Nato und Trump: Europa darf "nicht Kopf in den Sand stecken"
Interview
Babst zu Trumps Nato-Kurs:Europa darf "nicht den Kopf in den Sand stecken"
|
Trump zeigt der Nato die kalte Schulter und sorgt damit für reichlich Unruhe. Die frühere Nato-Strategin Babst mahnt dennoch: Europa dürfe "nicht den Kopf in den Sand stecken".
Das Gespräch mit Sicherheitsexpertin Stefanie Babst hier in voller Länge.26.02.2025 | 5:30 min
Auch Bundestagswahlsieger und CDU-Chef Friedrich Merz äußerte jüngst Bedenken über den Fortbestand des Nordatlantik-Bündnisses. Er sei gespannt auf den Nato-Gipfel Ende Juni, ob man dann überhaupt noch über die Nato in ihrer gegenwärtigen Verfassung sprechen werde, "oder ob wir nicht sehr viel schneller europäische Verteidigungsfähigkeit herstellen müssen", sagte Merz am Sonntagabend in der "Berliner Runde" von ZDF und ARD.
Ähnlich sieht das die frühere Nato-Strategin Stefanie Babst. "Diese Zweifel teile ich durchaus. Mir scheint es so zu sein, dass das Hauptquartier gegenwärtig ein wenig paralysiert ist", sagt Babst im heutejournal. Das liege auch daran, dass seitens der Europäer Vertrauen verloren gegangen sei mit Blick auf den amerikanischen Partner.
Wie wird Europa militärisch unabhängiger von den USA? Die Zeit drängt, die Briten rüsten auf - und auch die Frage eines atomaren Schutzes für Deutschland steht zur Debatte.25.02.2025 | 2:00 min
Babst zu möglichem US-Rückzug: Europa muss Löcher stopfen
Außerdem sitze im Nordatlantikrat "auf dem amerikanischen Stuhl" gegenwärtig nur ein "Statthalter", der keine Instruktionen habe. Daher stelle man sich dort sicher die Frage, worüber man eigentlich reden solle, oder was man entscheide könne.
Dennoch mahnt Babst, Europa solle "nicht den Kopf in den Sand stecken". Sie fordert die Nato mit Blick auf die Ukraine-Hilfe auf, die Löcher zu stopfen, die durch eine mögliche amerikanische "nicht-mehr-Unterstützung" entstehen könnten. Die frühere Nato-Strategien ergänzt:
Sie müssen natürlich auch auf ihre eigene Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit schauen.
„
Stefanie Babst, Nato-Expertin
Nach dem Entsetzen über die Vorwürfe Trumps gegen Präsident Selenskyi arbeiten Europa und die Ukraine an eigenen Plänen, die sie der neuen US-Linie entgegensetzen können.21.02.2025 | 2:25 min
Nato-Expertin: Putin will "Ukraine zerstören"
Außerdem warnt Babst vor etwaigen Aussagen, die darauf abzielen, die gegenwärtige Lage mit Blick auf Russlands Absichten zu unterschätzen. Sie halte solche Aussagen "für nicht an der Realität orientiert und mit Verlaub gesagt auch für ziemlich dumm".
Jeder, der Russland kenne, wisse um die strategischen Absichten des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Putin zeige "jeden einzelnen Tag", dass er von seiner strategischen Absicht, Europa in die Schranken zu weisen und "die Ukraine zu zerstören, in keiner Weise Abstand hält".
Die Europäer müssen jetzt ihre eigene Linie finden, so Clüver Ashbrook: Wie kann die eigene Verteidigung ohne die USA gelingen - und die Abschreckung gen Russland gehalten werden?21.02.2025 | 4:25 min
Babst sieht schwierige Fragen für nächste Bundesregierung
Mit Blick auf die deutsche Verantwortung stellt sich für Babst die Frage, wie man es schaffe, die militärischen Fähigkeiten zu generieren, die man brauche:
Wie schaffen wir es, die Manpower, also die Personalstärke der Bundeswehr, zu erhöhen?
„
Stefanie Babst, Nato-Expertin
Hier lägen für die kommende Bundesregierung schwierige Fragen auf dem Tisch. Laut Babst werde man die Personalstärke der Bundeswehr nicht ohne die Einführung einer "neuen hybriden Form, vielleicht von Wehrpflicht oder Dienstpflicht" aufstocken können. Babst merkt dabei an: "Aber für all das brauchen wir selbstverständlich Geld und einen langen Atem."
Was kann die Debatte über eine eigenständige europäische Sicherheitspolitik noch bewirken?18.02.2025 | 4:41 min
Mit Blick auf einen potentiellen US-Rückzug aus der Nato fordert Babst das Bündnis zum Handeln auf: "Grundsätzlich wäre die Nato gut beraten, die Amerikaner aufzufordern, wenn sie sich denn aus der Nato zurückziehen wollen, ein irgendwie geordnetes Rückzugsprozedere durchzuführen."
Man solle nicht darauf warten, "irgendwann mal eine Nachricht auf X" oder etwa in der Zeitung zu lesen.
Das Interview führte heutejournal-Moderator Christian Sievers. Ausgewertet hat es Clara Eberle.
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.