Energetische Sanierung: Gut fürs Klima, aber unbezahlbar?
Energetische Sanierung:Gut fürs Klima, aber unbezahlbar?
von Kristin Siebert
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Moderne Wohnungen braucht das Land - um fossile Abhängigkeiten zu reduzieren, vor hohen Energiekosten zu schützen und um die Klimakrise abzuwenden. Aber wie kann das gelingen?
Millionen Häuser müssen modernisiert werden für Klima und Wärmewende. Die Kosten gehen in die Milliarden. Wie kann die Abkehr von fossilen Brennstoffen im Heizungskeller gelingen?10.09.2023 | 28:25 min
Das private Heim ist zur nationalen Mammutaufgabe geworden. Millionen Häuser müssen modernisiert werden.
Noch wird mehr als ein Drittel des gesamten Energiebedarfs in Deutschland zum Heizen von Gebäuden und zur Bereitstellung von Warmwasser benötigt und wird vor allem mit fossiler Energie erzeugt. Wenn Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral werden soll, muss sich das ändern.
Sorgenkind: Sanierung im Bestand
Am höchsten ist das Einsparpotential im alten Baubestand. Immerhin ein Drittel aller deutschen Gebäude sind in einem energetisch schlechten Zustand. Die EU mahnt eine zügige Modernisierung an. Nach dem Motto "worst first" sollen die größten "CO2-Schleudern" als erste saniert werden. Ziel: ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050.
Die Dokumentation planet e.: Heizen, dämmen & sanieren können Sie am Sonntag, 10. September 2023, um 15:45 Uhr im ZDF sehen oder jederzeit in der ZDF-Mediathek.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zweifelt daran, ob die energetische Vollsanierung im Bestand jedes einzelnen Gebäudes der ökonomisch sinnvollste Weg ist, um die Klimaziele zu erreichen.
Gegen den Vorschlag, einen EU-weiten Minimum-Energiestandard bis 2033 für Wohngebäude festzulegen, sprächen viele gute Gründe:
Klare Vorgaben schaffen Planungssicherheit
Die größten Energieverschwender im Gebäudebestand durch einen gesetzlichen Mindeststandard verpflichtend energetisch zu sanieren, hält Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik im DIW Berlin und Mitglied der Expertenkommission Gas und Wärme hingegen für einen sinnvollen und notwendigen Impuls, damit die Wärmewende gelingt.
Energetische Sanierung muss man sich leisten können
Vor allem die Eigentümer der energetischen "Sorgenkinder" stellen die geforderten Maßnahmen vor finanzielle Herausforderungen.
Jeder Fünfte von ihnen kann sich selbst mit staatlichen Fördermaßnahmen keine vollständige Sanierung leisten. Doch auch ohne hohe Investitionskosten gibt es viele kleine, clevere Lösungen um das eigene Haus zu dekarbonisieren.
Eine nationale Aufgabe für das private Heim08.09.2023 | 3:36 min
Wie man die Wärmewende in den eigenen vier Wänden so günstig wie möglich umsetzen kann, hat der Wissenschaftler Andreas Schmitz ausprobiert.
Vor drei Jahren zog er mit seiner Familie in ein kaum saniertes Haus mit Ölheizung. Er heizt nun vorrangig mit fünf Klimaanlagen mit Heizfunktion und spart so mindestens 1.600 Euro im Jahr Heizkosten. Im Internet lässt er andere an seinen Erfahrungen teilhaben, will Mut machen, sich an der Wärmewende zu beteiligen.
Abbau bürokratischer Hürden
Im Mai startete er zudem eine Petition im Bundestag, um das Betreiben von Balkonsolaranlagen zu vereinfachen, auch um Mietern mehr Rechte einzuräumen Solaranlagen zu installieren. Die Bundesregierung stimmte mit den Forderungen weitgehend überein.
Der eingeschlagene Weg zu mehr Klimaschutz und energetischer Unabhängigkeit ist kein leichter. Doch hinter den Fassaden aus Beton, Glas verbirgt sich ein ungeheures Potenzial, auf das man nicht verzichten kann, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will.