Ukraine-Krieg: Kämpfen nordkoreanische Soldaten für Russland?

    Militäranalyst Hendrik Remmel:Kämpfen nordkoreanische Soldaten für Russland?

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    Der ukrainische Präsident Selenskyj ist überzeugt, dass nordkoreanische Soldaten in den russischen Truppen kämpfen. Militäranalyst Remmel bewertet die Vorwürfe im ZDFheute live.

    ZDFheute live: Kämpfen Nordkorea-Soldaten für Putin?
    Präsident Selenskyj wirft Nordkorea vor, Soldaten zur Unterstützung der russischen Armee zu entsenden. Auch nordkoreanische Waffen werden genutzt. ZDFheute live analysiert.17.10.2024 | 34:23 min
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat keinen Zweifel: "Es geht jetzt nicht mehr nur um Waffenlieferungen, sondern um die Eingliederung von Nordkoreanern in die Besatzungstruppen." Stimmt es, dass Russlands Präsident Wladmir Putin im Krieg gegen die Ukraine auch auf die Unterstützung von Soldaten aus Nordkorea setzt?
    Militäranalyst Hendrik Remmel vom German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) ordnet die Vorwürfe im ZDFheute live ein und erklärt auch, welche Auswirkungen eine solcher Einsatz hätte.
    Sehen sie das Gespräch mit Hendrik Remmel oben im Video in voller Länge und lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Remmel …

    ... zum Vorwurf, dass Nordkoreaner auf russischer Seite kämpfen

    Ob de facto nordkoreanische Soldaten für Russland kämpfen, ist laut Hendrik Remmel "sehr, sehr schwer" zu verifizieren.

    Es gilt als nahezu sicher, dass tatsächlich sechs nordkoreanische Offiziere getötet worden sind vor ein paar Wochen. Es ist nahezu sicher, dass sich nordkoreanische Ingenieure, Logistiker im rückwärtigen Raum befinden.

    Hendrik Remmel, Militäranalyst

    Kim Jong Un und Putin
    Satellitenbilder sollen zeigen, wie fast 2.000 Container mit Waffen von Nordkorea per Zug nach Russland gebracht wurden. Ein Munitionsdepot soll so deutlich gewachsen sein. 20.06.2024 | 1:04 min
    Die nordkoreanische Armee bediene sich selbst an sowjetischer Ausrüstung. Von daher sei es den Nordkoreanern möglich, das Material instandzusetzen und zu versorgen. Der Experte sieht "sich verdichtende Informationen", wonach "beispielsweise in einer russischen Luftlandebrigade ein nordkoreanisches Bataillon aufgestellt wird". Es sollen "mehrere tausend Nordkoreaner von den Russen gegenwärtig trainiert werden".

    ... zu möglichen Folgen einer Eingliederung der Nordkoreaner

    Nach Ansicht Remmels könnten nordkoreanische Soldaten vor allem dafür eingesetzt werden, russische Verbände im sogenannten rückwärtigen Raum abzulösen. Diese Position sei einfacher zu koordinieren, denn gerade die Sprachbarriere sei "immens".

    Ich gehe davon aus, dass für diese weniger anspruchsvollen Aufgaben die nordkoreanischen Kräfte, wenn sie wirklich eingesetzt werden und vor Ort sind, zum Zuge kommen, um dann russische Kräfte freizusetzen für weitere Offensivoperationen.

    Hendrik Remmel, Militäranalyst

    Ulf Röller bei ZDFheute live
    Der ukrainische Präsident Selenskyj war bei einem EU-Gipfel in Brüssel. Dabei habe er in "den zentralen Punkten" keine Unterstützung bekommen, so ZDF-Korrespondent Ulf Röller.17.10.2024 | 6:45 min
    Kriegsentscheidend sei der mögliche Einsatz von nordkoreanischen Truppen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, sagt Remmel. Dafür müssten "mehrere hunderttausend nordkoreanische Soldaten, inklusive Großgerät" zum Einsatz kommen. Der Experte geht allerdings von "ein paar tausend" aus.

    ... ob die Ukraine Soldaten aus anderen Ländern holen könnte

    Zunächst müsse dafür geklärt werden, wie man Soldaten definiert, sagt Remmel. Im völkerrechtlichen Sinne müssten dies "anerkannte Kombattanten" sein. Sie trügen Uniformen mit Hoheitsabzeichen und Dienstgradabzeichen, würden "aktiv in die Streitkräfte integriert".

    Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass die Russen vollwertige organische nordkoreanische Verbände in ihre Streitkräfte integrieren und zum Kampf auf ukrainisches Staatsgebiet einsetzen. Damit wäre dann Nordkorea automatisch Konfliktpartei.

    Hendrik Remmel, Militäranalyst

    Selenskyj und sein 'Siegesplan'
    Der ukrainische Präsident Selenskyj stellte in Kiew seinen sogenannten Siegesplan vor, mit für viele Beobachter teils illusorischen Vorstellungen.17.10.2024 | 2:22 min
    Aus diesem Grund hat die Ukraine diese Möglichkeit nicht. Eine aktive Beteiligung am Krieg lehnen alle Unterstützer des Landes kategorisch ab. "Aber es ist auch kein Geheimnis, dass aus aller Herren Länder, wie es in allen Kriegen ist, Söldner in der Ukraine unter Vertrag stehen", sagte Remmel.
    Das Interview mit Hendrik Remmel führte Victoria Reichelt.
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    Quelle: ZDF

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