Donald Trump: Bildung und Forschung in den USA in Gefahr
Bildung und Forschung unter Druck:Wie Trump Tatsachen schaffen will
von Beatrice Steineke, Washington D.C.
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Eine Unterschrift von US-Präsident Trump und das Ende des Bildungsministeriums ist besiegelt? Noch nicht - aber in der Forschung gefährdet seine Politik die Arbeit von Jahren.
US-Präsident Donald Trump hat ein Dekret unterzeichnet, das die Auflösung des Bildungsministeriums anordnet.
Quelle: AP
Ein lange erwarteter Termin, ein volles Oval Office im Weißen Haus, und eine Unterschrift, auf die manche in der Republikanischen Partei seit der Präsidentschaft Ronald Reagans hofften: US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am Donnerstag ein Dekret, welches die Auflösung des Bildungsministeriums anordnet. Bereits die von ihm ausgewählte Ministerin Linda McMahon schrieb kurz nach Amtsantritt im März, es werde die letzte Mission des Ministeriums sein.
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Rund die Hälfte der 4.133 Mitarbeiter hat die Kündigung erhalten, oder sie gehen freiwillig. Nicht nur im Bildungssektor werden staatliche Behörden und Mittel neu geordnet. Von Kürzungen sind auch die Universitäten und ganze Forschungsfelder betroffen. Welche Auswirkungen sind zu erkennen? Könnte all das wirklich umgesetzt werden?
Fördermittel und Stipendien in Gefahr
Das Bildungsministerium verwaltet Fördermittel, Stipendien und finanziert Programme, etwa für Kinder mit Beeinträchtigungen oder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen. Laut der Sprecherin des Weißen Hauses sollen bestimmte Funktionen, wie die Vergabe von Stipendien, weiterlaufen. Doch von wem und wie, dazu wurden am Donnerstag keine Details bekannt. Kritiker befürchten, die Chancengleichheit im Bildungssystem könnte leiden, gerade in finanzschwachen Bundesstaaten.
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Übergreifende Budgetkürzungen
Auch die 5.000 Forschungsinstitute und Hochschulen im Land sind von Kürzungen betroffen. Die Johns Hopkins Universität, eine der weltweit renommiertesten Universitäten, will mehr als 2.200 Jobs abbauen, da etwa 800 Millionen Dollar von der US-Entwicklungsbehörde USAID über mehrere Jahre gestrichen wurden. Weltweit wurden Forschungs- und Hilfsprojekte zu Tuberkulose, HIV und Malaria gestoppt.
Doch die Maßnahmen gehen weit über Etat-Kürzungen oder auch dem Austritt aus internationalen Abkommen hinaus. Die amerikanischen Nationalen Gesundheitsinstitute NIH sind eine der weltweit größten forschungsgebenden Organisationen. Trumps Budgetkürzungen führen dazu, dass neue Förderanträge nicht geprüft oder laufende Fördermittel gestoppt werden - wie die von Dr. Brittany M. Charlton, Professorin an der angesehenen Harvard University. Sie ist Gründerin des LGBTQ Health Center of Excellence und forscht unter anderem zu Depressionen und Suizidprävention in der LGBTQ-Community.
Das geht weit über die LGBTQ Forschung hinaus und umfasst Studien, die versuchen, Krankheiten zu erforschen, die ein breites Spektrum an gefährdeten Bevölkerungsgruppen betreffen.
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Dr. Brittany M. Charlton, Harvard LGBTQ Health Center of Excellence
An vielen Orten der USA werden Transmenschen beleidigt oder sogar bedroht. Der Bundesstaat Minnesota gilt als sicherer Zufluchtsort.11.09.2024 | 6:07 min
Auf Anfrage ist sie einer der wenigen, die jetzt offen sprechen. Sie will ein Sprachrohr sein für alle, die aus Angst, Mittel zu verlieren, anonym bleiben. Manche würden jetzt Begriffe wie "Geschlecht" und "Transgender" aus ihren Anträgen streichen. Charlton betont gegenüber ZDFheute, Forschende würden keine Ideologie vorantreiben, sondern versuchten, die Gesundheit der Menschen zu stärken.
Doch gerade die LGBTQ-Forschung will die US-Regierung nicht weiter fördern. Das zeigt das Beispiel einer Jugendstudie, die über 10 Jahre Daten zum Social-Media-Konsum, Rassismus und erstmals zu Transidentitäten erhoben hat. Die Ergebnisse wurden von Seiten des Gesundheitsministeriums im Netz gelöscht und per Gerichtsentscheidung am 11. Februar 2025 wieder hochgeladen - mit einem Warnhinweis: Die Informationen stellten nicht die biologische Realität dar und würden vom Ministerium abgelehnt.
Proteste gegen Wissenschaftspolitik
Weitere Forschungsfelder stehen auf dem Prüfstand. Bereits jetzt erhalten Bildungsinstitute in Europa mehr Bewerbungen aus den USA. Für etablierte Forschungsteams ist das eventuell eine Option. Doch Dr. Brittany Charlton befürchtet, dass die junge Generation am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere aufgeben könnte. Conner Phillips will seinen Doktor machen und forscht an einem Nationalen Gesundheitsinstitut zu zerebraler Kinderlähmung, die mit einer frühkindlichen Schädigung des Gehirns zusammenhängt. Er selbst ist seit seiner Geburt betroffen. Doch er weiß nicht, ob und wie es weitergeht, deshalb engagiert er sich bei der Organisation "Stand Up For Science".
Der Kahlschlag in US-Bundesbehörden geht weiter: Nach Mittelkürzungen der Trump-Regierung stehen mehrere US-Auslandssender vor dem Aus - darunter Voice of America.17.03.2025 | 2:42 min
Ich wäre nicht am Leben ohne staatlich geförderte Forschungsprogramme, deren Ziel es ist, die Gesundheit aller Amerikaner zu verbessern.
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Conner Phillips, Forscher Nationale Gesundheitsinstitute (NIH)
Phillips versucht, über Social Media junge Forschende zu ermutigen, sich zu engagieren und zu Protesten zu gehen.
Gerichtsverfahren gegen Kürzungen laufen
Ein Bündnis aus Universitäten, medizinischen Verbänden und von Demokraten geführten Bundesstaaten versucht, die Kürzungen bei den Nationalen Gesundheitsinstituten (NIH) gerichtlich zu stoppen.
Die Zerschlagung der US-Entwicklungsbehörde USAID könnte laut eines US-Bundesrichters verfassungswidrig sein. Die Auswirkungen von Trumps Politik werden sich auch in Staaten zeigen, die mehrheitlich für Trump gestimmt haben und in denen Universitäten und Schulen wichtige Arbeitgeber sind.
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Gewerkschaften haben bereits angekündigt, juristisch gegen eine Auflösung des Bildungsministeriums vorzugehen. Ohnehin bräuchte es dafür eine Mehrheit im Kongress. Die Republikaner haben dort 53 Sitze. Für eine Mehrheit fehlen ihnen noch 7 Stimmen.
Bis die Gerichte über die Rechtmässigkeit von Trumps Maßnahmen entschieden haben, könnte von betroffenen Behörden und Organisationen nur noch eine leere Hülle übrig sein.
Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
Quelle: dpa
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