Großbritannien: Wahl-Niederlage für Rishi Sunak möglich

In Großbritannien kündigt sich ein politisches Beben an. Umfragen prophezeien das schlimmste Ergebnis für die Konservative Partei seit 1906:

38% würden am 4. Juli Labour wählen, nur 18% Tories und 17% die Partei von Nigel Farage. In der Wahlkampfzentrale der Tories herrscht Friedhofsstimmung, wie man hört.

"Das Problem der Konservativen: Sie sind seit 14 Jahren an der Macht," so der Politik-Experte der Zeitschrift Economist, Matthew Holehouse, "es wäre für jede Regierung nach so einer langen Zeit schwierig, um ein neues Mandat zu bitten." Viele haben genug von der konservativen Regierung von Premierminister Rishi Sunak.

Bei der jüngsten TV-Debatte erntet er wiederholt Widerspruch aus dem Publikum und spöttisches Gelächter. Den Respekt hat er offensichtlich verloren, als es um die Wirtschaft, die Wohnungspolitik und die Gesundheitspolitik geht.

Auftritt Nigel Farage: Das Schreckgespenst von Sunaks Tories. Der Brexit-Agitator kandidiert für seine rechtspopulistische Reform-Partei. Ein Alptraum für Sunak. Denn Farage kostet die Konservativen wertvolle Stimmen.

Farage sagt, was viele Brexit-Freunde denken: Das Brexit-Ziel war volle Kontrolle. Weniger Einwanderung, weniger Steuern und weniger Klimaziele. Und das hätten die Konservativen nicht durchgesetzt.

Eine Reihe auch hochrangiger Tories sind schon zu Farages Reform UK desertiert. Die Tories müssten sich jetzt entscheiden, so Matthew Holehouse: "Wollen sie zurück in die politische Mitte - oder wollen sie die harten Farage-Positionen vor allem zu Menschenrechten und Immigration übernehmen?"

Auch diejenigen, die noch für die Tories kämpfen, scheinen müde. Außenminister David Cameron stellte sich heute der ausländischen Presse. Als er dort fordert, dass Putins Truppen sofort aus der Ukraine abziehen sollen, spricht er voller Leidenschaft. Als er Rishi Sunak und das konservative Vermächtnis preist, spricht er wie ein Polit-Roboter. Nicht wie jemand, der noch an die Sache glaubt.

Der Moment, der Sunak final die Wahl kosten könnte, waren die Feierlichkeiten zum D-Day am 6. Juni in Frankreich. Sunak verlässt die Veranstaltung frühzeitig, lässt britische Veteranen dort zurück, die in hohem Alter die Reise auf sich genommen hatten. Plötzlich begrüßt nicht Rishi Sunak Präsident Selenskyj von der Ukraine, sondern Labour-Chef Keir Starmer. Die Briten sehen Starmer hier schon in der Rolle des Premierministers.

Umfragen zeigen jetzt: Nur noch 40% von denjenigen, die vor 4 Jahren konservativ gewählt haben, würden es wieder tun.

Auch der Umfragen-Vorsprung von Labour-Chef Keir Starmer ist nicht von Begeisterung getragen. Die beiden Volks-Parteien bringen derzeit nur 56% der Wähler hinter sich - historisch wenig. Es gebe einen Unterschied zwischen dem möglicherweise starken Wahlergebnis und den Erwartungen an Labour, so Matthew Holehouse. "Die Umfragewerte für Starmer sind eher lau."

Starmer sagt, Großbritannien habe das Gleichgewicht verloren. Es brauche den Wandel, und den werde er liefern. Die Frustration mit der Tories ist so groß, dass er mit wenigen Versprechen und wenig Charisma einen der größten Labour-Erfolge in der Geschichte der Partei einfahren könnte.