Olympia 2024 sorgt für Überlastung der Metro in Paris
Öffentlicher Verkehr in Paris:Warnung vor Olympia: "Bleiben Sie zu Hause"
von Lukas Nickel
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Millionen Sportfans werden während der Olympischen Spiele in Paris erwartet. Das Verkehrsministerium bittet deswegen Pariserinnen und Pariser, zu Hause zu bleiben.
Schon vor den Olympischen Spielen ist die Metro zu Stoßzeiten voll. Oft bleibt nichts anderes übrig, als auf die nächste Bahn zu warten.
Quelle: Lukas Nickel, ZDF
Wer derzeit in Paris die Metro nimmt, sieht Plakate mit glücklichen Menschen auf dem Fahrrad und im Homeoffice. "Es ist wichtig, sich vorzubereiten. Die Olympischen Spiele werden Auswirkungen für Sie haben", warnen die Plakate. Wer könne, solle öffentliche Verkehrsmittel vermeiden. Eine eigens eingerichtete Website erklärt, welche Strecken man während der Spiele umgehen sollte.
Metro in Paris schon jetzt an Belastungsgrenze
Der Grund dafür: Das Verkehrsnetz ist zu Stoßzeiten an vielen Orten überlastet - auch ohne Olympia. Mehrere ursprünglich versprochene Verkehrslinien werden nicht rechtzeitig fertig, unter anderem der Express-Zug, der Paris in 20 Minuten mit dem Flughafen Charles de Gaulle verbinden sollte. Geplante Eröffnung der Linie: in drei Jahren.
Viele Pariser*innen sagen daher, dass sie die Stadt verlassen werden. Dominique Vereecke betreibt einen Friseursalon im schicken siebten Arrondissement von Paris, ein paar Schritte neben dem Invalidendom. Seine Kundschaft verlasse die Stadt, so der Friseur. Deswegen mache er den Laden während der Spiele zu. Auf neue Laufkundschaft hofft er nicht, sagt Vereecke:
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Während der Spiele werden mehrere Millionen Menschen in der Stadt erwartet. Der Regierung geht von täglich mindestens 500.000 Personen zusätzlich aus, die den öffentlichen Verkehr nutzen. Die Stadt will unter anderem zusätzliche Buslinien einrichten, auch die Erweiterung der Linie 14 soll noch vor den Spielen eingeweiht werden.
Tickets werden teurer
Doch der Stadtkern von Paris ist klein, die Stadt gilt als eine der dichtesten der Welt. Viele Spielstätten der Olympischen Spiele sind mitten in der Stadt. Bekommt hier eine Metrolinie Probleme, etwa weil ein Gepäckstück gefunden wurde oder weil es ein technisches Problem gibt, bekommt schnell auch der Rest des Netzes Probleme. "Das kann immer passieren", erklärt Bernard Gobitz vom Verkehrsnutzerbund FNAUT. Auch seine Empfehlung daher: Wer nicht unbedingt muss, solle zu Hause bleiben.
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Um die Kosten für den Ausbau zu decken, werden die Preise für Fahrttickets während der Spiele erhöht. Vier Euro soll eine Einzelfahrt kosten, also fast das Doppelte des Normalpreises. Wollen sie der Erhöhung entgehen, müssen Pariser*innen sich noch vor dem Stichtag die günstigeren Tickets sichern, oder auf Abomodelle zurückgreifen, deren Preis unverändert bleibt.
Unternehmer: Olympia sei eine Strafe
Im November vergangenen Jahres wurde nach Informationen der französischen Satire-Zeitung Le Canard enchainé ein Brief öffentlich, der eine Idee der Misere gibt: In dem Schreiben warnt der Präfekt der Region Paris den ehemaligen Verkehrsminister Clément Beaune, dass während der Olympischen Spiele der Großteil der Metrolinien überfüllt sein würden. Das Verkehrsnetz erscheine für die Spiele "ungenügend", so der Präfekt.
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Auch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo gab im französischen Fernsehen im November zu, dass das Verkehrsnetz an einigen Orten nicht ausreichen werde. Die Antwort der Regierung kam prompt: Die Aussagen von Hidalgo seien "beschämend", antwortete der damalige Verkehrsminister Clément Beaune. Es gebe natürlich noch viel zu tun, aber man werde für die Spiele bereit sein.
Kleine Unternehmer wie Vereecke bangen unterdessen um ihren Umsatz:
Und wer Paris nicht während der Spiele verlassen kann, wird sich durch den Verkehr kämpfen müssen.
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