Tote US-Soldaten: Kommt der Gegenschlag gegen Irans Milizen?

    US-Soldaten in Jordanien getötet:Kommt der US-Gegenschlag gegen Irans Milizen?

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Ein Drohnenangriff proiranischer Milizen tötet drei US-Soldaten in Jordanien. Fehler des US-Militärs sollen zur hohen Opferzahl beigetragen haben. Kommt jetzt Amerikas Gegenschlag?

    Dieses Satellitenfoto von Planet Labs PBC zeigt eine als Tower 22 bekannte Militärbasis im Nordosten Jordaniens am 12.10.2023.
    Tödlicher Drohnenangriff: Die US-Militärbasis Tower 22 in Jordanien (Archivbild)
    Quelle: AP

    Drei getötete und über 40 verletzte US-Soldaten - das ist die verheerende Bilanz eines Drohnenangriffs mutmaßlich proiranischer Milizen auf US-Kräfte in Jordanien am Sonntag. Es sind die ersten bei Kampfhandlungen getöteten US-Soldaten seit 2021 und eine deutliche Eskalation zwischen Proxy-Milizen des Iran und den USA.
    Seit dem Hamas-Überfall auf Israel im Oktober 2023 stehen auch US-Militäreinrichtungen im Irak, Syrien und nun Jordanien unter Beschuss mit Mörsern, Raketen und Drohnen. Bislang hielten sich die USA mit einer großangelegten militärischen Reaktion zurück - das könnte nun vorbei sein.
    USA, Washington: Antony Blinken (r), Außenminister der USA, hört zu, während Jens Stoltenberg, der NATO-Generalsekretär, während einer Pressekonferenz im US-Außenministerium spricht.
    Laut US-Außenminister Blinken ist die Lage im Nahen Osten so gefährlich wie seit 50 Jahren nicht mehr. Das Ziel der USA sei es aber, eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern.30.01.2024 | 0:24 min

    Wer steckt hinter dem Angriff?

    Der Angriff erfolgte in den frühen Morgenstunden, Ziel war eine "Tower 22" genannte US-Basis im Nordosten Jordaniens, nahe der Grenze zu Syrien. Die Militärinstallation ist eine Festung im Niemandsland, bestehend aus Wällen, Container-Baracken und mehreren Startplätzen für Hubschrauber und Drohnen. 350 US-Kräfte sind laut Pentagon dort stationiert.
    Die Spuren des Angriffs deuten klar in Richtung proiranischer Milizen - doch welche genau, das wird nun untersucht. Häufig übernimmt nach kurzer Zeit eine der verschiedenen Gruppen die Verantwortung für jeden Angriff auf US-Truppen in der Region. Bislang ist das nicht geschehen. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte dem Nachrichtensender CNN:

    Die Gruppe wurde durch Kataib Hisbollah unterstützt. Das ist eine der zentralen von den iranischen Revolutionsgarden geförderten Gruppen in Syrien und Irak.

    John Kirby, Sprecher Nationaler Sicherheitsrat

    US-NATO-DEFENCE-DIPLOMACY-AUSTIN-STOLTENBERG
    Drei US-Soldaten verstarben infolge eines Angriffs von pro-iranischen Milizen in Jordanien. Weitere Angriffe auf US-Streitkräfte dulde man nicht, so Verteidigungsminister Austin.29.01.2024 | 1:29 min

    Welche Rolle spielten iranische Waffen beim Angriff?

    Laut US-Militärvertretern kam eine Einweg-Drohne vom Typ Schahed zum Einsatz, wie der Iran sie verschiedenen Gruppen in der Region zur Verfügung stellt. Das "Wall Street Journal" berichtete am Montag, dass die hohe Opferzahl auch an einem Fehler des US-Militärs gelegen haben soll. Die Schahed-Drohne habe sich zeitglich mit einer heimkehrenden US-Drohne im Anflug auf die Basis befunden - das habe Verwirrung ausgelöst und Abwehrmaßnahmen verhindert. Die Soldaten wurden im Schlaf überrascht.
    Es sei bislang aber unklar, ob das feindliche Flugobjekt gezielt der US-Drohne gefolgt sei, zitieren US-Medien anonyme Militärvertreter. Für das US-Militär in der Region wäre das eine besorgniserregende Fähigkeit der Milizen.

    Wie reagieren die USA jetzt?

    Die getöteten US-Soldaten setzen Präsident Joe Biden erheblich unter Druck, massiv zurückschlagen. Andernfalls macht er sich politisch angreifbar. Donald Trump nutzte den Vorfall am Montag bereits für Vorwürfe in Richtung Biden: "Dieser Angriff wäre nie erfolgt, wäre ich Präsident, keine Chance", schrieb Trump in seinem Netzwerk Truth Social.
    Für die USA ist es nun ein Balanceakt. Sie wissen genau, dass insbesondere im Irak eine ganze Allianz an hochgerüsteten Milizen nur auf eine große Eskalation wartet. Keine davon ist seit dem siebten Oktober mit ihrem Arsenal all-in gegangen. Das bedeutet auch, dass die USA mit den Gegenschlägen, die sie nun vorbereiten, zielgenau vorgehen müssen. Kommandeure und Lager der falschen Gruppe zu bombardieren, könnte diese in einen offenen Konflikt hineinziehen. Jeder Gegenschlag liefert diesen Gruppen Propaganda-Argumente, insbesondere falls Zivilisten sterben.
    SGS Slomka mit Bates
    "Biden muss so besonnen reagieren, dass er keine Eskalation in der Region riskiert", so Korrespondentin Claudia Bates über den tödlichen Anschlag auf US-Soldaten in Jordanien. 29.01.2024 | 2:13 min
    "Wir suchen keinen weiteren Krieg. Wir suchen keine Eskalation", so Kirby weiter gegenüber CNN. "Aber wir werden genau das tun, was nötig ist, um uns zu schützen, um die Mission fortzusetzen und um angemessen auf diese Angriffe zu reagieren." US-Außenminister Anthony Blinken warnte am Rande einer Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington:

    Ich behaupte, dass wir in der gesamten Region seit mindestens 1973 - vielleicht sogar davor - keine so gefährliche Situation mehr erlebt haben wie jetzt.

    US-Außenminister Anthony Blinken

    Insgesamt sind rund 3.000 US-Soldaten in Jordanien stationiert, 2.500 im Irak und etwa 900 im Nord-Osten Syriens. Diese Kräfte verteilen sich über ein Netzwerk an kleinen Militärbasen und Beobachtungsposten, viele davon in abgelegenen Regionen, in denen ein Einsickern von Dschihadisten der IS-Terrormiliz verhindert werden soll.

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