Männer und Frauen packen aus:Neue MeToo-Welle in Frankreichs Filmbranche
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In der französischen Filmbranche gibt es neue MeToo-Vorwürfe. Schauspielerinnen wehren sich, aber auch Schauspieler klagen unter #metoogarcons ehemalige Kollegen an.
Die französische Schauspielerin Judith Godrèche spielte in "Der Mann in der eisernen Maske" neben Leonardo DiCaprio
Quelle: imago/Starface
Im Jahr 2019 sorgte Adèle Haenel für einen Eklat in Frankreichs Kinowelt. Sie war die erste Schauspielerin nach Beginn der MeToo-Bewegung, die sich in Frankreich offiziell zu Wort meldete, um sexuelle Gewalt anzuprangern. Trotz zahlreicher weiterer Skandale hat sich Frankreich mit der MeToo-Bewegung schwergetan.
Nun scheint die Kinowelt das Schweigen zu brechen. Forderungen nach mehr Kontrolle bei Dreharbeiten mit Minderjährigen kommen auf - und männliche Missbrauchsopfer melden sich zu Wort.
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Judith Godrèche spricht über angeblichen Missbrauch
In der langen und bewegenden Rede anlässlich der César-Filmpreisvergabe spielte Judith Godrèche auf ihre Erlebnisse mit den Regisseuren Benoit Jacquot und Jacques Doillon an. Sie sprach von 45 Filmaufnahmen mit zwei ekelhaften Händen an ihren 15 Jahre alten Brüsten und einem Regisseur, der sie flüsternd in sein Bett zerrte, unter dem Vorwand, verstehen zu müssen, wer sie wirklich sei.
Die Missbrauchsvorfälle gegen Godrèche sollen sich zwischen 1986 und 1992 ereignet haben. Gegen Jacquot, der mit ihr eine sechsjährige Beziehung führte, die sie "die Geschichte eines entführten Kindes" nennt, wurden Vorermittlungen eingeleitet. Der heute 77-Jährige sagt, dass seine Beziehung zu Godrèche eine einvernehmliche Liebesgeschichte gewesen sei. Jacquot war damals 40, Godrèche 14.
Er glaubt, Opfer einer großen "Kommunikationsoperation" der Schauspielerin und Regisseurin zu sein, um für ihre auf Arte verfügbare Serie "Icon of French Cinema" aufmerksam zu machen. Doillon will gegen Godrèche wegen Rufmordes vorgehen. Sein neuer Film "CE2", der am 27. März hätte erscheinen sollen, wurde bis auf Weiteres verschoben.
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Forderung nach einer Untersuchungskommission
Godrèche ist zur Galionsfigur einer zweiten MeToo-Welle geworden. Im Oberhaus des französischen Parlaments sprach sie vor der Delegation für Frauenrechte und legte konkrete Vorschläge auf den Tisch. Die 51-Jährige forderte die Einrichtung einer Untersuchungskommission für sexuelle und sexistische Gewalt in der Filmindustrie sowie eine Vorschrift, die einen neutralen Referenten bei Dreharbeiten mit Minderjährigen vorsieht, damit ein Kind niemals allein am Set gelassen werde. Zudem wünschte sie sich "einen Intimitäts-Coach" für Szenen sexueller Natur. Das ist etwa bei US-amerikanischen Drehs inzwischen üblich.
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Männliche Darsteller erzählen ihre Metoo-Erlebnisse
Durch Godrèche motiviert hat Aurélien Wiik den Hashtag "#MeToogarcons" lanciert, unter dem Männer ihre Erlebnisse publik machen können. Zuvor berichtete der 43-jährige Schauspieler in den sozialen Netzwerken, dass er von seinem elften bis 15. Lebensjahr unter anderem von seinem Agenten misshandelt wurde. Zeitgleich rief Casting-Direktor Stéphane Gaillard dazu auf, unter der E-Mail-Adresse "metooacteur@gmail.com" die Geschichten in absoluter Anonymität zu erzählen.
Gegen den renommierten Filmemacher André Téchiné ("Wilde Herzen", "Wir waren Zeugen") und einen Casting-Direktor hat jetzt Francis Renaud wegen sexuellen Missbrauchs Strafanzeige erhoben. Die Vorfälle sollen sich zwischen 1988 und 2004 ereignet habe.
Téchiné, heute 80, hat sich dazu über seine Anwältin in der Zeitung "Le Parisien" geäußert. Er bedauere, ihn wegen seiner sentimentalen, ungeschickten verbalen Herangehensweise in Verlegenheit gebracht zu haben. Und weiter: Natürlich habe er sich damals geirrt, als er aufgrund seines Status als Regisseur nicht erkennen konnte, dass ihre Beziehung in Renauds Augen nicht auf Augenhöhe gewesen sei. Andererseits könne er heute nur sein Unverständnis über diese Strafanzeige äußern.
Polanski ab Dienstag in Paris vor Gericht
In Paris beginnt am Dienstag ein mit Spannung erwarteter Prozess gegen den polnisch-französischen Starregisseur Roman Polanski. Die britische Schauspielerin Charlotte Lewis hatte ihn wegen Verleumdung verklagt, weil er ihr eine "gemeine Lüge" vorgeworfen hatte. Im Hintergrund steht der Vorwurf der Schauspielerin, Polanski habe sie als Minderjährige 1982 sexuell missbraucht. Dazu hatte sie allerdings selber widersprüchliche Angaben gemacht.
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Polanski weist die Vorwürfe zurück. Der 90 Jahre alte Filmemacher wird nach Angaben seiner Anwälte bei dem Prozess nicht anwesend sein. Es ist das erste Mal, dass sich Polanski in Frankreich im Zusammenhang mit sexueller Gewalt vor Gericht verantworten muss, wenn auch nur indirekt. Der Regisseur ist neben Gérard Depardieu zu einem der Hauptfeindbilder der MeToo-Bewegung geworden.