Was US-Kleinunternehmer von Donald Trumps Zöllen halten
"Niemand gewinnt Handelskrieg":Was US-Kleinunternehmer von Trumps Zöllen halten
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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Trump hat umfassende Zölle verkündet. Das trifft auch Millionen Kleinunternehmer in den USA, die auf ausländische Waren angewiesen sind. ZDFheute hat mit vier gesprochen.
Die willkürlich wirkenden Zölle, die die USA erheben wollen, haben global heftige Reaktionen verursacht. Wie aber antworten? Mit Druck, Verhandlungen und zur Not: eigenen Zöllen.04.04.2025 | 2:33 min
Catherine Licari, 36 Jahre, lebt in New York, Gründerin von "The Small Business Planner"
"Die Sorge um die Zölle hat mich zutiefst berührt. Als Gründerin eines Unternehmens für finanzielle Bildung, das Kleinunternehmer unterstützt, erlebe ich aus erster Hand, wie sie Angst und Unsicherheit erzeugen.
Niemand gewinnt in einem Handelskrieg, und leider sind es wir, die Kleinunternehmer, die die Zölle direkt zahlen müssen, wenn wir Materialien importieren.
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Catherine Licari
Das belastet uns finanziell enorm und führt zu Panik – Entlassungen, gestoppte Investitionen und in vielen Fällen sogar zu Geschäftsaufgaben.
Catherine Smith Licari
Quelle: Nela Kekic
In der Modebranche ist die Lage noch dramatischer, da viele Unternehmen bereits Produkte verkauft haben, die auf den wirtschaftlichen Bedingungen von vor Monaten basieren. Jetzt, mit den Zöllen, sinken die Gewinne und es wird unmöglich, diese Aufträge noch zu erfüllen. Zölle sollen eigentlich dazu anregen, mehr von amerikanischen Unternehmen zu kaufen, aber die Realität ist, dass viele kleine Unternehmen auf ausländische Produkte angewiesen sind.
Wir werfen den Blick nach Lesotho, nach China und Russland mit der Frage, wie sehr die Länder die Import-Zölle treffen, die US-Präsident Trump gegen sie verhängt hat. 03.04.2025 | 3:11 min
Wenn ich bei amerikanischen Lieferanten kaufe, steigen meine Kosten, weil deren Rohmaterialien aufgrund der Zölle teurer werden. Auch die Vergeltungszölle anderer Länder schaden den amerikanischen Unternehmen im Ausland. Was mich am meisten schmerzt, ist, dass diese Zölle ein Klima der Angst schaffen und den Fortschritt in der finanziellen Bildung der kleinen Unternehmer zunichte machen.
Viele kämpfen schon jetzt damit, die finanzielle Seite ihres Geschäfts zu verstehen, und nun müssen sie sich mit noch mehr Unsicherheit auseinandersetzen. Das ist ein erheblicher Rückschlag für ihr Potenzial und ihre Träume."
Während Trump mit neuen US-Zöllen auf ein "goldenes Zeitalter" spekuliert, rechnen Experten mit dem Gegenteil. Die EU reagiert besonnen, hat aber Maßnahmen-Pakete in der Schublade.02.04.2025 | 4:26 min
June Carey, 70 Jahre alt, lebt in Kalifornien, Künstlerin
"Ich bin Künstlerin und habe in den USA bei Null angefangen. Durch harte Arbeit kann jeder ohne staatliche Kontrolle erfolgreich sein – das habe ich erlebt. Aber mit 70, als Witwe und krank, kämpfe ich mit hohen Steuern und habe Schwierigkeiten, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Am Donnerstag sind die Märkte zusammengebrochen, es herrscht Angst. Aber wir müssen Opfer bringen, wenn wir etwas verändern wollen.
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June Carey
Trump ist ein kluger Verhandlungsführer, dessen Absichten gut sind. Er kennt die Fakten, die andere ignoriert haben.
Die Künstlerin June Carey mit einem ihrer Gemälde im Atelier.
Quelle: Katharina Schuster
Vieles, was wir hier kaufen, kommt aus China – eine gefährliche Situation. Als Amerikanerin weiß ich, dass wir mit unseren Ressourcen, Intelligenz und Mut viel erreichen können. Alles, was ich schaffe, ist "made in America". Doch leider sehe ich oft schlechte Kopien meiner Werke, die Chinesen ohne Respekt für unsere Kreativität anfertigen. Sie rauben uns unsere Ideen.
Landesweit gibt es Proteste gegen die umwälzende Politik des US-Präsidenten Trump und seiner Regierung – wegen massiver Kürzungsprogramme, Sozialabbau und strikter Handelspolitik.05.04.2025 | 2:26 min
Amerikaner tragen zu viele Lasten, während wir ums Überleben kämpfen. In Kalifornien reicht selbst meine Rente wegen der Steuern nicht mehr aus. Ich muss um Hilfe bitten, um Lebensmittel kaufen zu können. Noch beunruhigender ist, wie unser Geld in anderen Ländern verschwendet wird. Die Zölle werden uns belasten, aber als stolze Amerikanerin will ich, dass das Richtige getan wird. Es ist Zeit, und ich habe noch nie einen mutigeren Mann als Präsident Donald Trump gesehen.
