Olympisches Dorf: Wer profitiert vom Glanz der Paris-Spiele?
Olympisches Dorf bei Paris:Olympia: Wer profitiert vom Glanz der Spiele?
von Luis Jachmann, Paris
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Das Olympische Dorf bei Paris ist in Rekordzeit fertiggestellt worden - in einem Vorort, der mitten im Wandel steckt. Nicht alle sehen die Veränderungen positiv.
Einen mutigen Schritt nach vorne, einen bedachten Schritt zurück. Dann blitzartig: Angriff. Ein lautes Piepen. Treffer. Beim Fechttraining gibt Hugo Caullarec die Richtung vor.
Im Pariser Vorort Saint-Ouen bringt er Jugendlichen die Kunst des Degens bei. In einer Halle mit viel Charme, die aber in die Jahre gekommen ist. Caullarec hofft, dass die Olympischen Spiele von Paris an der ein oder anderen Stelle Geld locker machen, etwa für Renovierungsarbeiten:
Überall sind Baustellen, überall spricht man über den Sport. Und es gibt Subventionen, auch für kleine Vereine. Die Olympischen Spiele sind allgegenwärtig.
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Hugo Caullarec, Fechttrainer
Fechttraining im Pariser Vorort Saint-Ouen
Quelle: Luis Jachmann
Macron weiht Olympisches Dorf ein
In Fußnähe von der Sporthalle ist das Olympische Dorf entstanden, direkt am Seine-Ufer. Im Sommer ziehen hier vorübergehend Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt ein. Es soll Platz für rund 10.000 Athletinnen und Athleten bieten. In Rekordzeit, nach sieben Jahren und ohne Mehrkosten, ist das Prestigeprojekt fertig geworden - trotz Corona, trotz Inflation, wie Emmanuel Macron immer wieder betont.
Bei der Einweihung an einem grauen Februarmorgen trifft Frankreichs Präsident auf die Bauingenieure und Firmen, die Europas größte Baustelle verantwortet haben. Macron gibt den aufmerksamen Zuhörer, stellt Nachfragen. Nachhaltigkeit habe eine große Rolle gespielt: Das Baumaterial sei zu 90 Prozent wiederwendet, die Wohnungen der Olympiateams bleiben im Sommer auch ohne Klimaanlage angenehm kühl.
In der französischen Hauptstadt laufen die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele. Obdachlose und Geflüchtete müssen dafür weichen. 04.01.2024 | 3:48 min
Macron: Olympia ist Wachstumsmotor
In der Julihitze soll das französische Großprojekt im Glanz der Olympischen Spiele strahlen. Und auch darüber hinaus, verspricht Macron:
Wir wollen Spiele ausrichten, die auch speziell ein Erbe für die Bewohner in und um Paris bedeuten. Wir wollen in sozialer und ökologischer Hinsicht ein Vorbild sein. Heute können wir sagen, dass wir diese Ziele einhalten.
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Emmanuel Macron, französischer Präsident
Das Großereignis sei für die ganze Region ein Wachstumsmotor: "Ohne Olympia würden wir nicht tausende neue Wohnungen bauen und neue Büroplätze würden nicht entstehen", so Macron weiter.
Plattenbauten in Saint-Ouen
Quelle: Luis Jachmann
Olympia: Nicht alle glücklich mit Großprojekt
Die Euphorie hält sich auf einem Wochenmarkt unweit vom Olympischen Dorf in Grenzen. Plattenbauten schießen hier in den Himmel. Anwohnerinnen und Anwohner mit wenig Geld im Portemonnaie sind froh, dass die Bauarbeiten abgeschlossen sind:
Die Baustelle hat viel Staub aufgewirbelt, den wir einatmen mussten. Ich habe einen Beschwerdebrief geschrieben
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Aimé Carrell, Anwohnerin
Die Rentnerin befürchtet wie viele Menschen hier, dass der Strukturwandel für sie Nachteile bringt, dass die Mieten steigen. Im benachbarten Szeneviertel siedeln sich vermehrt Familien mit höherem Einkommen an.
Saint-Ouen wird zum "place to be"
Shamir Ghulam Ali ist mit seiner Frau Joy nach Saint-Ouen gezogen. Er lebt und arbeitet als Gründer eines Start-ups in der modernen Siedlung mit hübschen Cafés, Biomarkt und breiten Fahrradwegen. "Saint-Ouen ist "the place to be". Wir sind nur zwei U-Bahn-Stationen vom Nationalstadion entfernt. Hier bei uns gibt es viel zu entdecken und es gibt soziale Durchmischung" , sagt Ghulam Ali.
Nach Olympia soll sich auch das Olympische Dorf in ein hippes Wohnviertel verwandeln: mit vielen Grünflächen, Kitas und Balkonen mit Blick auf die Seine. Den Geräuschpegel der Stadtautobahn soll eine Lärmschutzwand fernhalten. 6.000 Menschen sollen in Sozialwohnungen, vor allem aber in Eigentumswohnungen leben. Käuferinnen und Käufer finden sich bisher nur schleppend - auch weil der Quadratmeterpreis zu hoch angesetzt war.
"Die Olympischen Spiele erzeugen eine Welle"
Die Gentrifizierung seiner Stadt beobachtet auch Fechttrainer Hugo Caullarec. Er glaubt aber vor allem an einen positiven Langzeiteffekt für seinen Verein:
Die Olympischen Spiele erzeugen eine Welle. Wenn wir Medaillen gewinnen, bekommen wir neue Mitglieder.
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Hugo Caullarec, Fechttrainer
Die Chancen stehen nicht schlecht. Frankreich ist bei keiner olympischen Disziplin so erfolgreich wie beim Fechten.
Ähnlich wie dieses Nachbarviertel soll auch das Olympische Dorf nach den Spielen aussehen.
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