Nach Gewalt unter Assad: Der Kampf um Syriens Zukunft
Folter, Drogen und Vermisste:Nach Assad: Der Kampf um Syriens Zukunft
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Syrien leidet unter dem Erbe des Assad-Regimes: Drogenhandel, Folter und verschwundene Menschen - die internationale Gemeinschaft steht vor einer großen Herausforderung.
Nach Assads Sturz tauchen immer neue Beweise seiner Grausamkeit auf.17.12.2024 | 2:39 min
Sie nennen es das Kokain des armen Mannes. Mittels "Captagon" konnte das Assad-Regime in Syrien nicht nur Milliarden verdienen, sondern Krieg und Sucht im Mittleren Osten fördern - und so andere arabische Staaten unter Druck setzen. Immer mehr militärisch gesicherte Produktionsstätten werden inzwischen aufgedeckt.
Während die Drogenproduktion florierte, ging das Regime mit brutaler Gewalt gegen die eigene Bevölkerung vor. Viele Menschen verschwanden spurlos. In der Hauptstadt Damaskus hängen Bilder der Vermissten - Söhne, Väter, Großväter.
Ich fordere von der internationalen Gemeinschaft, das Schicksal dieser Vermissten zu untersuchen. Es gibt keine Leichen, keine Namen, keine Daten, nichts.
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Saleh Mizaal al-Zaal, Angehöriger
Ehemaliger Häftling spricht von grausamen Foltermethoden
Yusef Rahmi will den Suchenden helfen. Nach sechs Jahren der Folter sieht er endlich wieder das Tageslicht. Er wurde inhaftiert, weil er vor dem Militärdienst geflüchtet war. Die Foltermethoden, die er ZDF-Korrespondentin Golineh Atai im Detail schildert, sind selbst für den Zuhörenden unerträglich.
Die Vollstrecker dieses Systems waren wie tollwütige Hunde, die es genossen uns auf kreativste Art und Weise zu töten mit den grauenvollsten Mitteln, mit einer Überdosis Aspirin, mit dem Spritzen von Luft oder Diesel in die Venen hinein.
Wenn die Täter nicht verurteilt würden, dann verlasse er Syrien, sagt er.
Syrer sollten die Chance haben, über ihre Zukunft zu bestimmen. Das hat der UN-Sicherheitsrat gefordert. Zudem brauche es politische und finanzielle Mittel für den Wiederaufbau.18.12.2024 | 0:20 min
Experte: Es braucht eine Übergangsjustiz
Einige hochrangige Offiziere der Geheimdienste haben sich ins Ausland abgesetzt, stellt Nahostexperte Daniel Gerlach im ZDF heute journal fest. Gerüchten zufolge seien einige nach Russland geflüchtet, andere in den Osten Libyens, in den Iran oder möglicherweise auch in den Libanon. Alle würde gesucht.
Die entscheidende Frage lautet nun: Was passiert mit den vielen anderen, die als "kleine Rädchen" im System agierten? Der Chefredakteur des Magazins Zenith, Gerlach, plädiert für eine Übergangsjustiz, die auf Gerechtigkeit abzielt - ohne Rache zu üben.
Stattdessen müsse die internationale Gemeinschaft dringend auf eine gerechte, aber vorsichtige Strafverfolgung drängen, die den Wiederaufbau Syriens unterstützt, ohne das ohnehin fragile Vertrauen der Bevölkerung weiter zu untergraben.
Die Vertreter der Übergangsregierung in Syrien forderten die Aufhebung der Sanktionen, während europäische Staaten Bedingungen stellten, so Nahostexperte Daniel Gerlach.17.12.2024 | 5:09 min
Sind Sanktionen gegen Syrien hinfällig?
Die internationale Diplomatie steht vor einer schwierigen Herausforderung. Inmitten der anhaltenden geopolitischen Spannungen und der Frage nach der Zukunft Syriens wird immer wieder die Notwendigkeit betont, die Sanktionen gegen das Assad-Regime zu überprüfen.
Einige Vertreter der Übergangsregierung fordern das Ende. "Denn sie sagen: Die Grundlage dieser Sanktionen sei jetzt hinfällig", so Gerlach. Das stimmt nicht ganz, erklärt der Nahostexperte, weil nicht nur das Assad-Regime Ziel von Sanktionen war, sondern auch die Miliz, die defacto die Macht in Damaskus hat.
Die europäischen Staaten verhielten sich unterschiedlich. Einige öffneten ihre Konsulate, seien aber noch vorsichtig - auch damit, Fotos mit Regierungsvertretern zu machen. "Sie möchten jetzt nicht einfach ohne jegliche Bedingung die Beziehungen normalisieren, denn es gibt natürlich auch viele Fragen und viel Misstrauen."
Wohin Syriens Reise geht, ist unklar
"Niemand weiß genau, wohin die Reise geht", erklärt Experte Gerlach. Doch es sei entscheidend, dass die europäischen Staaten schnell, und ohne sich zu sehr in den Prozess zu drängen, ihre Unterstützung anbieten, um eine funktionierende Regierung aufzubauen.
Der Fokus müsse darauf liegen, staatliche Institutionen zu bewahren und die Verantwortung der Menschen in den Provinzen und Städten zu stärken. Denn in diesen Regionen vertrauen die Menschen eher denjenigen, die sie kennen, als den Machthabern in Damaskus.
Versuche man jedoch, alles aus der Hauptstadt zu kontrollieren, würde man den gleichen Fehler wie das Assad-Regime wiederholen - mit dem Risiko, dass überall im Land Widerstand entsteht.
Zusammengefasst hat den Text Katharina Schuster.
Quelle: dpa
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