Geflüchtete an saudischer Grenze:Tötungsbefehl von Prinz bin Salman?
von Anna Feist, Amro Refai
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Saudi-Arabien lässt laut Human Rights Watch Hunderte Geflüchtete an der Grenze erschießen. Ein ehemaliger Geheimdienstler erklärt, der Befehl käme von oberster Stelle.
Mindestens zwei Wochen, solange habe es gedauert von ihrer Heimat Äthiopien bis an die jemenitisch-saudische Grenze, erzählen die Männer. In Saudi-Arabien wollten sie arbeiten, Geld verdienen, ein besseres Leben anfangen.
Ihre vorläufige Endstation ist nun das Al Talha Krankenhaus in Saada. Eine Provinzstadt irgendwo in der jemenitischen Einöde nahe der saudischen Grenze. Zaid hat Granatsplitter abbekommen, Saeeb hat mehrere Kugeln in beiden Beinen und Wansha hat Schussverletzungen in Arm und Bein. Ob sie jemals wieder laufen können, ist ungewiss. Fragt man in die Runde, was passiert ist, dann murmeln die Männer gleichzeitig:
Schüsse auf Geflüchtete ohne Abstand
Allein in dieses Krankenhaus kämen mindestens 20 Patienten monatlich, die hier mit schweren Verletzungen behandelt würden, erzählt uns Oberarzt Al-Khatib: "Die Verletzungen zeigen, die Menschen wurden angriffen ohne Abstand, es sind direkte Schüsse mit leichten und schwere Waffen." Und unter den Patienten seien regelmäßig Frauen und Kinder.
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Human Rights Watch stützt die Beobachtung des jemenitischen Arztes: An der saudisch-jemenitischen Grenze, soll es seit Jahren systematisch zu schweren Menschenrechtsverletzungen durch saudische Grenzer kommen. Die saudische Regierung aber dementiert dies. Sie sagen: Es seien militante Gruppen im Grenzgebiet, die auf die Äthiopier schießen würden.
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Bin Salman soll Tötungsbefehl gegeben haben
Eine Lüge, behauptet Rabih Alenezi. Nach langen Vorgesprächen willigt der Mann ein, uns ein Interview zu geben. Auf seinen Kopf stehe in Saudi-Arabien 250.000 Dollar Kopfgeld. Denn Rabih Alenezi sagt, er habe bis Anfang des Jahres für den saudischen Geheimdienst gearbeitet, sei auch an der Grenze im Einsatz gewesen.
Im ZDF-Interview berichtet er von einem Befehl, der seit drei Jahren ausgeführt werde:
Dieser Befehl differenziere nicht zwischen Männer, Frauen und Kindern.
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Deutsche Mitschuld an Schüssen auf Geflüchtete?
Der desertierte Geheimdienstler betont auch die Mitschuld der deutschen Regierung, denn deutsche Bundespolizisten bilden seit 2009 mit Unterbrechungen bis heute saudische Grenzer aus:
"Ich hoffe, die deutsche Regierung stoppt das Training nun für immer, denn die saudische Regierung macht immer weiter mit den Menschenrechtsverletzungen, tötet bis heute äthiopische Migranten an der Grenze." Überprüfen können wir nicht, was er sagt. Die deutsche Bundesregierung fordert Aufklärung.
Innenministerium dementiert Ausbildung saudischer Grenzpolizisten
Fest steht: 2008 bekam der europäische Rüstungskonzern EADS (heute Airbus) den Zuschlag, die Grenze Saudi-Arabiens mit hochspezialisierter Überwachungstechnologie - auch aus Deutschland - auszurüsten. Seit 2009 sollen Bundespolizisten vor Ort im Einsatz seien. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Linken Jan van Aken hat 2011 die Bundespolizisten in Saudi-Arabien besucht. Er erinnert sich:
Auf einer Regierungspressekonferenz will sich die Sprecherin des Bundesinnenministeriums Ende August daran nicht erinnern. Sie sagt: "Trainingsmaßnahmen speziell für den saudi-arabischen Grenzschutz finden nicht statt, und es haben zu keinem Zeitpunkt Ausbildung oder Trainings der Bundespolizei für den saudi-arabischen Grenzschutz im Grenzgebiet zwischen Saudi-Arabien und Jemen stattgefunden."
Jan van Aken hält dagegen. Im ZDF-Interview betont er:
Gräber für Geflüchtete aus Äthiopien ausgehoben
Während die Saudis dementieren und ihr gerade frisch aufpoliertes Image im Westen, wohl nicht beschmutzt sehen wollen; und die Deutschen sich erstmal wegducken, finden wir auf einem jemenitischen Friedhof unweit der saudischen Grenze eine Grabstelle für äthiopische Migranten - datiert auf den 20. August.
Daneben ein frisch ausgehobenes Grab. Auf Nachfrage erzählt man uns, man erwarte in diesen Tagen neue Tote. Es sollen äthiopische Männer, Frauen und Kinder sein.
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