Auch in Spanien steigt die Zahl der Atemwegsinfektionen rasant an, die Krankenhäuser und Hausärzte geraten mitunter an ihre Grenzen.16.01.2024 | 2:00 min
In Madrid ist die Maske zurück im Alltag: Den Mantelkragen hochgeschlagen, die Maske bedeckt Mund und Nase der Madrilenen. Die Zahl der
Atemwegsinfektionen ist seit dem Jahreswechsel rasant angestiegen. Grippe, Bronchitis, Corona bringen Krankenhäuser und Praxen an ihre Belastungsgrenze. Viele fühlen sich an die Zeit der
Pandemie erinnert.
Spanien hat aus der Pandemie gelernt
Im Gesundheitsbereich gilt wieder die Maskenpflicht. Gesundheitsministerin Mónica García hatte sie beschlossen. Es könne nicht sein, dass wegen einer Grippe-Epidemie Operationen verschoben werden müssen, so García. Bisher gibt es kaum Widerspruch. Lediglich die konservative Opposition sträubt sich gegen die Anordnung. Die Spanierinnen und Spanier aber sehen im Tragen der Maske - wie auch schon zu Corona-Zeiten - eine notwendige Maßnahme, um sich und andere zu schützen.
"Das liegt daran, dass die Angst vor einem Lockdown noch immer da ist. Wir erinnern uns an all die Toten damals. Das war so schrecklich. Und die Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren, die ist immer noch da", erklärt Beatríz Martin im Gespräch mit dem ZDF. In der Eingangshalle der Uniklinik La Paz wartet sie geduldig darauf, dass sich jemand um sie kümmert. "Die Maske hat uns damals gerettet", ergänzt ein weiterer Patient.
Sie sind Ärzt*innen und befinden sich selbst in Behandlung. In Spanien leiden die Pflegenden unter ihrem Gesundheitssystem. Verstärkt durch die COVID-Krise betrifft dieses Phänomen Klinken in Städten und auf dem Land. In Madrid geben 92 Prozent von ihnen an, sich in einem Zustand beruflicher Erschöpfung zu befinden.12.12.2023 | 32:20 min
Atemwegserkrankungen belasten Krankenhäuser in Spanien
Sie alle wurden überrascht von dem besonders schnellen Anstieg der Grippefälle auf fast 1.000 pro 100.000 Einwohner in der ersten Januarhälfte. "In diesem Jahr sind mehrere Faktoren zusammengekommen. Die Kälte setzte spät ein und fiel dann in die
Weihnachtsferien. Eine Zeit, in der man in
Spanien traditionell mehr Kontakte hat und die Familie zusammenkommt. Das hat zu diesem brüsken Anstieg geführt, abrupter als in den Jahren zuvor", erklärt Dr. Manuel Martínez-Selles.
Verschleimte Bronchien, verstopfte Nase oder quälender Husten? Viele besinnen sich dieser Tage auf ein altes Hausmittel: das Inhalieren. Was man dabei beachten sollte.
von Julia Tschakert
Zwar sei nun - aus epidemiologischer Sicht - der Höhepunkt erreicht, die Belastung in den Krankenhäusern steige aber noch an. Mancherorts wissen sie nicht mehr, wo sie die Patienten noch unterbringen sollen.
Infektionswelle mit Impfungen bekämpfen
Martínez-Selles appelliert daher auch den
Impfschutz sowohl gegen Covid als auch Influenza zu überprüfen. Gerade bei Älteren und chronisch Kranken sei die Rate zu gering. Auch weil es im Herbst lange so warm war, haben viele das Auffrischen schlichtweg versäumt. "Wir sollten einfach alle etwas verantwortungsbewusster sein, jeder einzelne. Ohne, dass man uns dazu zwingen muss", meint Alicia Sierra, eine Patientin.
Dr. Christoph Specht infomiert über die Grippe-Saison.04.10.2023 | 5:55 min
Solange der Gesundheitssektor keine Entwarnung gibt, bleibt die Maskenpflicht in diesem Bereich bestehen. Gehen die Infektionen deutlich zurück, würde laut zuständigem Ministerium aus der Pflicht eine Empfehlung. Wer dieser Tage durch Madrid läuft, kann sich vorstellen, dass viele diesem Rat folgen werden. Sie werden die Maske freiwillig aufsetzen, wie auch jetzt schon in Geschäften, im Nahverkehr - überall dort, wo das Infektionsrisiko hoch ist.
Anne Arend berichtet aus dem ZDF-Studio Südwesteuropa.