Wahl in Polen: Werden die Ultrarechten zum Königsmacher?

    Parlamentswahl in Polen:Werden die Ultrarechten zum Königsmacher?

    von Natalie Steger und Milena Drzewiecka, Warschau
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    Alles deutet darauf hin, dass Polens nationalkonservative PiS-Regierung ihre absolute Mehrheit verliert. Die ultrarechte Konfederacja könnte für sie wichtig werden.

    Paulina ist 27, hat Grafik studiert, wohnt im polyglotten Warschau - und ist ultrarechts. Ihr Slogan ist "Gott - Ehre - Vaterland". Eine junge, freundliche Frau, die in ihrer Freizeit gerne Rollenspiele spielt und Figuren aus der polnischen Literatur zeichnet. Sie hat sich einen Tee bestellt und erklärt uns ihre politischen Ansichten.
    "Unsere kulturellen Werte sind uns wichtig", sagt Paulina, "unsere polnische Kultur ist uns wichtig und wir werden sie verteidigen. Wir werden dies kultivieren und keine äußeren Einflüsse akzeptieren".
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    EU-kritisch, gegen Abtreibungen und Hilfen für ukrainische Geflüchtete

    Paulina lehnt jedwede Fremdeinmischung ab, ist ausgesprochen EU-kritisch. Gerade in Sachen Migrationspolitik. Im dem ansonsten Ukraine-freundlichen Polen lehnt sie sogar weitere Sozialhilfe für ukrainische Geflohene ab.

    Ich mag keine Masseneinwanderung, egal aus welcher Richtung. Oder EU-Zwangsumsiedlung, ich bin dagegen. Diese Menschen bringen ihre eigene Kultur mit und die polnische Kultur wird verwischt.

    Paulina

    Sie will Haus, Mann, drei Kinder. Sie ist schwarz angezogen, Schwarz ist eigentlich die Farbe der Frauenrechtlerinnen und Abtreibungsbefürworterinnen. "Da war ich natürlich nicht dabei", stellt sie klar. Sie spricht ruhig, ohne zu eifern, aber beim Thema Abtreibung wird Paulina wirklich emotional.

    Es empört mich, das eigene Kind zu töten als attraktives Angebot vorzuschlagen. Ich will eine Familie haben, das ist ein sehr wichtiger Wert.

    Paulina

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    Genug von Kaczynski und Tusk

    Seit ein paar Jahren fühlt sich Paulina politisch in der Partei Konfederacja gut aufgehoben. Wir begleiten sie zum Wahlkampfabend. Es dröhnen Alice Cooper und Thin Lizzy zum Stimmung-Aufheizen. Auffallend viele junge Männer sind hier, auch Familien. Bei Männern zwischen 18 und 39 ist die Konfederacja die Nummer 1 in den Umfragen.
    Die meisten haben genug vom Klub der alten Männer wie PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski und Oppositionsführer Donald Tusk, die seit Jahren ihre persönliche Fehde austragen und die prägenden Köpfe der polnischen Politik sind.



    Liberale Wirtschaftspolitik und EU-Politik im Zentrum des Wahlkampfs

    Ins Zentrum des Wahlkampfs stellt die Konfederacja die Wirtschaftspolitik und EU-Kritik. Steuern runter, keine Regulierungen zum Klimaschutz, wirtschaftsliberal. Eines der Gesichter: der Vorsitzende Krzysztof Bosak, 41, Typ Schwiegersohn. Stets im Anzug, stets von ausgesuchter Höflichkeit. Und bemüht, nicht zu allzu extrem zu klingen.

    Wir sind natürlich polnische Patrioten. Wir wollen die Souveränität des polnischen Staates behalten, zumindest das, was nach dem Unterzeichnen der EU-Verträge übriggeblieben ist.

    Krzysztof Bosak, Konfederacja

    An diesem Abend keine Sätze, die in der Vergangenheit schon fielen wie "Polen ohne Juden, ohne Homosexuelle, ohne Abtreibung, ohne Steuern, ohne EU." Stattdessen verkauft sie ihre radikalen Positionen als "jung". Die Ideologie wird versteckt hinter glatter Oberfläche. Dabei sind die Anhänger ein bunter Haufen von Ultrarechten, Wirtschaftslibertären, Impfgegnern, Verschwörungstheoretikern, Scheidungsgegnern.
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    Konfederacja könnte wichtige Rolle bei Regierungsbildung spielen

    Die nationalkonservative Regierungspartei PiS könnte die Konfederacja nach den Wahlen vor sich hertreiben. Die PiS wird aller Voraussicht nach ihre absolute Mehrheit verlieren, die Konfederacja um die 9 Prozent schaffen. Dann wäre sie der einzige mögliche Koalitionspartner für die Regierungspartei.
    Im Wahlkampf verspricht Bosak, man werde keine Koalition eingehen. Allerdings ist es nicht undenkbar, dass sich die PiS für gewisse Gegenleistungen die Konfederacja erkauft, um eine Minderheitsregierung zu schaffen.






    Anhängerin verspricht sich "blühendes Polen"

    Die Ultrarechten haben sich als wählbar verkauft, nicht nur für stramme Nationalisten. Krzysztof Bosak ist mit seinen 41 Jahren seit fast 20 Jahren in der Politik und hat dazu gelernt.
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    Grafikerin Paulina ist von dem Wahlkampfauftritt in Warschau wie berauscht. Mit der Konfederacja sieht sie die Zukunft so:

    Ein Polen, das seinen polnischen Charakter bewahrt, mutig in die Zukunft blickt. Ein Polen, das wirtschaftlich, kulturelle und demografisch wächst. Ein blühendes Polen.

    Paulina

    Die, die an diesem Abend die Ultrarechten feiern, sind ein Teil der Zukunft Polens.

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