Die Zölle sind notwendig. Unser Mut und unser Geist haben uns erfolgreich gemacht. Wir sind nicht böse, sondern stolz auf das, was wir erreicht haben."
In den USA sind im ganzen Land viele Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen Trump und seine Politik zu protestieren. Sie fürchten um die Demokratie in ihrem Land. 05.04.2025 | 1:28 min
Annie Bassin und Allard van Hoorn, beide 57 Jahre alt, leben in New York, Gründer von Annie's Ginger Elixir
"In New York City stellen wir ein Ingwer-Wellness-Getränk her, basierend auf einem über 30 Jahre alten Hausmittel. Wie viele kleine Unternehmen haben wir die Zölle der ersten Trump-Regierung überstanden. Doch die jüngsten Erhöhungen zwangen uns, eine schwierige Entscheidung zu treffen: Wir mussten unsere Produktion auslagern und unsere Büros im Brooklyn Navy Yard schließen.
Unsere Flaschen sind jetzt neun Prozent teurer, und auch Honig aus Brasilien sowie Kräuterteemischungen aus Deutschland sind deutlich teurer geworden. Diese Preiserhöhungen sind eine große finanzielle Belastung und gefährden die Existenz unseres Unternehmens sowie unserer Mitarbeiter. Vor drei Wochen haben wir die Produktion verlagert und uns von vielen Mitarbeitern getrennt. Die Büroräume wurden aufgegeben, und das Unternehmen wird nun aus der Ferne geführt.
Annie Bassin gründete ihr Unternehmen im Jahr 2017 zusammen mit Allard Van Hoorn.
Quelle: Annie’s Ginger Elixir
Ich erinnere mich, wie ich nach Trumps Wahlsieg zu Allard sagte: "Wir müssen einen Plan B haben." Diese Entscheidung war nicht leicht, aber nach der neuesten Ankündigung des Präsidenten fühle ich mich bestätigt.
Die Zölle steigen weiter, und ich bin untröstlich. Es geht nicht nur ums Geschäft, sondern auch um die Menschen, unsere Mitarbeiter.
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Annie Bassin und Allard van Hoorn
Unsere Mitarbeiter, die schon mit schwierigen Zeiten kämpfen, tragen jetzt eine noch schwerere Last. Ich frage mich, was das für New York bedeutet, eine Stadt, die auf kleine Unternehmen angewiesen ist. Was wird mit dem Rest des Landes passieren? Ich habe wenig Vertrauen in die Zukunft und hoffe, dass wir gemeinsam einen Weg finden, diese Krise zu bewältigen."
20 Prozent Zölle auf Wein, neue Sonderzölle auf Holz, sogar auf Tierfutter: Donald Trump hat ein XXL-Zollpaket verkündet. Was bedeutet das für Exporte, für die Wirtschaft - und für dich?04.04.2025 | 39:36 min
Bryan Szeliga, 49 Jahre alt, lebt in Philadelphia, Fischverkäufer
"Die Zölle auf Meeresfrüchte haben direkte Auswirkungen auf mein Geschäft. Durch die gestiegenen Kosten werde ich weniger profitabel sein und muss teilweise die höheren Preise selbst tragen. Das bedeutet, dass ich weniger Kapital für Investitionen in mein Unternehmen habe, zum Beispiel für die Einstellung neuer Mitarbeiter. Gleichzeitig muss ich die Preise für einige Produkte erhöhen, was die Belastung auf meine Kunden verlagert.
Bryan hat im November für Harris gestimmt, weil sie eine Frau ist. Für Biden hätte er nicht gestimmt.
Quelle: i&C IMAGEWORKS
Obwohl wir im hochwertigen Segment arbeiten, befürchte ich, dass die steigenden Lebensmittelpreise insgesamt dazu führen, dass weniger Menschen bereit sind, für Meeresfrüchte mehr auszugeben.
Ich sehe die Zölle als eine Möglichkeit für die US-Regierung, Einnahmen zu generieren, ohne klar darzulegen, wie dieses Geld zur Unterstützung von Unternehmen wie meinem verwendet wird.
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Bryan Szeliga
Seit 2015 wurden 34 Milliarden US-Dollar durch Zölle eingenommen, aber es gibt keine transparente Erklärung, wie diese Mittel genutzt werden.
Meine Hoffnung ist, dass die Regierung die Einnahmen aus den Zöllen für zinsfreie Darlehen oder direkte Unterstützung an Unternehmen wie meines verwendet, um die Schäden abzumildern und Wachstum zu fördern. Besonders besorgt bin ich über die Entwicklung, dass ausländische Unternehmen zunehmend US-Fischereiunternehmen übernehmen und Meeresfrüchte direkt exportieren, anstatt sie den US-Verbrauchern zugänglich zu machen.
Dies gefährdet nicht nur die Nahrungsmittelsicherheit, sondern verschärft auch das Problem des Handelsungleichgewichts. Die Zölle helfen hier nicht, und ohne eine stärkere Unterstützung für heimische Industrien, wie etwa den Aquakultursektor, wird es schwer, die langfristigen Herausforderungen zu bewältigen."
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.
Quelle: dpa
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