Bodenoffensive in Rafah: Israel beugt sich wohl US-Druck

Geplante Bodenoffensive :Rafah: Israel beugt sich offenbar US-Druck

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Das Vorgehen Israels im südlichen Gazastreifen ist umstritten - die USA sprachen sich gegen eine größere Bodenoffensive in Rafah aus. Nun hat Israel offenbar seine Pläne geändert.

Israel ist einem US-Regierungsvertreter zufolge auf die Bedenken der Vereinigten Staaten mit Blick auf die groß angelegte israelische Militäroperation in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens eingegangen.
"Man kann durchaus sagen, dass die Israelis ihre Pläne aktualisiert haben. Sie haben viele der Bedenken, die wir geäußert haben, berücksichtigt", zitierte die Zeitung "Times of Israel" in der Nacht zum Mittwoch den ranghohen Beamten der US-Regierung.

USA lehnen große Bodenoffensive ab

Auch die "Washington Post" hatte zuvor berichtet, Israel habe im Nahost-Konflikt nach Gesprächen mit der US-Regierung beschlossen, die Pläne für eine Großoffensive in der an Ägypten grenzenden Stadt aufzugeben und stattdessen in einem begrenzteren Rahmen vorzugehen. Ein früherer Plan, zwei israelische Armee-Divisionen in die Stadt zu schicken, werde nicht weiterverfolgt, berichtete die US-Zeitung unter Berufung auf namentlich nicht genannte US-Beamte.
In Rafah will Israels Führung die letzten dort vermuteten Bataillone der islamistischen Hamas zerschlagen. Rafah ist nach mehr als sieben Monaten Krieg die letzte noch halbwegs intakte Stadt im abgeriegelten Gazastreifen.
Die USA lehnen eine große israelische Bodenoffensive dort ab. Präsident Joe Biden betonte, dass er gegen eine umfassende israelische Militäroffensive in Rafah sei, bei der nicht die Gewährleistung der Sicherheit der palästinensischen Zivilbevölkerung im Vordergrund stehe. Grünes Licht hätten die US-Regierungsvertreter zwar nicht für den von Israel vorgelegten Plan für Rafah gegeben, doch deuteten Änderungen der israelischen Seite darauf hin, dass die amerikanischen Bedenken ernst genommen würden.

Noch bis zu 400.000 Zivilisten in Rafah

Israels Armee begann vor zwei Wochen einen Bodeneinsatz im Osten der Stadt. Bis Anfang Mai hatten rund 1,5 Millionen Menschen in Rafah Zuflucht gesucht, von denen viele vor den Kämpfen in anderen Teilen des Gazastreifens flüchteten. Inzwischen sind rund 900.000 von ihnen geflohen, seit Israels Militär mit dem Einmarsch in die Stadt begonnen hat.
Derzeit sollen sich demnach noch rund 300.000 bis 400.000 Zivilisten dort aufhalten. Die Flüchtenden haben sich über den südlichen Gazastreifen verstreut, wo sie ausgedehnte Zeltlager errichteten oder sich in UN-Schulen drängten, die durch Israels frühere Offensiven bereits stark beschädigt waren.
Orte im Gazastreifen

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Hilfslieferungen ausgesetzt

Das UN-Hilfswerk für Palästina (UNRWA) setzte indes am Dienstag die Lebensmittelverteilung in Rafah vorläufig aus. Als Begründung nannte die UN-Einrichtung Lieferengpässe und die Sicherheitslage. Medienberichten zufolge hält Ägypten humanitäre Hilfsgüter wegen Israels Vorgehen in Rafah zurück. Der dortige Grenzübergang, über den zuvor Hilfe nach Gaza gelangte, ist nach der Übernahme der Kontrolle auf der palästinensischen Seite durch die israelischen Streitkräfte geschlossen.
Damit ist der Grenzübergang Kerem Schalom als Nadelöhr für Hilfsgüter nach Gaza noch wichtiger geworden, doch laut "Politico" hat Ägypten sämtliche Lieferungen über diese Passierstelle gestoppt. Ägyptische Beamte hätten die israelische Führung monatelang gedrängt, eine Bodenoffensive in Rafah nicht voranzutreiben, da dies nahe an der ägyptischen Grenze Chaos stiften und die Sicherheit des Landes gefährden würde, hieß es.
Auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah stapelten sich jetzt Hilfsgüter, schrieb die "Times of Israel". Ägypten hat Medienberichten zufolge angedeutet, es werde den Transport von Hilfsgütern durch Rafah nicht koordinieren, bis die israelischen Truppen abgezogen sind.

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