Tote US-Soldaten in Jordanien:USA greifen Ziele in Syrien und Irak an
|
Vergeltung für den tödlichen Drohnenangriff auf US-Soldaten in Jordanien: Die USA greifen Ziele in Syrien und Irak an. Biden warnt davor, "Amerikanern Schaden zuzufügen".
Vor fünf Tagen starben drei US-Soldaten bei einer Drohnenattacke in Jordanien, jetzt folgt die Antwort der USA: In beiden Ländern wurden mehr als 85 militärische Ziele angegriffen.03.02.2024 | 0:22 min
Das US-Militär hat im Irak und in Syrien am Freitag erste Vergeltungsangriffe für die Tötung von drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff in Jordanien geflogen. Das US-Zentralkommando für den Nahen Osten erklärte, die Angriffe hätten den iranischen Revolutionsgarden und mit Teheran verbündeten Milizen gegolten. Es seien mehr als 85 Ziele im Irak und in Syrien getroffen worden.
Bei den Luftangriffen sei Präzisionsmunition zum Einsatz gekommen, teilte das US-Militär mit. Unter den Zielen seien Kommando- und Geheimdienstzentralen sowie Raketen- und Drohnenlager von Milizen und iranischen Streitkräften gewesen, die Angriffe gegen US-Streitkräfte und verbündete Truppen ermöglicht hätten.
Drei US-Soldaten verstarben infolge eines Angriffs von pro-iranischen Milizen in Jordanien. Weitere Angriffe auf US-Streitkräfte dulde man nicht, so Verteidigungsminister Austin.29.01.2024 | 1:29 min
Biden kündigt weitere Militärschläge an
Nach den Vergeltungsschlägen kündigte US-Präsident Joe Biden weitere Militäraktionen an: "Unsere Reaktion hat heute begonnen. Sie wird fortgesetzt zu Zeiten und an Orten unserer Wahl", erklärte Biden am Freitag (Ortszeit) in einer schriftlichen Stellungnahme. "Die Vereinigten Staaten streben keinen Konflikt im Nahen Osten oder irgendwo sonst auf der Welt an", betonte er. Aber:
Auch der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, erklärte: "Es wird weitere Angriffe von uns geben." Man habe die irakische Regierung vorab darüber informiert, dass es einen Gegenschlag der USA geben werde. Die bisherigen Angriffe bezeichnete er als erfolgreich, weitere Details nannte er nicht.
Mit dem Iran habe man seit dem Angriff auf die amerikanischen Soldaten keinen Kontakt gehabt, sagte Kirby und fügte hinzu: "Wir wollen keinen Krieg mit dem Iran."
Nach dem tödlichen Angriff proiranischer Milizen auf US-Soldaten in Jordanien greift das US-Militär Ziele im Irak und in Syrien an - dazu ZDF-Korrespondentin Claudia Bates.03.02.2024 | 2:40 min
Biden erweist getöteten Soldaten letzte Ehre
In der Nacht zum Sonntag waren bei dem Beschuss eines Militärstützpunkts im Nordosten Jordaniens nahe der Grenze zu Syrien drei US-Soldaten getötet und Dutzende weitere verletzt worden.
US-Präsident Biden erweist den getöteten Soldaten die letzte Ehre.
Quelle: epa
Am Freitag kamen die in Sternenbanner umhüllten Särge der Getöteten auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware an. Biden, Verteidigungsminister Lloyd Austin und Generalstabschef Charles Brown wohnten der Zeremonie bei. Die Ankunft der Leichname in minutenlanger Stille wurde im US-Fernsehen übertragen. Wenig später starteten die Luftschläge des US-Militärs.
ZDF-Korrespondent: Signal nach innen und an den Iran
Laut ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen ist das Timing dafür sehr bewusst gewählt: Während Präsident Biden den getöteten US-Soldaten die letzte Ehre erweise, "kommen die Eilmeldungen von den Vergeltungsangriffen".
