Sexualisierte Gewalt als Waffe im russischen Angriffskrieg
Interview
Russischer Angriffskrieg:Fischer: Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe
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Sexualisierte Gewalt treffe in Kriegen nicht nur Frauen, sondern auch Männer, sagt Russland-Expertin Fischer. Doch die Botschaften dahinter seien jeweils unterschiedliche.
In Konflikten werde auch sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe eingesetzt, sagt Expertin Fischer.01.12.2024 | 4:19 min
Die eine Art von Zerstörung in Kriegen sieht man, die andere nicht: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und auch Männer gilt als effiziente Waffe und wird systematisch eingesetzt - auch im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Warum sich sexualisierte Gewalt nicht nur gegen Frauen richtet und welche Botschaften damit ausgesendet werden sollen, darauf gibt Russland-Expertin Sabine Fischer Antworten.
Sehen Sie das Interview mit Fischer oben in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.
Im Interview mit dem ZDF heute journal betont Fischer, dass ...
... Frauen und Männer systematisch sexualisierte Gewalt erfahren
Sexualisierte Gewalt werde in Kriegen systematisch als Angriff auf die gegnerische Gesellschaft eingesetzt, macht Fischer klar. Sehr häufig würden Frauen als die einzigen Betroffenen dargestellt, das sei nicht richtig.
Es gebe auch viele dokumentierte Fälle von Männern, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren. Das perfide sei, dass mit den Taten gegen Männer und Frauen jeweils unterschiedliche Botschaften verbunden sind.
Die Ukraine wird nicht nur mit Raketen und Panzern angegriffen: Auch Vergewaltigung, Folter und sexualisierter Gewalt durch die russische Armee sind Teil der Krieges.01.12.2024 | 2:53 min
Wenn man in der "patriarchalen Logik" bleiben möchte, werde der zu beschützende Teil der gegnerischen Gesellschaft angegriffen. Gleichzeitig werde denjenigen, die diesen Teil beschützen müssten, gezeigt, dass sie dazu nicht in der Lage sind.
Aber Russland sei ein "besonders krasses Beispiel dafür, wie patriarchale Gewaltstrukturen, die sich in der russischen Gesellschaft, im russischen System eingelagert haben, fortsetzen in Form des Krieges und der sexualisierten Gewalt, die dort angewendet wird".
Aufgrund des Krieges sind zahlreiche ukrainische Männer zum Militärdienst einberufen worden. Deshalb übernehmen vermehrt Frauen Positionen in männerdominierten Jobs.02.07.2024 | 3:26 min
... in unterschiedlicher Form Russifizierung betrieben wird
Russifizierung werde in unterschiedlicher Form in den besetzen Gebieten im Osten und Süden der Ukraine betrieben. Auf der Krim passiere das schon seit 2014, indem Menschen gezwungen würden, russische Pässe anzunehmen, ohne die sie quasi nicht mehr existieren könnten.
"Die besetzen Gebiete werden systematisch und auch unter Repressionen in den politischen, in den wirtschaftlichen, in den gesellschaftlichen und in den rechtlichen Raum Russlands integriert", stellt Fischer fest.
Das seien verschiedene Prozesse der Russifizierung, die allesamt völkerrechtswidrig seien, sagt Fischer. Sie würden die gesellschaftlichen, politischen, und auch wirtschaftlichen Strukturen in diesen Gebieten fundamental verändern.
Das Interview führte Marietta Slomka, zusammengefasst hat es Katharina Schuster.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.