Regierungssuche in Thüringen:Erfurter Kompromiss ärgert BSW im Bund
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BSW, CDU und SPD in Thüringen sind sich weitgehend einig, in Koalitionsverhandlungen eintreten zu wollen. Doch die BSW-Spitze in Berlin ist unzufrieden.
Not amused: BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hat Ärger mit der Thüringer BSW-Chefin Katja Wolf (Archivbild vom 03.10.24).
Quelle: dpa
Der in Thüringen bei den Sondierungen zwischen CDU, SPD und BSW ausgehandelte Kompromiss zur Friedenspolitik belastet das Bündnis Sahra Wagenknecht zunehmend innerparteilich. Die BSW-Ko-Vorsitzende Amira Mohamed Ali, der BSW-Europaabgeordnete Fabio de Masi und weitere Spitzenpolitiker der Partei sehen die Glaubwürdigkeit des BSW in Gefahr und verstärkten deswegen den Druck auf die Thüringer Landeschefin Katja Wolf.
"Ich halte die Friedenspräambel im Thüringer Sondierungspapier für keine gute Grundlage, um in Koalitionsverhandlungen zu gehen", sagte Mohamed Ali dem "Spiegel". "Wir haben vor der Wahl gesagt, dass wir nur dann in eine Regierung gehen, wenn diese sich klar für mehr Diplomatie und gegen die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland positioniert." Dazu stehe das BSW weiterhin.
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De Masi kritisierte, in Thüringen seien "klare Absprachen nicht eingehalten" worden. Für stabile Verhältnisse dort sei es aber unabdingbar, an einem Strang zu ziehen. "Ich hoffe sehr, dass Katja Wolf der Ernst der Lage klar wird", sagte de Masi dem "Spiegel". Der stellvertretende BSW-Bundesvorsitzende Shervin Haghsheno nannte es dem Nachrichtenmagazin gegenüber "verwunderlich, dass es bei Katja Wolf in Thüringen offenbar die Bereitschaft gibt, grundsätzliche Positionen des BSW in der Frage von Frieden, Krieg und Abrüstung aufzugeben".
Wagenknecht unzufrieden
Zuvor hatten sich bereits die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht und weitere Spitzenleute der Partei mit dem Thüringer Kompromiss unzufrieden gezeigt, weil aus ihrer Sicht Formulierungen in der Frage von Krieg und Frieden hinter den Forderungen des BSW zurückbleiben.
CDU, BSW und SPD hatten sich am Montag nach langem Ringen auf die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen und auf bis dahin umstrittene Formulierungen zu friedenspolitischen Positionen im Entwurf für einen möglichen Koalitionsvertrag verständigt. Dort ist unter anderem "der Wille zum Frieden in Europa" festgeschrieben.
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Weiter heißt es, "im Rahmen der europäischen und bundesstaatlichen Ordnung" würden alle diplomatischen Initiativen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs unterstützt. Über die mögliche Stationierung von US-Raketen in Deutschland, dessen klare Ablehnung das BSW fordert, solle es eine "breite Debatte" geben. Neben Wagenknecht kritisierten dies auch die parlamentarische Geschäftsführerin des BSW, Jessica Tatti, und der Bundesschatzmeister Ralph Suikat. In einem Gastbeitrag bei t-online schrieben sie, ihre thüringischen Parteikollegen seien auf dem besten Weg, "das BSW zu einer Partei zu machen, von der es nicht noch eine braucht".
Grünes Licht für Koalitionsverhandlungen
Die Spitze des BSW in Thüringen segnete das Sondierungspapier gleichwohl endgültig ab und gab damit grünes Licht für Koalitionsverhandlungen. Der Beschluss markiere "einen wichtigen Schritt in Richtung einer stabilen und zukunftsorientierten Regierung für Thüringen, die die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in den Vordergrund stellt", erklärte der Landesverband nun. Die Präambel formuliere "zentrale Grundsätze und Werte", die den Kurs der Verhandlungen prägen würden.
Eigentlich hatten CDU, SPD und BSW in Thüringen bereits vor knapp zwei Wochen ein Sondierungspapier ausgehandelt. Weil das BSW aber die Ergebnisse zum Thema Frieden zunächst für nicht ausreichend hielt, gerieten die Gespräche ins Stocken. Schließlich einigten sich die Parteien auf einen Kompromiss. Dann trafen sich Spitzenvertreter der drei Parteien, um unter anderem über die Aufstellung der Arbeitsgruppen für die weiteren Gespräche zu beraten.
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Quelle: ZDF
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