Nach Imamoglu-Festnahme:Massenproteste in Türkei: Hunderte Festnahmen
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Wieder sind Zehntausende in der Türkei gegen die Festnahme des Oppositionspolitikers Imamoglu auf die Straße gegangen. Mehr als 300 von ihnen brachte das eine Festnahme ein.
Die Festnahme des türkischen Oppositionsführers Imamoglu hat Massenproteste ausgelöst. Ein Gericht entscheidet nun, ob der Erdogan-Konkurrent in Untersuchungshaft kommt.22.03.2025 | 2:28 min
Bei den Massendemonstrationen für die Freilassung des Istanbuler Bürgermeisters und Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu in der Türkei sind nach Angaben des Innenministeriums mehr als 340 Menschen festgenommen worden. "Wer Chaos und Provokation sucht, wird nicht toleriert werden", erklärte Innenminister Ali Yerlikaya im Onlinedienst X.
Die insgesamt 343 Festnahmen erfolgten demnach in Istanbul und acht anderen Städten. Ziel der Maßnahmen sei es, eine "Störung der öffentlichen Ordnung" zu verhindern, erklärte das Ministerium.
Kundgebungen wurden aus mehr als einem Dutzend Städten gemeldet - darunter aus der Hauptstadt Ankara und der größten Stadt des Landes, Istanbul. Imamoglu ist der wichtigste Rivale von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Dieser hatte die Anhänger Imamoglus am Freitag vor Kundgebungen am Wochenende gewarnt.
In Istanbul demonstrieren viele gegen die Festnahme von Ekrem İmamoğlu. Wie stark das Erdogan unter Druck setzt, ordnet ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa ein.22.03.2025 | 1:06 min
Zusammenstöße in Ankara und Izmir
Schon seit Mittwoch gehen Menschen gegen die Festnahme Imamoglus auf die Straße.
Die Polizei ging am Freitagabend in Istanbul mit Pfefferspray und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor, wie AFP-Journalisten berichteten. Auch in der Hauptstadt Ankara gab es Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten, wie ein AFP-Journalist berichtete.
In der westtürkischen Küstenstadt Izmir setzte die Polizei Wasserwerfer ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben, wie der Sender Halk TV berichtete.
Was sagt die türkische Community zur Festnahme von Ekrem Imamoglu? Stimmen aus Köln, unter anderem bei einer Kundgebung zum kurdischen Neujahrsfest.22.03.2025 | 1:30 min
Erdogan wirft Protestierenden "Straßenterror" vor
Zu den Kundgebungen hatte Imamoglus linksnationalistische Oppositionspartei CHP aufgerufen. Sie trotzte damit Warnungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan, der die Demonstrationen als "Straßenterror" bezeichnet hatte.
"Die Türkei ist kein Land, das auf der Straße gefunden wurde, und sie wird auch nicht dem Straßenterror überlassen", sagte Erdogan. Die Opposition versuche die Ermittlungen als Vorwand zu verwenden, um die Straßen ins "Chaos" zu stürzen.
Wir werden auf keinen Fall die Zerstörung der öffentlichen Ordnung akzeptieren.
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Recep Tayyip Erdogan
Die heftigsten Zusammenstöße gab es am Donnerstagabend an der Technischen Universität in Ankara, als die Polizei Tränengas und Wasserwerfer einsetzte. Studenten sagten, die Polizei habe auch Gummigeschosse eingesetzt. Die Regierung bestritt das.
In Ankara und anderen Städten kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Quelle: ddp
Imamoglu wichtigster Erdogan-Rivale
Am Mittwochmorgen war Imamoglu festgenommen worden. Er gilt als wichtigster politischer Rivale von Erdogan und soll Präsidentschaftskandidat der Oppositionspartei CHP werden.
In Umfragen liegt er bei den Sympathiewerten vorn. Die Staatsanwaltschaft hatte die Festnahme mit Terror- und Korruptionsvorwürfen begründet. Oppositionelle werfen der Regierung einen Putsch vor. International stießen die Festnahmen auf Kritik. Europäische Politiker bezeichneten die Festnahme als demokratischen Rückschritt.
Den Demonstrierenden gehe es auch um den Rechtsstaat, so ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa.22.03.2025 | 2:53 min
Imamoglus Festnahme war der vorläufige Höhepunkt einer monatelangen juristischen Kampagne gegen Oppositionelle, die als Versuch kritisiert wird, deren Wahlchancen zu schmälern und abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen. Die Regierung wies die Vorwürfe zurück.
Ekrem Imamoglu, Präsident Erdogans zentraler Herausforderer, wurde festgenommen. Es ist nicht seine erste Konfrontation mit der Justiz. Wie die Türkei gegen Oppositionelle vorgeht.