Betrugsprozess: Trumps Söhne können sich an nichts erinnern
Mitangeklagte im Betrugsprozess:Trumps Söhne können sich an nichts erinnern
von Susanne Lingemann
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Beweise hin oder her. Sie wollen von allem nichts gewusst haben. Donald Trumps Söhne zeigen im New Yorker Betrugsprozess Erinnerungslücken. Nächste Woche ist ihr Vater dran.
Beteuert weiter seine Unschuld - trotz Beweisen: Eric Trump.
Quelle: dpa
Bevor ein Trump den Saal 300 des New Yorker County Gerichtsgebäudes betritt, müssen erstmal Secret-Service-Agenten den Raum durchsuchen. Die beiden ältesten Trump-Söhne - Donald Junior (45) und sein jüngerer Bruder Eric (39) - haben diese Woche unter Eid vor Richter Arthur Engoron ausgesagt.
Sie sind Mitangeklagte im Zivilprozess gegen die Trump-Organisation und werden beschuldigt, Finanzstatements um mehrere Milliarden aufgebauscht zu haben, um sich günstigere Kreditkonditionen zu erschwindeln. Da es sich um einen Zivilprozess und nicht um ein Strafverfahren handelt, droht keinem der Angeklagten eine Gefängnisstrafe.
Trump droht Entzug der Geschäftslizenz in New York
250 Millionen Dollar Strafe fordert die New Yorker Staatsanwältin Letitia James. Zudem sollen Donald Trump und seine mitangeklagten Söhne ihre Geschäftslizenz in New York verlieren.
Der ehemalige Staatsanwalt Andrew Cherkasky sagte ZDFheute:
Trump, so Cherkasky weiter, würde dann "zum Beispiel auch die Kontrolle über seine Trump-Gebäude in New York City" verlieren.
Ob die Trump-Organisation sich des Betrugs schuldig gemacht hat, entschied der Richter schon vor Verhandlungsbeginn nach Aktenlage. In dem laufenden Prozess, der noch bis Dezember dauern soll, wird nur noch über die Höhe der Geldstrafe entschieden.
Die Söhne waren nach der Wahl ihres Vaters zum Präsidenten als Geschäftsführende Vizepräsidenten der Trump-Organisation bestellt worden und waren seit Jahren Führungskräfte des Unternehmens.
Daumen hoch - über die breite Fronttreppe betreten die Trump-Brüder das Gerichtsgebäude. Donald Junior - mit zurückgegelten Haaren und pinkfarbener Krawatte - erschien relaxed im Zeugenstand.
Doch beim Verhör der Staatsanwältin Colleen Faherty versagte immer wieder sein Gedächtnis. Über mehr als 90 Minuten antwortete er auf Fragen nach Finanzberichten, Memos und Vollmachten:
Bei den vermeintlich aufgeblähten Finanzstatements - die der Richter schon als betrügerisch beurteilt hat - sagte der Angeklagte Donald Trump Junior, damit habe er nichts zu tun. "Daran haben die Buchhalter gearbeitet. Dafür bezahlen wir sie."
Will von nichts gewusst haben: Donald Trump Junior.
Quelle: Manish Swarup/AP/dpa
Montag muss Trump unter Eid aussagen
Der jüngere Bruder Eric, 39, sagte aus, er habe nicht einmal gewusst, dass es "diese Finanzstatements" gebe. "Ich gieße Beton. Ich betreibe Immobilien. Ich konzentriere mich nicht auf Bewertungen", sagte Eric Trump, der die Tagesgeschäfte der Trump-Organisation leitet.
Er geriet in Verlegenheit, war sichtlich nervös, als die Staatsanwaltschaft ihm E-Mails, Videocalls und andere Beweisstücke vorlegte, in denen er Methoden diskutierte, wie Immobilienwerte aufgebläht werden können. Der Kernpunkt der Anklage eben.
Am Montag wird der Secret Service wieder den Gerichtssaal 300 durchkämmen. Denn Donald Trump selbst wird von Richter Engoron in den Zeugenstand gerufen, muss unter Eid aussagen.
Susanne Lingemann arbeitet im ZDF-Auslandsstudio in New York, USA.
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