Kinderhilfswerk Arche am Limit: Schaffen Integration nicht allein
Kinderhilfswerk schlägt Alarm:Arche: Schaffen Integration nicht mehr allein
von Kristina Hofmann
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Das Kinderhilfwerk Arche schlägt Alarm: Die Integration von Kindern sei nicht mehr zu schaffen, wenn die Politik sich nicht mehr kümmere. "Wir schaffen es nicht mehr allein."
Wolfgang Büscher von der Arche Berlin schlägt Alarm: "Wir schaffen das nicht mehr allein."
Quelle: Arche Kinderstiftung
Sie haben alle schon in dem Besprechungszimmer der Arche in Marzahn-Hellersdorf gesessen: Bundespräsidenten, Minister, Ministerinnen, Abgeordnete, Bürgermeister und Lokalpolitiker. Geredet wurde viel, Fotos mit den Kindern gab es natürlich viele. Doch wirklich verstanden haben die wenigsten, sagt Arche-Sprecher Wolfgang Büscher. "Jetzt sind wir an einem Kipp-Punkt."
Immer höherer Finanzbedarf
Büscher weiß, dass die Arche, die Einrichtung für sozial benachteiligte Kinder und Familien, damit provoziert. Und das will sie auch. Tausende Kinder werden von den 33 Einrichtungen bundesweit jeden Tag versorgt. Sie bekommen ein warmes Mittagessen, Hausaufgabenhilfe, Betreuung, Freizeit. All das, was Kinder brauchen und Eltern aus vielen Gründen manchmal nicht leisten können.
Seit Jahren suchen immer mehr Kinder in den Archen Hilfe. In manchen Einrichtungen haben fast alle Kinder eine Migrationsgeschichte. Gewalt, Anwerbeversuche konservativer Moscheen und radikaler Prediger auf TikTok, Missbrauch, Israelhass - "Wir haben hier alles", sagt Büscher. "Die Summe ist das Desaster." Der Betreuungsschlüssel in den Einrichtungen musste deswegen erhöht werden.
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Statt ein Erwachsener pro sechs Kinder kümmert sich nun statistisch einer um vier. Das kostet den Verein, der auf Spenden angewiesen ist. Und zwar jedes Jahr mehr: 22 Millionen Euro voriges, 24 Millionen Euro dieses und nächstes Jahr geschätzt 25 Millionen Euro. Es geht der Arche aber nicht nur ums Geld. Die Probleme einer ganzen Gesellschaft könne sie nicht allein lösen, sagt Büscher.
Clan-Chef lockt mit kostenlosem Döner
Man fühle sich wie in einem Teufelskreis. "Und niemand spricht es ehrlich an", findet Büscher. Die Menschen vor allem aus dem arabischen Raum seien nun mal da, gehen vermutlich, anders als die aus der Ukraine aber nicht mehr zurück. "Wir müssen uns ehrlich machen", findet Büscher. Vor allem: Die Politik müsse sich ehrlich machen. Eine Politik, die Menschen abschieben wolle, aber das Problem schon längst an Einrichtungen wie den Archen abgeschoben habe.
Es geht um die Kinder wie im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf, die keinen Platz in einer Kita bekommen. Die dann alle eine Schule besuchen, die zur Brennpunktschule wird. Wo man kaum Deutsch lernt und andere es auch nicht können. Die dann kaum auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Und die von einer Gesellschaft das Signal bekommen: Ihr wollt uns nicht.
Büscher erzählt von dem Berliner Clan-Chef, der zu seinem Geburtstag die Kinder der Stadt in einen Park eingeladen und Döner verteilt hat. Die Archen seien an diesem Tag wie leer gefegt gewesen. Das sei eine Werbeveranstaltung gewesen: "Wenn die euch nicht wollen, kommt zu uns." Und Büscher erzählt vom Rockerclub Hells Angels, die Jugendliche mit Drogen locken.
Büscher erzählt aber auch von dem Jungen aus Marokko, der mit seiner Familie eben nicht in den üblichen Berliner Stadtbezirken mit hohem Migrationsanteil eine Wohnung fand. Sondern in Charlottenburg die Schule besuchte. Er spricht heute gut Deutsch und macht eine Ausbildung. "Er hatte Glück."
Türen der Archen bleiben offen
Büscher findet: Statt Fachkräfte nach Deutschland zu holen, solle man sich doch um die kümmern, die da sind. Indem zum Beispiel nicht einfach mehr Geld in Brennpunktschulen gesteckt wird, sondern die Kinder über die Stadt besser verteilt werden. Die Arche ist außerdem für eine Kindergrundsicherung, die einen Teil der staatlichen Zuschüsse für Bildung garantiert. Also jenes Konzept der Ampel-Koalition, das gerade auf die lange Bank geschoben wurde.
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Büscher trägt ein Kreuz an der Halskette. Die Arche versteht sich als christliches Kinder- und Jugendwerk, so steht es in ihrem vollen Namen. Ihr Gründer Bernd Siggelkow ist Pastor mit Wurzeln in der Heilsarmee. Natürlich ist man hier nicht dafür, die Grenzen einfach dichtzumachen. Das würde dem christlichen Menschenbild widersprechen.
"Wir schicken niemanden weg", sagt Büscher. Nur ob sie sich noch um alle kümmern können, die kommen wollen, da hat er seine Zweifel. Und ob das bei manchen Politiker noch einen Zweck hat, auch.