"Gleichzeitig ist das Signal nach außen - an das Regime in Teheran - unmissverständlich: Keines der Ziele liegt im Iran, aber die Quods-Kräfte, ein Flügel der iranischen Revolutionsgarden, wurden getroffen. Vom Iran hängt jetzt ab, wie es weitergeht, ob die USA direkt iranische Schiffe im Persischen Golf angreifen, vielleicht sogar Ziele auf iranischem Boden. Das Weiße Haus, das wissen wir aus Hintergrundgesprächen, will solch eine Eskalation auf keinen Fall und hofft darauf, dass der Iran das genauso sieht. Wenn nicht, droht eine Ausweitung des Konflikts."
Berichte aus Irak und Syrien über US-Luftschläge
Wie aus Sicherheitskreisen im Irak nach den US-Schlägen verlautete, wurden im Westirak Stellungen pro-iranischer Milizen angegriffen, insbesondere bei Al-Kaim an der Grenze zu Syrien.
Nach ersten Informationen sei ein Waffenlager bombardiert worden, sagte ein Beamter des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Ein Vertreter des pro-iranischen Haschd-al-Schaabi-Netzwerks bestätigte den Angriff und einen weiteren Angriff weiter südlich.
Laut US-Außenminister Blinken ist die Lage im Nahen Osten so gefährlich wie seit 50 Jahren nicht mehr. Das Ziel der USA sei es aber, eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern.30.01.2024 | 0:24 min
Irak und Iran üben scharfe Kritik an US-Angriffen
Der Irak reagierte mit scharfer Kritik auf die US-Militärschläge. Die Angriffe verletzten Iraks Souveränität mit unvorhersehbaren Konsequenzen, sagte der Sprecher des Oberbefehlshabers der irakischen Streitkräfte in der Nacht in einer im Fernsehen verbreiteten Erklärung.
Die US-Angriffe stellten eine Bedrohung dar, "die den Irak und die Region in unvorhersehbare Konsequenzen hineinziehen wird, und ihre Folgen werden für die Sicherheit und Stabilität im Irak und in der Region schrecklich sein", warnte der irakische Militärsprecher.
Auch der Iran verurteilte die Luftangriffe scharf. Außenamtssprecher Nasser Kanaani sagte:
Er warf den USA vor, damit israelische Kriegsverbrechen in Gaza vertuschen zu wollen. Dies sei eine "strategische Fehlkalkulation" der US-Regierung und werde Washington nur noch weiter in den Konflikt zwischen Israel und Palästina hereinziehen, sagte der Sprecher laut dem Webportal des Außenministeriums.
18 pro-iranische Kämpfer laut Beobachtungsstelle bei Angriffen getötet
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, bei mutmaßlichen US-Angriffen im Osten Syriens seien mindestens 18 pro-iranische Kämpfer getötet worden. Unter den Kämpfern, die bei den Angriffen auf Stellungen pro-iranischer Gruppen in der Nähe al-Majadin in der Provinz Deir Essor getötet worden seien, seien auch Ausländer gewesen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.
Es habe sich "wahrscheinlich" um US-Angriffe gehandelt. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.
"Biden muss so besonnen reagieren, dass er keine Eskalation in der Region riskiert", so Korrespondentin Claudia Bates über den tödlichen Anschlag auf US-Soldaten in Jordanien. 29.01.2024 | 2:13 min
Fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Oktober haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung reagierte darauf mit Luftschlägen in beiden Ländern. Außerdem greifen die jemenitischen Huthi - aus Solidarität mit der Hamas - immer wieder Frachter im Roten Meer an.
Als Reaktion darauf hatten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen ausgeführt. Die US-Luftschläge haben die Milizen bisher nicht vor weiteren Angriffen abgeschreckt.
Drei US-Soldaten starben bei einem Drohnenangriff in Jordanien - jetzt machte das Weiße Haus eine Gruppe dafür verantwortlich: den sogenannten Islamischen Widerstand im Irak.