Verdächtiger Usbeke gefasst:Moskau: Festnahme nach Mord an Top-General
von Oliver Klein
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Nach dem Bombenanschlag auf einen russischen Top-General in Moskau gab es offenbar eine erste Festnahme. Was ist bisher über den Fall bekannt? ZDFheute mit allen Antworten.
Der russische Inlandsgeheimdienst hat nach dem Bombenanschlag in Moskau offenbar einen Verdächtigen festgenommen. Bei dem Anschlag war ein hochrangiger General getötet worden. 18.12.2024 | 0:21 min
Nach dem tödlichen Bombenanschlag auf den russischen General Igor Kirillow wurde nach Behördenangaben in Russland ein Verdächtiger festgenommen. Was ist bisher über den Fall bekannt? Hier die wichtigsten Antworten.
Was ist zu der Festnahme und Hintergründen bekannt?
Russischen Behörden haben nach eigenen Angaben einen usbekischen Staatsbürger als mutmaßlichen Bombenleger festgenommen. Der Mann habe gestanden, dass er den Sprengsatz im Auftrag des ukrainischen Geheimdiensts gelegt habe, teilt das russische Ermittlungskomitee mit. Das Komitee ist unabhängig von der Staatsanwaltschaft und untersteht Wladimir Putin direkt.
Der hochrangige General Igor Kirillow wurde bei einem Anschlag in Moskau getötet. Kirillow war Chef der Abwehrtruppen gegen atomare, biologische und chemische Kampfmittel. 17.12.2024 | 2:20 min
Der Mann sei 1995 geboren. Er habe zugegeben, die Bombe an einem Elektroroller vor dem Eingang des Wohnblocks platziert zu haben, in dem Generalleutnant Igor Kirillow gelebt habe. Dann habe er eine Überwachungskamera in einem Mietwagen in der Nähe installiert.
Bereits gestern hatte ein Vertreter des ukrainischen Geheimdiensts SBU erklärt, seine Behörde sei für den Anschlag verantwortlich. Er bezeichnete Kirillow als "Kriegsverbrecher und völlig legitimes Ziel". Kreml-Vertreter kündigten an, die Ukraine zu bestrafen.
Innerhalb weniger Tage wurden in und um Moskau zwei wichtige Hintermänner des Krieges militärisch interessante Russen getötet. Es geht um Rache, sagt Geheimdienstexperte Hänni.17.12.2024 | 19:02 min
Wie genau der SBU bei dem Anschlag vorgegangen war, ist noch unklar. Geheimdienstexperte Adrian Hänni vom Insitut für Zeitgeschichte in München erklärte bei ZDFheute live, dass der SBU in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich Helfer in Russland für Sabotageaktionen und Mordanschläge angeworben hatte. Über Telegram und andere Kanäle seien teilweise "komplett unausgebildete junge Menschen in Russland" für solche Aktionen rekrutiert worden.
Wie starb Kirillow?
In der Nähe eines Wohnhauses im Südosten der Hauptstadt war am Dienstagmorgen ein Sprengsatz detoniert, hatte das russische Ermittlungskomitee gestern mitgeteilt.
Er war offenbar in einem E-Roller versteckt gewesen und mit einem Fernzünder zur Explosion gebracht worden - genau in dem Moment, als Kirillow aus dem Haus kam. Das zeigt auch ein Video, das aus einem geparkten Auto in unmittelbarer Nähe aufgenommen wurde.
An diesem E-Roller war die Bombe angebracht.
Quelle: Reuters
Kirillow und sein Stellvertreter warem sofort tot. Es seien Mordermittlungen eingeleitet worden. Der Eingang des Gebäudes wurde schwer beschädigt und die Fensterscheiben mehrerer Wohnungen gingen zu Bruch, wie auf Fotos zu sehen war, die von russischen Medien veröffentlicht wurden.
Der Hauseingang, an dem sich die Explosion ereignete, wurde stark beschädigt.
Quelle: Reuters
Wer war Kirillow?
Igor Kirillow war seit 2017 der Kommandeur der russischen Truppen zur Abwehr von Angriffen mit radioaktiven, biologischen und chemischen Kampfstoffen. Der 54-Jährige hielt regelmäßig Briefings des russischen Verteidigungsministeriums ab, in denen er die Nato und das Pentagon wegen des angeblichen Einsatzes chemischer und biologischer Substanzen auf dem Gebiet der Ukraine anprangerte.
Dabei wird Kirillow und seiner Truppe selbst der Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine vorgeworfen: Erst im Oktober verhängte Großbritannien deswegen Sanktionen gegen ihn. Er ist der ranghöchste russische Militärbeamte, der bei einem solchen Anschlag in Moskau seit Beginn des Ukrainekriegs vor fast drei Jahren getötet wurde.
Russische Militärs, Überläufer: Der ukrainische Geheimdienst ist für zahlreiche Anschläge auf seine Gegner verantwortlich.
von Oliver Klein
mit Video
Welche Reaktionen gibt es?
Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, erklärte laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, die Täter würden "unausweichliche Vergeltung erfahren". Das russische Ermittlungskomitee bezeichnete den Anschlag als Terrorismus.
Maria Sacharowa, Chefin der Pressestelle des russischen Außenministeriums, schrieb am Dienstag bei Telegram, Kirilllow habe "viele Jahre lang systematisch mit Fakten in den Händen die Verbrechen der Anglosachsen entlarvt."
ZDF-Korrespondent Armin Coerper in Moskau ordnete bei ZDFheute live ein:
Und außerdem: Dass dieser Krieg "nicht nur im fernen Donbass tobt", so Coerper. Das beunruhige nicht nur die Bevölkerung in Russland, sondern auch den Machtapparat. Die Botschaft richte sich auch an Putin selbst, der sich zuletzt "auf der Siegesstraße fühlte".
Der Zeitpunkt des Anschlags auf General Kirillow sei bewusst gewählt, so ZDF-Korrespondent Coerper. Erst gestern sei er in der Ukraine wegen Kriegsverbrechen angeklagt worden.17.12.2024 | 5:18 min