Taliban erlassen "Tugend"-Gesetz gegen Frauen in Afghanistan
Afghanistan:Neues Taliban-Gesetz lässt Frauen verstummen
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Die in Afghanistan herrschenden Taliban haben ein "Tugend"-Gesetz zur Durchsetzung der bereits durch die Sittenpolizei überwachten strengen Verhaltensregeln eingeführt.
Die Taliban haben neue sogenannte "Tugendgesetze" erlassen. Diese schränken afghanische Frauen extrem ein. Unter anderem müssen sie in der Öffentlichkeit stumm bleiben.23.08.2024 | 0:25 min
Die Taliban in Afghanistan haben ein "Tugend"-Gesetz erlassen. Das Gesetz, das unter anderem Verschleierungsvorschriften für Frauen und ein Verbot von Homosexualität enthält, wurde vom obersten Anführer der Taliban, Hibatullah Achundsada, bestätigt, wie das Justizministerium am Mittwoch mitteilte. Es war bereits Ende Juli im Amtsblatt veröffentlicht worden.
Mit dem Gesetz wird die Sittenpolizei gestärkt, die die am islamischem Scharia-Recht orientierten Verhaltensrichtlinien der Taliban bereits seit deren Rückkehr an die Macht 2021 kontrolliert.
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Frauen müssen stumm bleiben
Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass "muslimische Frauen verpflichtet sind, ihr Gesicht und ihren Körper zu bedecken", wenn sie sich in Gegenwart von Männern befinden, die nicht direkt mit ihnen verwandt sind. Eine Gesichtsbedeckung sei erforderlich, um Versuchung zu vermeiden und andere nicht zu verführen.
Die Kleidung dürfe nicht dünn, eng anliegend oder kurz sein. Vor nichtmuslimischen Männern und Frauen hätten sich Afghaninnen ebenfalls zu verschleiern, um nicht korrumpiert zu werden, hieß es weiter.
Einer Frau sei es zudem verboten, Männer anzusehen, mit denen sie nicht verwandt oder verheiratet sei. Ebenfalls tabu sind Treffen von nicht miteinander verwandten Männern und Frauen. Allein reisende Frauen dürfen nicht befördert werden.
Zudem werden Frauen öffentliche Äußerungen untersagt. Die Stimme einer Frau sei intim, daher sollte sie nicht in der Öffentlichkeit singen, rezitieren oder laut vorlesen, heißt es etwa in Artikel 13 des Regelwerks über Laster und Tugenden, das der Nachrichtenagentur AP vorlag.
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Homosexuelle Beziehungen und Ehebruch sind verboten
Männer müssen laut dem Gesetz mindestens knielange Hosen tragen. Zudem müssen sie einen Bart zu tragen, der nicht zu kurz sein darf. Homosexuelle Beziehungen, Ehebruch und Glücksspiel sind verboten.
Versäumte Gebete und Ungehorsam gegenüber den eigenen Eltern können ebenfalls bestraft werden. Medien dürfen dem neuen Gesetz zufolge keine Inhalte verbreiten, die "die Gesetze der Scharia und der Religion" missachten, "Muslime beleidigen" oder "lebendige Wesen" zeigen.
Gemäß Artikel 19 ist auch das Musizieren und Abspielen von Musik verboten.
Nach jahrelanger westlicher Militärpräsenz hatten die radikalislamischen Taliban im August 2021 die Macht in Afghanistan zurückerobert und ein sogenanntes islamisches Emirat ausgerufen.
Seither setzen sie ihre strenge Auslegung des Islams mit drakonischen Gesetzen durch und beschneiden insbesondere Frauenrechte. International bleiben die Taliban auch weiterhin isoliert. Bislang hat kein Staat die islamistischen Machthaber als formale Regierung Afghanistans anerkannt.
Ein "Klima der Angst" in Afghanistan
Die Sittenpolizei kann Verstöße mit Verwarnungen, Drohungen, Geldstrafen, einer Untersuchungshaft von bis zu drei Tagen oder weiteren Sanktionen bestrafen. Im Wiederholungsfall können die Beschuldigten vor Gericht gestellt werden.
Die UN-Unterstützungskommission für Afghanistan (Unama) hatte den Sittenwächtern bereits in der Vergangenheit vorgeworfen, ein "Klima der Angst" in Afghanistan zu schaffen. Erlasse und einige Methoden zu deren Durchsetzung stellten einen Verstoß gegen die Menschenrechte und fundamentale Freiheiten dar.
Dass das zuständige Taliban-Ministerium das Ziel ausgegeben habe, seine Befugnisse auf weitere Bereiche des Alltagslebens auszuweiten, gebe Anlass zu erheblicher Sorge für alle Afghanen, insbesondere für Frauen und Mädchen, erklärte Fiona Frazer, Menschenrechtschefin der UN-Mission. Die Taliban wiesen den Bericht zurück.
Quelle: dpa
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