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Neue Studie:Antisemitismus an Unis: Zahlen überraschen
von Clara Andersen
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Antisemitische Einstellungen sind unter Studierenden nicht häufiger vertreten als in der Gesamtbevölkerung. Weshalb Hochschulen trotzdem im Fokus stehen.
Israelbezogener Antisemitismus kommt laut der Studie bei acht Prozent der Studierenden vor.
Quelle: dpa
Beschmierte Wände, gewalttätige Übergriffe und immer wieder Demonstrationen: Die Situation an einigen deutschen Hochschulen ist angespannt. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel gibt es dort eine deutliche Zunahme antisemitischer Vorfälle.
Um das Meinungsklima an Hochschulen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung besser abschätzen zu können, hat das Bundesforschungsministerium eine Befragung von 2.300 Studierenden in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurden.
Aus den Zahlen geht hervor, dass israelbezogener Antisemitismus bei acht Prozent der Studierenden vorkommt und somit nicht häufiger oder seltener als in der Gesamtbevölkerung. Allgemeine antisemitische Einstellungen haben unter den Studierenden sogar zehn Prozent weniger als in der übrigen Bevölkerung.
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Antisemitismus: FU Berlin im Fokus
Angesichts der jüngsten Ereignisse - an der Freien Universität Berlin besetzte eine pro-palästinensische Studierendengruppe einen Hörsaal und ein jüdisch-gläubiger Student wurde zusammengeschlagen - können diese Ergebnisse überraschen.
Das sieht auch Josef Schuster so. Der Präsident des Zentralrats der Juden stellt sich weiterhin die Frage, warum Antisemitismus gerade an Hochschulen "noch präsenter und radikaler" in Erscheinung tritt, obwohl Studierende nach Aussage der Studie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung "nicht anders zu denken scheinen".
Forscher: Antisemitismus entzündet sich an Hochschulen
Ein Grund für dieses Phänomen sieht der Antisemitismusforscher Andreas Zick, der die Studie mitbetreut hat, in sogenannten BDS-Gruppen. Das sind Vereinigungen, die zum Boykott, der Desinvestition und Sanktionen gegen Israel aufrufen. Diese würden, wie Zick gegenüber ZDFheute sagte, von "intellektuell ideologischen Gruppen getragen, die aus den Universitäten kommen oder von dort sind".
Dadurch "entzünde" sich der Konflikt vor allem an Hochschulen - aber das treffe nicht auf alle Einrichtungen zu, wie der Antisemitismusforscher betont. An den Hochschulen, wo das der Fall ist, brauche es laut Zick dann jedoch nur wenige, um kampagnenartig tätig zu werden. Unterstützung von der Breite der Studierendenschaft sei dazu gar nicht notwendig.
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Stark-Watzinger fordert konsequentes Vorgehen von Hochschulen
Ein weiterer Grund für die Eskalation an Hochschulen könnte nach Auskunft des Zentralratspräsidenten sein, dass an Universitäten "leichter und gezielt Grenzen überschritten werden, die aufgrund gesellschaftlicher Konventionen außerhalb dieser wissenschaftlichen Einrichtungen noch gelten". Auch Zick bezeichnet Hochschulen wegen "ihrer Offenheit und der Hoffnung, dass sie die Konflikte selbst regulieren können" ZDFheute gegenüber als "interessant".
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) fordert Hochschulleitungen deshalb dazu auf, "konsequent" von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen. Außerdem sollten die Länder Stark-Watzinger zufolge ihr Hochschulrecht hinsichtlich der Möglichkeit einer Exmatrikulation in besonders schweren Fällen überprüfen und anpassen.
Nach einem mutmaßlichen Angriff auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität Berlin forderte der Zentralrat der Juden von der Hochschule, den Täter zu exmatrikulieren.07.02.2024 | 2:32 min
Prävention erforderlich: Ein Drittel der jüdischen Studierenden erlebte Diskriminierung
Nicht-jüdische Studierende rief sie dazu auf, Zivilcourage zu zeigen und an ihren Hochschulen Stellung zu beziehen.
Die Ergebnisse der Studie seien nicht so, "dass man zur Tagesordnung übergehen könnte". Denn der Befragung zufolge hat rund ein Drittel der jüdischen Studierenden schon selbst Diskriminierung erlebt, mehr als die Hälfte hat dies an der Hochschule beobachtet.
Neben einem konsequenten Vorgehen gegen solche Vorfälle müsse laut Stark-Watzinger von vornherein mehr Prävention betrieben werden, damit es "gar nicht erst zu Antisemitismus kommt". Viel zu lange habe man das Thema gar nicht nachverfolgt, doch das soll sich nun ändern.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung haben Professor Thomas Hinz und sein Team von der Universität Konstanz eine Schnellbefragung unter Studierenden zu dem Thema "Studentisches Meinungsklima zur Gewalteskalation in Israel und Gaza und Antisemitismus an deutschen Hochschulen" durchgeführt. Befragt wurden dazu online 2.300 repräsentativ ausgewählte Studierende aus allen Bundesländern. Zur Einordnung der Ergebnisse wurde die Befragung zeitgleich mit über 2.000 Personen aus der übrigen Bevölkerung durchgeführt.
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