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Umstrittener Spitzenkandidat:Maximilian Krah verlässt AfD-Bundesvorstand
von Nicole Diekmann
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Der Druck war zu hoch, auch die Nervosität in der Parteispitze: Maximilian Krah verlässt den AfD-Bundesvorstand. Dessen jüngste Aussage brachten das Fass zum Überlaufen.
Nach der Äußerung von Maximilian Krah zur SS hat die AfD ein Auftrittsverbot für ihren Europa-Spitzenkandidaten verhängt. Krah kündigte seinen Rückzug aus dem Bundesvorstand an.
22.05.2024 | 2:53 min
Der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, verlässt den Bundesvorstand der AfD und zieht sich aus dem Wahlkampf zurück. Das erfuhr das ZDF aus Parteikreisen.
Der Druck war dann doch zu hoch, ebenso die Nervosität in der Parteispitze: Krah hatte in den vergangenen Monaten immer wieder mit Affären von sich reden gemacht. Ende April wurde ein enger Mitarbeiter Krahs wegen des Verdachts der Spionage verhaftet. Gegen Krah selbst laufen Vorermittlungen: Die Staatsanwaltschaft Dresden prüft, ob er Geld von Russland oder China angenommen hat.
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Telefonkonferenz am Morgen
Bereits Dienstagabend hatte sich angedeutet, dass Krah heute seinen Platz als Beisitzer im AfD-Bundesvorstand räumen würde. Fraglich war noch, ob freiwillig oder erst auf Druck der Parteispitze. Dem Vernehmen nach hat Krah sich auf die gesichtswahrende Lösung eingelassen, die er den anderen Vorstandsmitgliedern in einer rund einstündigen außerplanmäßigen Telefonkonferenz heute Morgen mitteilte.
Diese Sitzung war anberaumt worden, weil die italienische Zeitung "La Repubblica" Krah in einem Interview vom Wochenende mit den Worten zitiert: "Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war." Krah teilte nach der Sitzung mit: "Ich nehme zur Kenntnis, dass sachliche und differenzierte Aussagen von mir als Vorwand missbraucht werden, um unserer Partei zu schaden. Das Letzte, was wir derzeit brauchen, ist eine Debatte um mich.
Die AfD verbietet ihrem umstrittenen Europa-Spitzenkandidaten Krah Auftritte. Er zieht sich zudem aus dem Bundesvorstand zurück. Wie sehr belastet Krah die AfD, Nicole Diekmann? 22.05.2024 | 1:01 min
Le Pen ging bereits auf Distanz zur AfD
Nach Bekanntwerden dieser Äußerung kündigten die französischen Rechtspopulisten um Marine Le Pen, der Rassemblement National, an, die gemeinsame Fraktionsgemeinschaft mit der AfD im EU-Parlament aufzukündigen. Le Pen war bereits in den vergangenen Monaten öffentlich auf Distanz zur AfD gegangen, nachdem das Recherchenetzwerk Correctiv vom sogenannten Geheimtreffen in Potsdam berichtet hatte.
Der Versuch von AfD-Co-Chefin Alice Weidel, bei einem Treffen mit Le Pen in Paris im Februar die Wogen zu glätten, misslang. Bei dem gemeinsamen Mittagessen soll Le Pen auch deutliche Kritik an Maximilian Krah und seinem Auftreten im Wahlkampf geübt haben.
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Spionage-Vorwurf, angebliche Nähe zu Russland
Dessen jüngste Aussage hat nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Immer wieder produzierte die Nummer Eins der EU-Kandidatenliste der AfD Negativ-Schlagzeilen. Sein der Spionage verdächtiger Mitarbeiter, der in Untersuchungshaft sitzt, Krahs auch aus Sicht einiger Parteifreunde eigene (zu) große Nähe zu Russland, aber auch zu China und andere Affären hatten immer wieder für Ärger in der Partei gesorgt.
Auch in der Parteispitze wuchs der Unmut. Anfang Mai musste Krah nach der Verhaftung seines Mitarbeiters zum Rapport nach Berlin, wo ihm Weidel und ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla nahelegten, den Wahlkampf vorerst ruhen zu lassen. Zunächst ließ Krah einzelne Termine ausfallen, trat zuletzt aber wieder auf.
Bei einem für dieses Wochenende geplanten gemeinsamen Auftritt mit Weidel und Chrupalla im nordrhein-westfälischen Marl aber wird Krah nun nicht mehr dabei sein. Als Spitzenkandidat werde man ihn nicht mehr los, heißt es aus der Partei. Als solchen präsentieren wolle man ihn aber auch nicht mehr.
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Damit bestreitet die AfD die heiße Phase vor der Europawahl sowohl ohne ihren Spitzenkandidaten als auch ohne die Nummer Zwei ihrer Liste: Gegen Petr Bystron läuft ein Verfahren wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Geldwäsche. Vergangenen Donnerstag wurde die Immunität des Bundestagsabgeordneten aufgehoben; am Freitag forderten Weidel und Chrupalla ihn auf, sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen. Heute kündigte Bystron an, vorerst auf Wahlkampfauftritte verzichten zu wollen.
Nicole Diekmann ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio.
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