Kosovo und Serbien: Warum der Konflikt erneut brodelt

    EU berät über Westbalkan:Warum es im Kosovo brodelt

    Britta Hilpert
    von Britta Hilpert
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    Wirklich friedlich lebten Serben und Albaner im Kosovo seit der Unabhängigkeit 2008 nie zusammen. Warum in diesem Jahr der alte Konflikt wieder neu aufflammt.

    Der Westbalkan und die EU
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    Flacher Zweckbau und Kindergeschrei - eine Schule wie in jeder anderen Kleinstadt Europas, wenn vor der Tür nicht Panzerwagen stünden. Die KFOR (Kosovo Force) hält Wache im Zentrum von Zvecan im Norden des Kosovo, denn kürzlich kam es hier zu Straßenkämpfen. Im jungen Staat Kosovo ist der alte Konflikt zwischen Serben und Albanern wieder aufgeflammt.

    Der lokale Held und gespaltene Loyalitäten

    In der Sporthalle trainiert Vladeta den Tennis-Nachwuchs: Acht serbische Kinder zwischen sechs und zwölf, alle wollen sie der nächste Novak Djoković werden oder seine weibliche Version. Der serbische Tennisstar Djoković ist der "local hero", denn seine Familie stammt aus Zvecan. Und für Vladeta gehört Zvecan, gehört das ganze Kosovo nach wie vor zu Serbien. "Sicher wollen die Kinder mal für Mutter Serbien spielen", sagt Vladeta, "für das Land, in dem sie geboren wurden und leben."
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    Verhärtete Fronten zwischen dem Kosovo und Serbien

    Er wirkt ein wenig verbissen, wenn er das sagt, denn in Zvecan scheinen die Fronten verhärtet: Im Frühjahr hatten die Serben im Kosovo die Kommunalwahlen boykottiert, der serbische Präsident Alexander Vučić hatte dazu aufgerufen - seiner Meinung nach ist die Unabhängigkeit widerrechtlich. Doch als dann albanische Bürgermeister gewannen und in ihre Rathäuser einziehen wollten, stellten sich im Nord-Kosovo Serben dagegen. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die KFOR musste einschreiten, über 90 Soldaten wurden verletzt.
    "Die Menschen ziehen weg, weil die Ungewissheit und Unsicherheit groß ist", erzählt Vladeta. "Während wir hier Tennis spielen, stehen da hinten die Spezialeinheiten mit Waffen. Das macht unsicher, wie lange können wir hier noch so leben?

    Die pro-russische Propaganda wächst

    Der Konflikt hat sich verschärft, auch weil im kleinen Kosovo immer die große Politik mitmischt: Serbiens Präsident Vučić will im Dezember Wahlen gewinnen. "Kosovo ist das Herz Serbiens" - das sichert Wähler.
    Hinzu kommt, dass Putins Russland von Serben oft als Schutzmacht angesehen wird. Mit Russlands Angriff auf die Ukraine hat auf dem Balkan die pro-russische Propaganda erheblich zugenommen, so eine Studie der Naumann-Stiftung. Und sie wirkt, zeigt das Gespräch mit Slavisa. Er hat bereits 2006 ein Putin-Bild auf ein Zwiebeltürmchen seiner Tankstelle montiert und bereut es trotz Angriffskrieg nicht: "Ich wusste schon immer, dass Putin der erste Mann sein würde, der alle Probleme der Welt komplett lösen wurde."
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    KFOR als Friedensstifter?

    Das Gegenteil ist der Fall, so erleben es Colonel Walker und seine KFOR-Soldaten. Die KFOR-Truppen, die Frieden bringen sollen, stehen nun als Puffer an den Rathäusern, als Gesprächspartner und Vermittler. Ihre Zahl wurde um 1.000 erhöht. Bei ihren Patrouillen sehen sie vermehrt Graffitis "Nato go home" oder das russische "Z". Colonel Walker ignoriert das ebenso wie die Propaganda auf Social Media.
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    Verdacht auf externe Einflüsse

    "Manches soll nur aufrühren, und sind vielleicht nur Operationen unter falscher Flagge", so Colonel Walker. "Ich kann Ihnen versichern, dass die tagtäglichen Begegnungen, die wir haben mit echten Menschen, auch sehr positiv sind." Auf Nachfrage, ob externe Kräfte dagegen arbeiten, erwidert Walker: "Ich denke, für den Einfluss anderer Leute gibt es Belege."
    Er spielt damit wohl auch auf die Schießerei im September an: 30 schwer bewaffnete Serben überfielen Kosovo-Polizisten am Kloster Banjska. Vier Tote die Bilanz des missglückten Coups. Der Anführer Radoičić ist ein bekannter serbischer Politiker und steht Präsident Vučić nah. Radoičić entkam nach Serbien, Vučić weigert sich ihn auszuliefern.

    Forderung von CDU und FDP
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    von Alice Pesavento
    Typical: Migration
    FAQ

    Hoffnung auf Harmonie?

    Bajnska hätte auch eine Eskalation auslösen können, meinen viele, ein Erfolg also, dass Kosovo-Polizei und KFOR das eindämmten. Trotzdem sorgt sich die Serbin Jovana Radosavljević, dass die Kriege anderswo die globale Aufmerksamkeit für das Kosovo erlahmen lassen. Sie lebt in Mitrovica, wo es auch Viertel gibt, in denen Albaner und Serben friedlich zusammen leben. Das will sie mit ihrer NGO "new social initiative" verstärken.
    Doch die Politik treibe die Menschen mit Absicht auseinander, meint sie: "Es hängt wirklich von den politischen Machthabern ab. Wenn sie wollen, können sie Berge versetzen. Das Problem ist nur, dass in beiden Hauptstädten Regierungschefs sitzen, die am Bewegen von Bergen kein Interesse haben, kein Interesse daran, sich um die Bedürfnisse der Menschen zu kümmern. Es geht ihnen nur um ihren eigenen politischen Gewinn."
    Die Menschen im Kosovo aber, egal von welcher Volksgruppe, die lebten in einer Art Vorhölle: nirgends richtig angekommen, meint Jovana. Sie ist überzeugt: Serben und Albaner könnten sehr wohl gut miteinander auskommen. Wenn die Politik sie nur ließe.
    Britta Hilpert ist Leiterin des ZDF-Studios in Wien und berichtet aus Südosteuropa.

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