Venezuela-Wahl: Maduro vs. González - was auf dem Spiel steht
Maduro gegen González:Venezuela: Was bei den Wahlen auf dem Spiel steht
von Tobias Käufer
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Wenn am Sonntag in Venezuela gewählt wird, dann entscheidet sich viel für das Land. Auch, ob künftig mit weiteren Migrationswellen oder einer Rückkehrbewegung zu rechnen ist.
Es geht um die Zukunft eines Krisenstaates: Venezuelas Machthaber Maduro steht zur Wiederwahl. Umfragen sehen die Opposition vorne – doch die wird von der Regierung schikaniert.27.07.2024 | 2:24 min
Kaum ein Land hat in den letzten Jahren einen so großen Bevölkerungsanteil verloren wie Venezuela. Rund ein Viertel der Venezolaner haben seit dem Amtsantritt von Nicolás Maduro im Jahr 2013 das südamerikanische Land verlassen. Maduro folgte auf den verstorbenen sozialistischen "Revolutionsführer" Hugo Chavez, der über deutlich höhere Popularität verfügte als sein selbst ausgesuchter Nachfolger. Demian Regehr, Leiter der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in Caracas, sagt im Gespräch mit ZDFheute:
Wenn sich am Sonntag der linksautokratische Amtsinhaber Nicolás Maduro und Ex-Diplomat Edmundo González aus einem Mitte-Rechts-Bündnis um die Macht für die nächsten sechs Jahre bewerben, steht auch die Frage im Raum, ob der Massenexodus aus Venezuela anhält oder eine Rückkehrbewegung in Gang gesetzt werden kann.
Venezuela steckt seit Jahren tief in der Wirtschaftskriese. Unter Machthaber Maduro kam es zu keiner Besserung. Die Opposition stellt einen aussichtsreichen Kandidaten.27.07.2024 | 1:52 min
Opposition warnt vor Wahlsieg Maduros
González und die enorm populäre Oppositionspolitikerin Maria Corina Machado konnten zum Wahlkampfabschluss noch einmal die Massen versammeln. Unabhängige Umfrageinstitute sagen einen klaren Wahlsieg von González voraus, die Regierung verweist auf Umfragen, die sie vorne sehen, die aber von Instituten stammen, die erst sehr frisch auf dem Markt sind. Machado, die parteiinterne Vorwahlen für eine Kandidatur klar gewann, wurde eine Kandidatur seitens der venezolanischen Justiz verboten. González sprang ein.
In Venezuela wird ein neuer Präsident gewählt. Der autoritär regierende Amtsinhaber Maduro tritt gegen den wenig bekannten Oppositionspolitiker Gonzales an. 28.07.2024 | 0:26 min
Machado warnte zuletzt vor einer neuen massiven Migrationswelle aus Venezuela, sollte Maduro gewaltsam an der Macht bleiben. Gerichtet ist diese Botschaft vor allem an die Nachbarländer Brasilien und Kolumbien, deren demokratische Linksregierungen sich in den letzten Jahren mit Maduro arrangierten. Auch in den USA dürften die Führungsfiguren im Wahlkampf den Ausgang des Urnengangs angesichts der Migrationsdebatte deshalb mit Spannung verfolgen, denn ein Großteil der Migranten und Flüchtlinge zieht es durch Kolumbien und Zentralamerika in Richtung USA.
Venezuelas Machthaber Maduro will sich zum dritten Mal zum Präsidenten wählen lassen. Angesichts der desolaten Wirtschaftslage wünschen sich aber viele einen Wechsel.26.07.2024 | 0:21 min
Demokratische Linke geht auf Distanz
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva vollzog zuletzt einen Kurswechsel, zeigte sich besorgt über die Ankündigung Maduros, im Falle seiner Niederlage könne es ein Blutbad geben und erinnerte Maduro daran, dass in einer Demokratie eine Niederlage bedeute, das Amt abgeben zu müssen. Maduro empfahl ihm zur Beruhigung einen Kamillentee.
Der ehemalige argentinische Präsident Alberto Fernandez, der aus dem linksgerichteten Peronismus stammt, erinnerte Maduro ebenfalls an die Gepflogenheiten der Demokratie - und wurde kurzfristig als Wahlbeobachter wieder ausgeladen.
Rückkehrbewegung bei politischem Wechsel
Sollte es zu einem politischen Wandel kommen, könnten Schätzungen zufolge mittelfristig bis zu fünf Millionen Venezolaner, vor allem aus anderen lateinamerikanischen Staaten, nach Venezuela zurückkehren, sagt Demian Regehr. Das entspreche etwa einem Fünftel der heute in Venezuela lebenden Menschen.
"Diese Reintegration würde das Land zunächst vor immense Herausforderungen stellen. Venezuelas defizitäre Infrastruktur, seine Wasser-, Strom- und Gasversorgung, sein Bildungs- und Gesundheitssystem sind auf ein derartiges Szenario nicht vorbereitet", sagt Regehr.
In einer am Mittwoch von der kolumbianischen Nichtregierungsorganisation "Juntos Se Puede" veröffentlichten Umfrage geben 40 Prozent der in Kolumbien ansässigen venezolanischen Migranten an, dass ihre noch in Venezuela lebenden Familienmitglieder bei einem Verbleib von Maduro an der Macht ebenfalls auswandern würden. In Kolumbien leben etwa zwei Millionen Venezolaner.
Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro strebt eine weitere Amtszeit an. Vor den Wahlen im Juli geht er nun mit Verhaftungen gegen Mitglieder der Opposition vor.