sturm der Entrüstung los. Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter gingen mehrmals auf die Straße und schreckten vor einem wilden Streik nicht zurück. Betriebsräte, die Gewerkschaft Verdi und selbst Sachverständige warnten vor einem "historischen Fehler". Es steht die Sorge im Raum, dass nach einer Frist von fünf Jahren, im großen Stil Arbeitsplätze in Hamburg abgebaut werden könnten. Verdi fordert einen Sozialtarifvertrag, der Auswirkungen des Einstiegs auf die Beschäftigten regeln soll. Auch ist MSC ist nicht gerade für ein Engagement in Sachen Mitbestimmung bekannt.
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Etliche Kritiker sind sich auch sicher, dass der ausgehandelte Preis von 16,75 Euro pro Aktie und damit knapp 233 Millionen Euro für die städtischen HHLA-Anteile viel zu niedrig angesetzt sind. So sagte der frühere Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunter Bonz, dem "Hamburger Abendblatt":
Die HHLA sei viel mehr wert, allein die Bahntochter Metrans schon zwei Milliarden Euro. Der hafenpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese, hat deshalb bereits Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingelegt.
MSC-Chef Soren Toft ist in Hamburg zudem kein Unbekannter: 2017 versprach er als Vorstandschef der weltweit zweitgrößten Reederei Maersk nach Übernahme der Reederei Hamburg Süd, dass diese eine "kommerziell unabhängige Marke" bleibe. Seit 2023 gibt es nicht einmal mehr den Namen.
Quelle: ZDF
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