Drei Monate nach Sturz von Assad:Warum in Syrien wieder gekämpft wird
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Drei Monate nach dem Sturz von Machthaber Assad gibt es in Syrien aktuell wieder heftige Gefechte zwischen Anhängern des neuen und des alten Regimes. Was dahinter steckt.
Verstärkung der Sicherheitskräfte im syrischen Latakia
Quelle: AP
Rund drei Monate nach dem Sturz von Langzeitherrscher Baschar al-Assad ist es in Syrien zu heftigen Kämpfen zwischen dessen Anhängern und Kämpfern der Übergangsregierung gekommen.
Bei den Auseinandersetzungen starben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bislang mindestens 147 Menschen. Etliche sollen hingerichtet worden sein.
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Wo spielen sich die Kämpfe ab?
Die Auseinandersetzungen spielen sich vor allem an der Mittelmeerküste ab, die Region gilt als Hochburg der religiösen Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört. Vor allem in der Stadt Dschabla etwa 25 Kilometer südlich von Latakia, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, soll es zu schweren Kämpfen gekommen sein.
Für Latakia und auch die weiter südlich gelegene Küstenstadt Tartus wurden bis Samstagvormittag Ausgangssperren verhängt. Berichten zufolge kam es auch zu Gefechten in der im Norden gelegenen Millionenstadt Aleppo und in Syriens drittgrößter Stadt Homs.
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Was steckt hinter den Auseinandersetzungen?
Der Chef des syrischen Geheimdiensts, Anas Khatab, machte führende Figuren aus dem Militär- und Sicherheitsapparat des gestürzten Ex-Präsidenten Baschar al-Assad für die Angriffe verantwortlich.
Diese hätten eine verräterische Operation gestartet, bei der Dutzende Mitglieder von Armee und Polizei getötet worden seien, teilte Khatab per Kurznachrichtendienst X mit.
Sie würden dabei aus dem Ausland gesteuert. Einem Bericht der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge waren am Donnerstag bei Angriffen 16 Mitglieder der Sicherheitskräfte der Regierung getötet worden.
Wie reagiert die Übergangsregierung in Damaskus?
Nach Angaben eines Offiziers verlegte die Regierung am Freitag größere Truppenkontingente in die Küstenregion. Dabei soll es zu schweren Gefechten gekommen sein. Seitens der Regierungstruppen seien Artilleriegeschütze, Panzer und Raketenwerfer eingesetzt worden, hieß es.
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Laut der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle stieg die Zahl der Getöteten bis Freitagnachmittag auf 147 an. Darunter sollen sieben Zivilisten sein. Zuvor hatte es geheißen, unter den Toten seien 60 Kämpfer beider Seiten, die nach ihrer Gefangennahme hingerichtet worden sein sollen.
In einem späteren Bericht hieß es, Videoaufnahmen zeigten Hinrichtungen von mindestens 69 Alawiten durch die Sicherheitskräfte der Übergangsregierung. Dutzende weitere Menschen seien verletzt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Geheimdienstchef Khatab hatte die eigenen Kämpfer zur Zurückhaltung aufgerufen.
Wie reagiert die Bevölkerung?
Tausende Menschen versammelten sich in Damaskus und etlichen anderen Städten, um gegen die bewaffneten Anhänger des gestürzten Ex-Präsidenten al-Assad zu demonstrieren. Viele forderten, die bewaffneten Angriffe zurückzuschlagen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.
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In der gebirgigen Küstenregion sind teilweise noch bewaffnete Gruppen mit Verbindungen zu der im Dezember gestürzten Vorgängerregierung aktiv. Der Sprecher des syrischen Verteidigungsministeriums, Hasan Abdal Gany, teilte mit, wer seine Waffen nicht niederlege, müsse sich einem "unausweichlichen Schicksal" stellen.
Assad hatte Syrien mehr als zwei Jahrzehnte regiert. Nach einer Blitzoffensive unter Führung der Islamistengruppe HTS Ende vergangenen Jahres floh er nach Russland. Die neue Übergangsregierung unter Führung von Präsident Ahmed al-Scharaa versucht seitdem die Sicherheit im Land wiederherzustellen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die nun ausgebrochenen Kämpfe gelten als die schwersten seit dem Umsturz.
Quelle: dpa
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