Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze
Quelle: reuters
ZDFheute: Frau Schulze, was sind ihre Eindrücke von dieser gigantischen Konferenz, überschattet der
Krieg im Nahen Osten diesen Klimagipfel?
Svenja Schulze: Für viele Delegierte ist diese Auseinandersetzung natürlich ein ganz zentrales Thema, weil sie die Konflikte von zu Hause ja auch mit auf diese Konferenz tragen.
In den Verhandlungsräumen steht aber das Miteinander im Vordergrund. Alle merken, dass die
Klimaveränderungen wirklich real und massiv sind. Deswegen ist der Druck, zu gemeinsamen Lösungen zu kommen, jedes Jahr größer. Aber wir sind gerade am Anfang der Verhandlungen. Ich hoffe, dass der Konflikt hier weiter außen vor bleibt.
Mehr Atomkraft oder mehr Windstrom? Oder vielleicht Beides zugleich? In Dubai wird nicht nur um Grad-Ziele gepokert. 02.12.2023 | 2:05 min
ZDFheute: Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten hat zum ersten Mal einer der vor dreißig Jahren als Entwicklungsland eingestuften Staaten in einen
Klimaschutz-Fonds zugunsten ärmerer Staaten eingezahlt. Glauben sie, dass andere wie Saudi-Arabien,
Katar, Singapur oder
China, die mittlerweile kaum noch Entwicklungsländer im klassischen Sinn sind, jetzt auch zahlen werden?
Schulze: 30 Jahre lang haben die Entwicklungsländer dafür gestritten, dass es so einen Fonds für Schäden und Verluste gibt. Es scheiterte lange an der Frage "Wer zahlt eigentlich in diesen Fonds ein"? Dass die Emirate das nun tun, ist ein Erfolg und schon ein echter Paradigmenwechsel.
Und das wird dazu führen, dass die anderen, die bis jetzt noch nicht mitmachen, stärker unter Druck kommen. Das ist spürbar. Und ich bin eigentlich noch optimistisch, dass auch andere mit einzahlen werden. Der Druck wird jedenfalls enorm hoch jetzt.
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Schulze: Klimaschutz durch Entwicklungszusammenarbeit ist eine Investition in unsere eigene Zukunft. Wenn wir hier helfen, dass zum Beispiel Entwicklungsländer besser mit den Klimaschäden bei ihnen im Land klarkommen, dann können sie den Menschen helfen, die dort sind.
Damit sie ihre Heimat eben nicht verlassen müssen, nicht zu
Flüchtlingen werden. Wir wollen außerdem etwa Wasserstoff kaufen, aus den Ländern, die besonders viel
Erneuerbare Energien haben. Da sind wir gut beraten, auch zu helfen oder mitzuinvestieren, dass so etwas aufgebaut werden kann.
In seiner Rede auf der COP28 legte der Kanzler dar, was Deutschland im Kampf gegen die Klimakrise plant. Vor allem wolle er entschlossen aus fossilen Energieträgern aussteigen.02.12.2023 | 0:36 min
ZDFheute: Wann ist diese COP für Sie ein Erfolg?
Schulze: Den ersten Erfolg haben wir jetzt schon mit dem Fonds, der für die Schäden aufkommen wird. Es muss uns gelingen, die
CO2-Emissionen weiter zu senken, mehr in erneuerbare Energien zu investieren und auch die Energieeffizienz zu verbessern. Da muss es hier konkrete Entscheidungen geben.
ZDFheute: Glauben Sie, die Welt schafft es in Dubai, den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter zu beschließen? Was viele Experten*innen zur Voraussetzung erklären, damit das Ziel, die
Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, erreichbar bleibt.
Schulze: Wir müssen
raus aus den fossilen Energien. Ob wir das hier schon hinkriegen? Das wäre wirklich schnell und ein Riesenschritt nach vorne. Aber der Weg ist vollkommen klar. Die Zukunft liegt in den Erneuerbaren Energien.
Das Interview führten Elisa Miebach und Andreas Stamm.
Der weltweite Ausstoß von CO2 steigt weiter an: Für 2024 erwarten die Forschenden des Global Carbon Projects erneut einen Rekordwert. Welche Länder am meisten ausstoßen.
von Moritz Zajonz